Schweizer Haushaltsgerätemarkt wächst 2018 um 1,3 Prozent

Schweizer Haushaltsgerätemarkt wächst 2018 um 1,3 Prozent

Im vergangenen Jahr waren Schweizer Haushaltsgeräte wie Einbau-Backöfen, Staubsauger oder Rasierapparate gefragt gewesen. Insgesamt legten die Verkäufe von Haushaltsgrossgeräten sowie Kleingeräten um 1,3 Prozent zu. Auf der anderen Seite gab es Verkaufsrückgänge bei Steamern und Kaffeemaschinen.

Dennoch wurden immerhin über 50’000 Steamer verkauft. Auch wenn nur etwa halb so viele Steamer wie Backöfen verkauft würden, sei diese Zahl eindrücklich, teilte der Fachverband Elektroapparate für Haushalt und Gewerbe Schweiz (FEA) am Freitag mit. Steamer seien in den Schweizer Küchen definitiv keine Exoten mehr. Die Haushaltsgrossgeräte verzeichneten 2018 zusammengenommen einen Zuwachs von 0,9 Prozent auf 1,5 Millionen Geräte.

Etwas schneller wuchsen die Verkäufe von Haushaltskleingeräten inklusive Wasserwärmern, die um 1,5 Prozent auf rund 5,4 Millionen Stück zulegen konnten. Wachstumstreiber waren hier vor allem die Staubsauger und Rasierapparate, die zu den meistverkauften Kleingeräten gehören.

Auf der anderen Seite bezeichnete der FEA das Minus von über 10 Prozent bei den Kaffeeautomaten als “besonders schmerzlich”, da diese ebenfalls ein grosses Volumen aufwiesen und gleichzeitig in einem relativ hohen Preissegment lägen.

Für das laufende Jahr sind die Schweizer Haushaltsgerätefirmen positiv gestimmt, wie eine Anfang Februar publizierte Umfrage des Verbandes ergeben hatte. Die Branche schreibe die mehr als ein Jahr dauernde Hochjunktur fort, hiess es damals.

Zürcher Langstrasse soll ab 2020 tagsüber autofrei werden

Die Zürcher Langstrasse soll ab 2020 tagsüber autofrei werden. Das Datum hat der Stadtrat in einer Antwort auf eine Motion von SP, Grünen und GLP bekannt gegeben. Beschlossen worden war die Massnahme für die Partymeile vom Stadtparlament bereits 2007.

Ab 2020 soll die Langstrasse im Kreis 4 zwischen der Höhe Hohl- und der Brauerstrasse den Tag durch nur noch für Busse und Velos befahrbar sein, wie es in der Antwort des Stadtrats vom 23. Januar heisst. Über diese berichtete der “Tages-Anzeiger” am Dienstag.

Das Autofahrverbot soll demnach von 5.30 bis 22 Uhr gelten. Nachts dürfen Autos weiterhin durch die Langstrasse fahren, neu sogar in beiden Richtungen. Bisher war der Abschnitt eine Einbahn. Ausserdem soll auf der Strasse künftig Tempo 30 gelten.

Zur Verzögerung geführt haben laut Stadtrat unter anderem Rekurse gegen Bauprojekte, die als Voraussetzung für das geplante zeitweilige Fahrverbot zuerst realisiert werden sollen. Konkret geht es um den Umbau und die Sanierung von mehreren Strassen im gleichen Gebiet.

Die Zürcher Langstrasse ist nicht nur eine bei Partygängern eine beliebte Ausgehmeile. Sie stellt auch eine der wichtigsten Velorouten der Stadt Zürich dar. Sie verbindet die Badenerstrasse mit dem Limmatplatz. Zudem verkehrt mit der Buslinie 32 eine für das Netz des öffentlichen Verkehrs wichtige Tangentiallinie.

Basler Wolf-Areal als neues Stadtquartier mit 550 Wohnungen

Auf dem Areal des Güterbahnhofs Wolf in Basel soll ein neues Stadtquartier mit vielfältigen Nutzungen entstehen. Wie das Quartier dereinst aussehen soll, zeigt ein am Mittwoch vorgestelltes Richtprojekt auf. Vorgesehen sind unter anderem rund 550 Wohnungen.

