Oberlandautobahn: Zürich will es mit einem Tunnel richten

Oberlandautobahn: Zürich will es mit einem Tunnel richten

Der Kanton Zürich nimmt einen neuen Anlauf für den Bau der umstrittenen Oberlandautobahn. Mit 93:57 Stimmen hat das Kantonsparlament am Montag der Fertigstellung der Autobahn zugestimmt und eine Teilrevision des kantonalen Richtplans gutgeheissen.

Vorgesehen ist, das letzte Teilstück unter dem Boden zu führen. Seit den 1970er-Jahren wird eine Lösung für eine durchgängige Autobahn durch das Zürcher Oberland verfolgt. Zuletzt scheiterte der Ausbau an einer geplanten Linienführung durch eine geschützte Moorlandschaft bei Wetzikon. Das Bundesgericht hatte 2012 diese Linienführung untersagt.

Nun nimmt der Kanton Zürich einen weiteren Anlauf. Zwischen dem Ende der Forchautostrasse und Gossau ZH soll die Autobahn nach dem Willen des Kantonsrats weitgehend in Tunnels geführt werden. So würden Natur und Siedlungen am wenigsten beeinträchtigt. Die Autobahn soll den Durchgangsverkehr in den Gemeinden reduzieren und die Region besser an die Stadt Zürich anbinden.

Parlamentarier aus dem Zürcher Oberland sprachen sich grossmehrheitlich für die Schliessung der Lücke in der Oberlandautobahn aus. SP und Grüne stemmten sich gegen den Ausbau der Verkehrswege im Oberland. Das Verkehrsproblem sei hausgemacht und werde durch die Autobahn nicht gelöst, sondern höchstens verlagert, fanden sie.

Nationalrat fällt erste Entscheide zu Stromnetzen

Der Nationalrat hat am Montag mit den Beratungen über den Ausbau der Stromnetze begonnen und erste Entscheide gefällt. Zu reden gibt vor allem die Soforthilfe für die Wasserkraft, welche die Kommission vorschlägt. Darüber entscheidet der Rat jedoch erst am Dienstag.

strommast-2218719_640Mit dem Gesetz über den Um- und Ausbau der Stromnetze will der Bundesrat die Leitungen für die Energiewende fit machen. Unter anderem sollen die Bewilligungsverfahren optimiert und beschleunigt werden.

Auch wird geregelt, wann die Leitungen in den Boden verlegt werden. Im Nationalrat war diese Frage umstritten. Mit 94 zu 90 Stimmen bei 4 Enthaltungen beschloss der Rat jedoch, im wesentlichen Punkt dem Bundesrat und dem Ständerat zu folgen.

Künftig soll das Verteilnetz grundsätzlich im Boden verlegt werden, sofern das technisch und betrieblich möglich ist und die Mehrkosten gegenüber einer Freileitung nicht zu hoch sind. Wie viel mehr die Erdleitung kosten darf, legt der Bundesrat fest, doch ist im Gesetz eine Obergrenze verankert. Demnach darf die Erdleitung höchstens drei Mal mehr kosten als die Freileitung.

Eine Minderheit aus SVP- und FDP-Vertretern plädierte vergeblich für eine tiefere Obergrenze. Demnach sollte die Erdleitung höchstens zwei Mal mehr kosten dürfen als die Freileitung. Die Mehrheit befand, damit könnten in vielen bewohnten Siedlungen keine Erdkabel verlegt werden. Er wünsche viel Vergnügen mit der betroffenen Bevölkerung, sagte Karl Vogler (CSP/OW) dazu.

Der Nationalrat blieb bei der Obergrenze somit auf Bundesrats- und Ständeratslinie. Allerdings will er zusätzliche Kriterien im Gesetz verankern, die bei der Festlegung des Mehrkostenfaktors berücksichtigt werden sollen, darunter die Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit und die Netznutzungsentgelte.

Dem Bundesrat und dem Ständerat gefolgt ist der Nationalrat auch bei Leitungen mit einer Spannung von 220 Kilovolt oder höher, der höchsten Spannungsebene. Diese können als Freileitung oder Erdkabel ausgeführt werden. Mit 94 zu 92 Stimmen bei 2 Enthaltungen hat die grosse Kammer einen Antrag abgelehnt, wonach solche Leitungen nur ausnahmsweise im Boden verlegt werden sollten.

Weitere Entscheide wird der Nationalrat am Dienstag fällen. Umstritten sind vor allem Massnahmen zur Unterstützung der Wasserkraftwerke. Die Energiekommission des Nationalrates ist der Auffassung, solche brauche es rasch. Sie will deshalb neue Regeln zur Grundversorgung in die Vorlage über den Um- und Ausbau der Stromnetze einbauen.

