Die Westschweizer Energieversorger EOS Holding und Romande Energie werden am Standort des ehemaligen Ölkraftwerks Chavalon kein Gaskraftwerk errichten. Sie geben das Projekt aus wirtschaftlichen Gründen auf und verkauften ihre Anteile.
“Massgebend für diesen Entscheid ist auch die unvorteilhafte Entwicklung der Rahmenbedingungen”, teilte die Betreiberfirma Centrale Thermique de Vouvry SA (CTV) am Freitag mit. Wegen den tiefen Strompreisen auf dem europäischen Markt in Kombination mit den höheren Kosten für die Kompensation der CO2-Emissionen könne die Rentabilität des Kraftwerks nicht gewährleistet werden.
Zudem hätten Einsprachen gegen mehrere Baubewilligungen das Projekt verzögert. Bei einer ersten Phase der Umsetzung der Energiestrategie 2050 habe der Bund auf Gaskraftwerke setzen wollen, hielten die Eigentümer fest. “Dieses Vorhaben kann nun anscheinend nicht realisiert werden.”
Die beiden Aktionäre der CTV SA, EOS Holding (95 Prozent) und Romande Energie (5%), verkaufen deshalb ihre Anteile an den Westschweizer Bauunternehmer Orllati.
Die Orllati Gruppe führte bereits seit 2009 Abbau- und Sanierungsarbeiten aus und ist deshalb mit dem Standort vertraut. “Alle Aktivitäten im Energiesektor sind definitiv zu Ende”, sagte Marc Comina, Mediensprecher der Orllati-Gruppe, auf Anfrage der Nachrichtenagentur. Das Areal weise Potenzial auf. “Wir werden mit den lokalen Behörden die möglichen Optionen prüfen und analysieren.”
Die Aufgabe des auf 600 Millionen Franken veranschlagten Gaskombikraftwerks Chavalon markiert das Ende für das am weitesten gediehene derartige Projekt in der Schweiz. Das Kraftwerk hätte in der Nähe der Gemeinde Vouvry VS entstehen sollen.
Am Standort, einer Anhöhe im Unterwallis, thronen immer noch die Gebäude des früheren Wärmekraftwerks, das mit Schweröl aus der Raffinerie von Collombey-Muraz im Unterwallis betrieben worden war. Auch die Raffinerie wurde inzwischen von der Betreiberin Tamoil stillgelegt.
Das Kraftwerk mit einer Leistung von 400 Megawatt hätte jährlich zwei bis drei Terawattstunden elektrische Energie erzeugt und damit rund 500’000 Haushalte pro Jahr versorgt.
Die Betreiber von Chavalon hatten einen CO2-Kompensationsvertrag mit dem Bundesamt für Umwelt abgeschlossen. Einen CO2-Kompensationsvertrag mit dem Bund hatten nur die beiden Projekte von Chavalon im Wallis und von Cornaux im Kanton Neuenburg unterzeichnet, wie Rebekka Reichlin, Mediensprecherin des Bundesamtes für Umwelt (BAFU), am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte.
Es gebe derzeit auch keine Verhandlungen für weitere CO2-Kompensationsverträge. Ein CO2-Kompensationsvertrag mit dem Bund ist für mögliche Betreiber eine Voraussetzung, bevor im betroffenen Kanton ein Gesuch für eine Bau- oder Betriebsbewilligung eingereicht werden kann.
Das Projekt in Cornaux wurde aber bereits vor jenem von Chavalon aufgegeben. Im April 2015 hatte die Groupe E das Baugesuch für ein Gaskombikraftwerk zurückgezogen. Auch sie begründete den Schritt mit ungünstigen wirtschaftlichen Bedingungen.
Das Berner Energieunternehmen BKW hatte bereits 2014 angekündigt, sich nicht am Gaskombikraftwerk in Cornaux NE beteiligen zu wollen. Die BKW hatte zudem auf den Bau eines Gaskraftwerks in Utzenstorf BE verzichtet.
Sämtliche Pläne für Gaskraftwerke in der Schweiz waren von den Umweltorganisationen massiv bekämpft worden. Sie kritisierten vor allem den CO2-Ausstoss.