Das 160’000 m2 grosse Areal Wolf dient heute praktisch ausschliesslich dem Güterumschlag. Für rund 100’000 m2 sieht das Richtprojekt nun eine neue Nutzung vor, wie es an einer Medienkonferenz hiess. 62’000 m2 sollen im Osten des langgestreckten aber weiterhin für Gewerbe und Logistik zur Verfügung stehen.

Eigentümerin des Areals Wolf sind die Schweizerischen Bundesbahnen. Diese wollen zwischen der St. Jakobsstrasse und dem Gleisfeld ein “schönes neues Stück Stadt und einen spannenden lebenswerten Ort schaffen”, wie Andreas Steiger von SBB Immobilien vor den Medien sagte. Das Richtprojekt sieht 73’000 m2 Wohnfläche, 36’000 m2 Büro- und Dienstleistungsfläche sowie 11’000 m2 für öffentliche Einrichtungen, Verkauf und Gastronomie vor.

Herzstück der Areal-Umgestaltung bildet eine rund 800 m lang Hofüberbauung, in der Wohnen und Arbeiten räumlich getrennt werden. Die vorgesehenen rund 550 Wohnungen sollen im Westteil erstellt werden. Das denkmalgeschütze Dienstgebäude und historische Lagerhallen bleiben bestehen und einer öffentlichen Nutzung zugeführt.

Entstanden ist das Richtprojekt aus der Verschmelzung der beiden Vorschläge der Architekten Christ & Gantenbein (Basel) und EM2N (Zürich). Eingereicht hatten sie diese in einer 2017 durchgeführten Studie, an der insgesamt vier Architekturbüros beteiligt waren. Eine besondere Herausforderung bildete das Gleisfeld entlang des Areals wegen Lärms und Gefahrengütertransporten.

Grosses Gewicht bei der Entwicklung des heute noch ziemlich isolierten Areals wird der Mobilität beigemessen. So sind ein neuer Veloweg und ein Busbahnhof vorgesehen, der auch von Fernbussen bedient wird. Die Verbindung zum Dreispitz-Areal soll für Fussgänger und Velofahrer zudem über eine Passerelle sichergestellt werden. Angedacht ist auch eine S-Bahn-Station.

Vorangetrieben wird die Transformation des Areals Wolf von den SBB gemeinsam mit dem Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt. Kantonsbaumeister Beat Aeberhard versicherte vor den Medien, dass Gewerbe und Logistik nicht verdrängt, sondern vielmehr gestärkt werden sollen. Eine Teil der Logistik wird jedoch nach Basel Nord verlagert.

In einem nächsten Schritt erarbeiten der Kanton Basel-Stadt und die SBB nun einen Bebauungsplan, der 2020 dem Grossen Rat vorgelegt werden soll. Die ersten Bauetappen sollen 2024 in Angriff genommen werden. Nach Angaben von Andreas Steiger wird mit Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe gerechnet. Ob die SBB weitere Partner ins Boot nehmen, ist noch offen.

Realisiert werden soll das Vorhaben entsprechend den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft. Verfolgt wird zudem ein ganzheitlicher Smart-City-Ansatz, der die Lebensqualität ins Zentrum stellt.

Schon ab diesem Frühling werden im Rahmen von Zwischennutzungen in einem “Smart City Lab” auf dem Areal neue Ideen für die Mobilität und Logistik der Zukunft entwickelt. Der Wolf soll laut den Promotoren zum “smartesten Areal” der Schweiz werden.

Alpeninitiative nimmt nach Verlagerungspolitik CO2 ins Visier

Vor 25 Jahren sagte das Schweizer Stimmvolk überraschend Ja zur Alpeninitiative und krempelte damit die Verkehrspolitik um. Die Urheber sehen ihre Arbeit noch lange nicht getan und wollen künftig ihren Fokus mehr auf den Klimawandel und den CO2-Ausstoss legen.

Obwohl das Ziel der Alpeninitiative, den Güterverkehr von der Strasse auf die Schiene zu verlagern, auch nach 25 Jahren noch nicht ganz erreicht ist, ist Präsident Jon Pult zufrieden.

Unter dem Strich sei die Alpeninitiative eine sehr erfolgreiche Volksbewegung von unten, sagt er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. “Trotz Schönheitsfehlern ist das Glas halb voll, nicht halb leer.”

Der Alpenschutzartikel, dem die Stimmberechtigten am 20. Februar 1994 zustimmten, verlangt, dass das Alpengebiet vor dem Transitverkehr zu schützen ist. Das Gesetz sieht vor, dass zwei Jahre nach Eröffnung des Gotthard-Basistunnels – also ab 2018 – lediglich 650’000 Lastwagen pro Jahr die Alpen queren. Dieses Ziel wird zwar noch verfehlt.