Damit reagierte sie auf einen Entscheid des Ständerates. Dieser will Stromunternehmen wieder erlauben, die Kosten der Eigenproduktion vollständig den gebundenen Kunden in der Grundversorgung anzulasten. Von günstig zugekauftem Strom würden damit nur die Grosskunden profitieren – eine Praxis, die das Bundesgericht gestoppt hatte.

Die Nationalratskommission bevorzugt eine andere Lösung: Verbraucher in der Grundversorgung sollen nur noch Strom aus Wasserkraft erhalten – für die Wasserkraftwerke eine faktische Abnahmegarantie. Was diese Haushalte und KMU kosten würde, wurde aber nicht abgeklärt. Zudem gab es nie eine Vernehmlassung, was auf Kritik stiess.

Ein Teil des Nationalrates möchte die Kritik berücksichtigen und diesen Teil der Vorlage an die Kommission zurückweisen, wie es FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (BE) vorschlägt. Der Antrag dürfte im Rat eine Mehrheit finden.

Auf Anhieb klinge der Vorschlag der Kommission zur Unterstützung der Wasserkraft zwar sympathisch, sagte Christian Imark (SVP/SO) in der Eintretensdebatte. Doch niemand kenne die Kostenauswirkungen auf den kleinen Konsumenten. “Das ist einfach keine seriöse Politik.”

Manche sprachen sich für den Vorschlag Wasserfallens aus, obwohl sie in der Kommission für deren Lösung gestimmt hatten – unter ihnen Martin Bäumle (GLP/ZH). Die Kommissionslösung sei nach dem Ständeratsentscheid als Kompromiss gedacht gewesen, erklärte er. Von Beginn weg sei er aber skeptisch gewesen, ob das der richtige Weg sei.

Die Befürworter einer Sofortlösung aus den Reihen der CVP, der SP und der Grünen erinnerten daran, dass die Wasserkraftwerke in Bedrängnis seien. Konkurse seien nicht ausgeschlossen. Bastien Girod (Grüne/ZH) versicherte, die finanziellen Auswirkungen der Kommissionslösung auf die Konsumenten wären minim.

Ferner betonten die Befürworter, der Ständerat habe die Diskussion ausgelöst. Dessen Lösung sei “völlig inakzeptabel”, sagte Roger Nordmann (SP/VD). Damit würden die Haushalte die Grossunternehmen subventionieren. Der Vorschlag der Nationalratskommission sei besser, doch werde ein Teil seiner Fraktion den Antrag Wasserfallens unterstützen. Auch die CVP-Fraktion ist gespalten.

Energieministerin Doris Leuthard lehnt einen “Schnellschuss” ab. Eine solche Regelung – ob in der Version des Ständerates oder der Nationalratskommission – habe nichts in dieser Stromnetz-Vorlage verloren, stellte sie fest. Ausserdem ist die Lösung laut Leuthard inhaltlich problematisch. Die Haushalte und KMU wären die “Gelackmeierten”, sagte sie.

Höhere Gebäude in Basel für mehr Wohnraum und Arbeitsplätze

Aufzonungen und Verdichtungen sollen in Basel Wohnraum für rund 5000 zusätzliche Einwohner sowie Platz für 700 Arbeitsplätze ermöglichen. Die Basler Regierung hat am Dienstag eine entsprechende Zonenplanrevision vorgestellt.

basel-699858_640Diese Zonenplanrevision bringe Massnahmen für Gebiete, auf denen bereits Gebäude stehen, sagte der Basler Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels vor den Medien. So sollen grössere Geschosszahlen erlaubt und Bebauungspläne abgeändert werden, um mehr “Dichtespielräume” zu schaffen.

Eine weitere Stärkung der Innenentwicklung ist gemäss Wessels notwendig, um die Wohnraumknappheit wirkungsvoller als bisher zu bekämpfen. Zudem soll sie die Zersiedelung der Region vermindern und den Pendlerverkehr eindämmen.

Dabei gehe man nicht mit dem Giesskannenprinzip vor, sagten die Verantwortlichen des Bau- und Verkehrsdepartements. Die Massnahmen würden auf Gebiete mit geeigneten Grössen und genügend grossen Hof- und Strassenräumen ausserhalb der bereits sehr dichten Quartiere fokussieren. Gebiete mit besonders wertvollen Ortsbildern oder “naturräumlichen Vernetzungsfunktionen” würden nicht beeinträchtigt.

Aufzonungen sieht die Zonenplanrevision in den Gebieten Lehenmatt, Wittlingerstrasse, Grienstrasse, Kayserbergerstrasse vor, sowie an den Achsen Spalenring, St. Alban Anlage/Nauenstrasse, Kleinhüningeranlage und bei der Umrahmung Landhof. Erlaubt werden sollen dort ein bis zwei Geschosse mehr als heute.