Als klaren Erfolg verbucht die Alpeninitiative aber, dass wieder weniger Lastwagen durch die Schweizer Alpen fahren. Von 1980 bis 2001 stieg die Zahl der Lastwagenfahrten von sehr wenigen auf bis zu 1,4 Millionen pro Jahr. Heute sind es weniger als eine Million, Tendenz sinkend.

Ganz anders an den Alpenübergängen zwischen Österreich und Italien: Heute fahren pro Jahr über 2 Millionen Lastwagen allein über den Brenner – mehr als doppelt so viele wie an den vier wichtigen Schweizer Alpenübergängen am Gotthard, am San Bernardino, am Simplon und am Grossen Sankt Bernhard zusammen.

Mehr als 70 Prozent der Transitgüter rollen in der Schweiz per Eisenbahn durch die Alpen. Die Kapazität der Schiene ist allerdings noch nicht ausgereizt. Um mehr Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern, fordert die Alpeninitiative seit Jahren, dass der Bundesrat die Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) auf das Maximum erhöht.

Damit wäre die Schiene preislich konkurrenzfähiger, so Pult. Die Alpeninitiative geht beim Strassentransport von externen Kosten von 1,5 Milliarden pro Jahr aus, die von der Allgemeinheit getragen werden. Da herrschten ungleiche Spiesse.

“Mittelfristig müsste bei der Berechnung der LSVA auch der CO2-Ausstoss der Lastwagen berücksichtigt werden”, verlangt Pult weiter. Dieser habe sich seit den 1990er-Jahren nämlich kaum verringert.

Davon will freilich der Nutzfahrzeugverband Astag nichts wissen. Dies würde nur den Strassenverkehr verteuern, was am Ende auf die Kundschaft abgewälzt werden dürfte, sagte Astag-Zentralpräsident Adrian Amstutz.

Der Strassentransport habe die Verlagerungspolitik seit 2001 durch die Entrichtung der LSVA in Milliardenhöhe geschultert. Weitere “Schikanen” gegen Strassentransportunternehmen könnten nicht das Hauptproblem der fehlenden Schienenkapazitäten in Deutschland und Italien lösen. “Dort liegen die Bremsklötze”, so Amstutz weiter.

Auch eine Alpentransitbörse lehnt der Astag weiterhin klar ab. Diese propagiert die Alpeninitiative als weiteren Förderungsmechanismus für die Schiene. Ein Staat würde dabei eine begrenzte Anzahl Transitrechte vergeben. Diese Rechte würden online gehandelt. Je grösser die Nachfrage, desto höher der Preis.

“Eine Alpentransitbörse wäre ein Game Changer für den ganzen Alpenraum”, ist Pult überzeugt. Der Bundesrat habe in der Sache allerdings nie das Gespräch mit der EU gesucht. “Wir haben die Hoffnung, dass bei der neuen Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga die Verlagerungspolitik ein höheres Gewicht geniesst als unter ihrer Vorgängerin Doris Leuthard.”

Wachsam bleiben will die Alpeninitiative auch bezüglich der zweiten Röhre im Gotthard-Strassentunnel, die ab 2020 gebaut wird. Die neue Röhre dürfe nur der Sanierung und der Sicherheit und nicht einer Kapazitätsausweitung dienen, so wie der Bundesrat es vor der Volksabstimmung versprochen habe. “Ich bin optimistisch, dass die zweite Röhre keine Ausweitung bringt”, so Pult.

Künftig wollen die Vertreterinnen und Vertreter der Alpeninitiative ihre Mission, die Alpen vor den negativen Folgen des Transitverkehrs zu schützen, denn auch etwas breiter auslegen. “Es zeigt sich, dass das grösste Problem für die Alpen der Klimawandel mit dem damit verbundenen Gletscherschwund ist”, sagte Pult.

“Wir wollen dafür sorgen, dass der alpenquerende Verkehr einen substanziellen Beitrag zum Klimaschutz leistet”, sagte Pult. Hier gehe es darum darauf hinzuarbeiten, dass der CO2-Ausstoss verringert wird.

Sanierung der ehemaligen Deponie La Pila gut unterwegs

Für die Sanierung der ehemaligen Deponie La Pila vor den Toren der Stadt Freiburg liegen vier Varianten auf dem Tisch. Der Bund hat sich für die Variante eines teilweisen Aushubs der Deponie mit Kosten von 110 bis 195 Mio. Franken ausgesprochen.

Die Sanierung der Altlasten am Standort La Pila in der Gemeinde Hauterive ist seit Jahren ein Thema. In den Jahren 2016 und 2017 wurden Zusatzuntersuchungen durchgeführt, um zu klären, wie sich die Sanierungsmassnahmen auf die Saane auswirken. Aufgrund dieser Erkenntnisse wurden vier Varianten erarbeitet

Ein vollständiger Aushub der gesamte Deponie käme auf 140 bis 250 Mio. Franken zu stehen, wie aus einer Mitteilung der Freiburger Kantonsregierung vom Freitag hervorgeht. Dabei würden rund 31 Tonnen PCB entfernt.

PCB sind giftige, krebserregende Stoffe, die bis zu ihrem Verbot 1986 für verschiedene technische Zwecke verwendet wurden und so auch in Abfalldeponien gelangten. Vor mehreren Jahren wurde festgestellt, dass der PCB-Gehalt der Fische in der Saane unterhalb der Deponie über dem Grenzwert lag.

Von der ehemaligen Deponie, in der zwischen 1952 und 1973 Kehricht der Stadt Freiburg entsorgt wurde, war zu viel PCB in den Fluss und in die Fische gelangt.

Zwei weitere Sanierungsvarianten, die vom Bundesamt für Umwelt abgelehnt wurden, gehen von einem teilweisen Aushub respektive dem kleinstmöglichen Aushub aus. Hier lägen die Kosten zwischen 35 und 90 Millionen Franken.

Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) übt die Oberaufsicht aus und entscheidet über die Bundessubventionen, die 40 Prozent der Gesamtkosten der Sanierung betragen. Es favorisiert einen Mittelweg, wonach die obere Zone der Deponie vollständig ausgehoben wird.

Damit könnten 80 Prozent des PCB entfernt und die restliche Deponie dauerhaft gesichert werden. So könnten die Qualitätsziele für die Saane erfüllt werden. Der Freiburger Staatsrat will der Position des Bafu folgen, wie er am Freitag bekannt gab.

Der aktuelle Zeitplan sieht vor, das Sanierungsprojekt 2019 und das Bauprojekt 2020 vorzulegen. Damit könnte die Sanierung – nach Genehmigung durch den Grossen Rat – im Jahr 2022 beginnen.

Fast eine Viertelmillion Besucher an letzter Muba

Die 103. und letzte Ausgabe der Muba ist am Sonntag in Basel zu Ende gegangen. Fast eine Viertelmillion Besucherinnen und Besucher waren an der Dernière der ältesten Publikumsmesse zu verzeichnen.

“Das ist ein tolles Ergebnis zur Dernière und wir sind überwältigt dass sich so viele Menschen von der Muba verabschiedet haben”, sagte Sabrina Oberländer, Leiterin Kommunikation der Muba, laut Mitteilung.

Beim Schlussakt wurde unter anderem das Muba Gästebuch offiziell dem Historischen Museum Basel überreicht, bevor auf dem Abschlussfest auf 103 Jahre Geschichte angestossen wurde.

Die Schweizer Mustermesse war im Frühling 1917 als nationale Leistungsschau gestartet worden. Inzwischen sei die Muba mit den vielen Einkaufszentren und dem Online-Shopping “aus der Zeit gefallen”, hatte Ulrich Vischer, Verwaltungsratspräsident der MCH Group, bei der Eröffnung der Dernière am 8. Februar gesagt.

Die wegen fundamentalen Veränderungen in der Messe- und Eventbranche in Schwierigkeiten geratene MCH Group hat im vergangenen Jahr entschieden, die Muba sowie die Publikumsmessen Züspa in Zürich und Comptoir in Lausanne einzustellen. Die Muba litt seit Jahren unter einem Publikumsschwund. 2018 waren noch rund 124’000 Besucherinnen und Besucher gezählt worden.

Raumplanung wird ein Dauerbrenner werden

Nach der Ablehnung der Zersiedelungsinitiative setzen die Verlierer vor allem auf eine konsequente Umsetzung des Raumplanungsgesetzes (RPG). Auch für die Sieger ist der Weg mit dem RPG vorgespurt.

Für Luzian Franzini, Co-Präsident der Zersiedelungsinitiative, ist das Resultat zwar enttäuschend. Für die Jungen Grünen gebe es aber auch Erfolge zu verbuchen: “So haben wir eine wichtige und spannende Diskussion angestossen”, sagte er. Franzini sieht viel Arbeit auf sich zukommen. “Wir werden uns weiterhin aktiv in die Diskussionen um das Raumplanungsgesetz einbringen.”

Der Zürcher SP-Nationalrat Thomas Hardegger vom Pro-Komitee sieht im Raumplanungsgesetz Mängel und Fehlanreize. “Der Landverschleiss wird weiter gefördert. Eine Korrektur oder eine Ergänzung ist dringend notwendig”, sagte er.

Insbesondere bei der Erarbeitung der nächsten RPG-Revision müsse darauf geschaut werden, dass die Bauzonen am richtigen Ort seien: “Wir haben 80’000 Wohnungen am falschen Ort, die leer stehen, und auf der anderen Seite gibt es in den Städten kaum Wohnraum” sagte er weiter. Die SP schreibt von einem verpassten Schritt in Richtung einer effizienteren Bodennutzung.

Die Initiative sei nötig gewesen, weil das Moratorium für Einzonungen auslaufe, sagte der Grüne Luzerner Nationalrat Michael Töngi vom Pro-Komitee. Die Mietpreise wären im Fall einer Annahme der Initiative nicht gestiegen. “Wir werden die Gegner daran erinnern, dass sie sich im Abstimmungskampf für tiefere Mieten eingesetzt haben”, sagte er.

Für den Berner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen ist angesichts des deutlichen Resultats klar, dass die Verfechter der Initiative nun keine Forderungen zu stellen haben. “Die Leute wollen keinen Entwicklungsstopp”, sagte er. Die Initianten hätten nicht bedacht, dass die heutigen Baulandreserven vor allem im Grünen seien. “Gerade dort wäre der Druck enorm gestiegen, zu bauen.”

“Die Vorlage hat zwar ein legitimes Ziel verfolgt, dies jedoch mit zu radikalen und letztlich kontraproduktiven Mitteln”, schreibt der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. Zum Schutz des Bodens setze der Verband stattdessen auf das existierende, griffige Raumplanungsgesetz.

Für den Walliser CVP-Nationalrat Thomas Egger vom Co-Präsidium des gegnerischen Komitees hat sich einmal mehr gezeigt, dass das Stimmvolk keine radikalen Initiativen mehr wolle, die dann nicht umgesetzt werden könnten.

Das Abstimmungsresultat sei auch ein Resultat für die Landschaft: “Mit dem Raumplanungsgesetz versucht man schon, die Zersiedelung zu bremsen”, sagte Egger. Dieser Weg sei vorgespurt und nun bestätigt worden. Das Raumplanungsgesetz werde aber ein Dauerbrenner bleiben. “Es wird einen Riesenkampf geben mit den Gemeinden, wenn es darum geht, Bauzonen zurückzuzonen”, sagte er weiter.

Für den Freiburger FDP-Nationalrat und Bauernverbandspräsidenten Jacques Bourgeois ist die Initiative zu extrem gewesen. “Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes wäre eingefroren worden”, sagte er. Es sei aber auch klar, dass die Schweizerinnen und Schweizer gegen die Zersiedelung kämpfen wollten, um die Lebensqualität beizubehalten. Die Instrumente dafür seien vorhanden. Jetzt müsse bei der Umsetzung weitergemacht werden.

Zürcher wollen keine Teil-Privatisierung der Trinkwasserversorgung

Die Zürcherinnen und Zürcher wollen keine Teil-Privatisierung ihrer Trinkwasserversorgung: Sie haben das bürgerlich geprägte Wassergesetz versenkt. Zudem entschieden sie sich für die Beibehaltung von obligatorischen Kursen für Halter von “grossen und massigen Hunden”.

Gegen das Wassergesetz stimmten 198’223 Zürcherinnen und Zürcher, dafür waren 165’033. Das entspricht einem Nein-Stimmenanteil von fast 55 Prozent. Die Stimmbeteiligung lag bei 40,66 Prozent. Beim Gesetz ging es vor allem um die Frage, wer für die Wasserversorgung zuständig sein soll – nur die öffentliche Hand oder auch Private.

Regierung und eine bürgerliche Kantonsratsmehrheit wollten Privaten eine Beteiligung erlauben – bis zu einem Maximum von 49 Prozent des Kapitals und einem Drittel der Stimmrechte.

Es werde nur im Gesetz verankert, was bereits stattfinde, argumentierten sie. Beteiligungen gebe es heute schon. In vielen Gemeinden sei die Wasserversorgung in der Hand von Privaten, insbesondere von Genossenschaften.

Für die Gesetzesgegner aus linken und grünen Kreisen gehört die Wasserversorgung aber ausschliesslich in öffentliche Hand. Sie befürchten, das sonst Grossfirmen und Anlagefonds einsteigen und mit indirekten Ausschüttungen Profit abzuschöpfen versuchen. Das Stimmvolk teilte diese Befürchtungen offensichtlich.

Baudirektor Markus Kägi (SVP) bedauerte das Resultat. Das Volk habe die Chance verpasst, das veraltete Wassergesetz der heutigen Zeit anzupassen, sagte er vor den Medien.

Für Thomas Forrer, Grüner Kantonsrat und Co-Leiter des Komitees gegen das Wassergesetz, ist das Nein ein klarer Auftrag an die Regierung. “Die Bevölkerung will, dass die Wasserversorgung vollständig in öffentlicher Hand bleibt.”

Weiter beschlossen die Stimmberechtigten, an den obligatorischen Kursen für die Halter von “grossen und massigen Hunden” festzuhalten. Als “gross und massig” gilt ein Hund ab einer Schulterhöhe von 45 Zentimetern und einem Gewicht von 15 Kilogramm.

Gegen die Abschaffung der obligatorischen Hundekurse stimmten 249’824 Stimmberechtigte, 109’211 waren dafür, was einem Nein-Anteil von fast 70 Prozent entspricht. Die Stimmbeteiligung lag bei 40,5 Prozent.

Die bürgerliche Kantonsrats-Mehrheit hatte im vergangenen Jahr entschieden, die Kurse abzuschaffen, weil sie trotz grossem Aufwand nur wenig brächten. Die Zahl der Bissvorfälle sei nicht wie erhofft zurückgegangen, argumentierten sie.

Die Ratsminderheit wollte die Halter aber weiterhin zu Kursen verpflichten und ergriff das Behördenreferendum, weshalb die Vorlage nun vors Volk kam.

Auch der Regierungsrat wollte die Kurse nicht abschaffen. Er versprach aber im Vorfeld der Abstimmung, sie zu überarbeiten und dabei zu verkürzen. Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger (FDP) will die versprochene Überarbeitung nun schnell umsetzen, wie er am Sonntag sagte.

Nein zu Renovation des Kongresszentrums in Montreux

Die Stimmbevölkerung von Montreux VD hat eine finanzielle Beteiligung der Gemeinde an der Renovation des Kongresszentrums knapp abgelehnt. In den Sälen des Gebäudes finden unter anderem Konzerte des Montreux Jazz Festivals statt.

Das Ergebnis fiel mit einem Unterschied von 94 Stimmen äusserst knapp aus, wie die Stadt Montreux am Sonntag mitteilte. 3347 Nein-Stimmen standen 3253 Ja-Stimmen gegenüber. Dies entspricht einem Nein-Anteil von 50,7 Prozent.

Das vor 45 Jahren erbaute Kongresszentrum ist in die Jahre gekommen. Insbesondere in Bezug auf die Brandschutzvorschriften erfüllt das Gebäude die heutigen Anforderungen nicht mehr. Die Renovierungsarbeiten hätten nach der Ausgabe 2020 des Montreux Jazz Festivals beginnen sollen.

Nach dem Vorschlag der Stadtregierung hätte sich Montreux mit 27 Millionen Franken an den Gesamtkosten von 87 Millionen Franken beteiligen sollen.

Die Grünen von Montreux, denen das Projekt “zu gross und zu teuer war”, feierten den “Sieg” in den sozialen Medien. Auch die Partei Montreux-Libre (Mitte-rechts) sprach von einem Erfolg.

“Wir sind sehr enttäuscht, besonders weil es ein Projekt ist, an dem wir schon seit langem arbeiten und an das wir geglaubt haben”, sagte der für die Gebäude zuständige Stadtrat, Caleb Walther (Grüne), der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Kurz- und mittelfristig beginne nun eine Phase der Unsicherheit.

Welche Folgen der Entscheid für das Montreux Jazz Festival und andere Anlässe hat, ist noch unklar. Die Gemeinde werde sich möglichst schnell an die Feuer- und Elementarversicherung wenden, um herauszufinden, unter welchen Bedingungen das Kongresszentrum weiterhin Veranstaltungen durchführen könne, sagte Walther.

Mathieu Jaton, Direktor des Montreux Jazz Festival, zeigte sich enttäuscht über das Abstimmungsresultat. “Es ist ein riesiger Dämpfer, aber wir werden damit fertig”, sagte er. Er hoffe, dass die Renovationsarbeiten trotz des Neins der Gemeinde zum Projekt nach dem geplanten Zeitplan durchgeführt würden.

Schweiz will bei globaler Wasserversorgung “Teil der Lösung” sein

Acht Millionen Menschen haben dank der Schweiz besseren Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu effizienten Bewässerungssystemen für die Landwirtschaft. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) am Dienstag vorlegte.

Allerdings ist das bloss ein Tropfen auf den heissen Stein: Weltweit haben drei von zehn Menschen zuhause keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Jeden Tag sterben tausend Kinder unter fünf Jahren an Durchfallerkrankungen.

Gemäss Uno-Prognosen werden 2025 rund 1,8 Milliarden Menschen unter Wasserknappheit leiden, wie Deza-Chef Manuel Sager festhielt. Die Jahresmedienkonferenz seiner Direktion stand deshalb im Zeichen des Wassers.

Die Ressourcen seien ungleich verteilt, erklärte Sager. Der wachsende Mittelstand auf der Welt brauche mehr Wasser, was die Knappheit verschärfe – ebenso wie verschmutztes Wasser. Der Migrationsdruck könnte durch Wasserknappheit zunehmen.

Die Schweiz sei mit ihrem Wasserbedarf zwar Teil des Problems, sie könne aber auch Teil der Lösung sein. Die Deza trage deshalb dazu bei, dass neue politische sowie technische Lösungen im nachhaltigen Umgang mit Wasser im Ausland zum Zuge kommen.

Wie aus dem Halbzeitbericht der internationalen Zusammenarbeit 2017-2020 hervorgeht, engagiert sich die Deza beispielsweise bei der Verbreitung von sanitären Anlagen und bei der Verbesserung der Hygiene in Afrika, Asien und Lateinamerika. Rund drei Millionen Menschen erhielten bisher Zugang zu Toiletten und anderen Hygieneeinrichtungen.

Für die Deza ist der Wasserbereich besonders gut geeignet, um die Ziele der Direktion zu erreichen: Handeln, um die Not der ärmsten Bevölkerungsgruppen zu linden, Antworten geben auf die globalen Risiken wie den Klimawandel und einen Beitrag leisten zur weltweiten Stabilität.

Auf der Suche nach Lösungen arbeitet die DEZA auch mit dem Privatsektor zusammen. Ein Beispiel dafür ist das von der Schweiz geförderte Start-up des Libanesen Mohamad Fakhreddine. Er präsentierte in Bern einen Wasserfilter, der es erlaubt, rasch über Trinkwasser zu verfügen – zum Beispiel bei einer humanitären Krise.

Die DEZA muss auch Rückschläge hinnehmen. Ein Projekt zur umweltschonenden Abfallbewirtschaftung und Abwasserreinigung mit einer Stadtverwaltung in Bolivien wurde nach drei Jahren eingestellt. Die Bauern der Nachbarschaft hatten sich gewehrt, weil sie das dafür vorgesehene Gelände für landwirtschaftliche Zwecke nutzen wollten.

Nach Lokalwahlen und einer politischen Machtverschiebung verlor das Projekt auch die Unterstützung der städtischen Behörden. Für die Deza zeigt das Beispiel, dass ein Projekt auf die Bedürfnisse der Bevölkerung abgestützt werden muss. Sonst seien die Erfolgschancen gering.

Ende November hat der Bundesrat bereits die Eckpunkte der internationalen Zusammenarbeit für die Jahre 2021-2024 festgelegt. Die Gelder sollen vor allem in vier Regionen fliessen: Nordafrika und Naher Osten, Subsahara-Afrika, Zentral- Süd- und Südostasien sowie Osteuropa ohne EU-Staaten.

Die Ressourcen sollen schrittweise von einigen Ländern mit mittlerem Einkommen in Lateinamerika und Ostasien hin zu diesen Schwerpunktregionen verlagert werden, wie Deza-Chef Sager in Erinnerung rief.

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