Teilweise sollen so, etwa entlang der St. Alban-Anlage, bis zu sieben Geschosse gebaut werden können. “Spielräume” für bauliche Verdichtungen will die Revision zudem unter anderem im Gebiet Gellert, dem Umfeld Bahnhof SBB, im Rappoltshof im Kleinbasel sowie im Gebiet Aeschengraben/Gartenstrasse schaffen.

Die Zonenplanrevision ergänze die bereits laufenden Areal- und Stadtteilentwicklungen. Der Bedarf nach neuem Wohnraum bleibt gemäss Wessels auf absehbare Zeit sehr gross angesichts des starken Wirtschaftswachstums. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Einwohnerzahl Basels um rund 10’000 Personen. Arbeitsplätze wurden rund 20’000 neue geschaffen.

Die Verantwortlichen gehen indes davon aus, dass die Potenziale nur langsam und schrittweise ausgeschöpft werden. Dies hänge von den Interessen der überwiegend privaten oder genossenschaftlichen Grundstückeigentümern ab.

Wessels schätzt, dass mit den Massnahmen bis ins Jahr 2035 Wohnraum für rund 2000 Menschen und Platz für rund 300 Arbeitsplätze entstehen könnte. Zusammen mit weiteren schon vorgesehenen Massnahmen soll die Einwohnerzahl von Basel in der gleichen Zeit um insgesamt rund 21’000 Menschen und die Zahl der Arbeitsplätze um 42’000 steigen.

Im Weiteren enthält die nun vorgelegte Zonenplanrevision einige formale Bereinigungen. Dazu zählen die Aufhebung und Vereinfachung von Bebauungsplänen mit veralteten Vorschriften sowie Zweckbestimmungen von Zonen für Nutzungen im öffentlichen Interesse. Zudem gibt es kleinere Korrekturen beim Wohnanteilplan.

Die Teilrevision des Zonenplans wird vom 30. Mai bis 7. Juli öffentlich aufgelegt. Geplant sind im Juni zudem drei Informationsveranstaltungen in den Quartieren. Einen Ratschlag will die Regierung zum Jahreswechsel 2017/2018 an den Grossen Rat überweisen.

Leuthard: “Nächste Schritte nicht übereilen”

Energieministerin Doris Leuthard hat sich am Sonntag erfreut gezeigt über das Ja zum Energiegesetz und im Namen des Bundesrates für das Vertrauen gedankt. Die Schweizer Stimmbevölkerung habe sich für eine Neuausrichtung der Energiepolitik entschieden.

leuthard_doris_150507_013“Nach jahrelangen Debatten in den Kommissionen und im Parlament haben wir jetzt auch die Legitimation der Stimmbevölkerung”, sagte Leuthard vor den Medien in Bern. Das Stimmvolk habe bestätigt, dass der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie, der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Förderung der Energieeffizienz der richtige Weg sei.

“Nach Fukushima wurde rasch klar, dass in der Schweiz niemand mehr in ein neues Kernkraftwerk investieren würde”, stellte Leuthard fest. Das Energiegesetz führe die Schweiz in eine moderne Energiezukunft. Die meisten neuen Regeln sollen 2018 in Kraft treten. Auf diesen Zeitpunkt wird der Netzzuschlag zur Förderung der erneuerbaren Energien angehoben.

Leuthard äusserte sich auch zu den laufenden Diskussionen über weitere Unterstützungsmassnahmen für die Wasserkraft und künftige Marktmodelle. Dabei warnte sie vor voreiligen Entscheiden. Sie rufe dazu auf, nicht “irgendwelche Beschlüsse aus der Tüte zu zaubern”, sagte Leuthard.

Das revidierte Energiegesetz enthalte Unterstützungsmassnahmen für die nächsten Jahre – 120 Millionen Franken zugunsten der Wasserkraft. Damit hätten die Betreiber nun fünf Jahre Zeit, ihre Hausaufgaben zu machen und die Kosten zu senken, befand Leuthard.

Eine wichtige Rolle spielen auch die Wasserzinsen – eine bedeutende Einnahmequelle für die Berggebiete. Das geltende Modell läuft 2019 aus. Der Bundesrat wird laut Leuthard voraussichtlich noch vor den Sommerferien eine Revision des Wasserrechtsgesetzes in die Vernehmlassung schicken.

Die Energieministerin deutete an, dass die Berggebiete wohl auf einen Teil der Einnahmen verzichten müssen. Es gelte, eine Balance zu finden, sagte sie. Der Wasserzins sei in den letzten Jahren gestiegen und habe die Produktion verteuert.

Zur Frage eines neuen Marktdesigns verwies Leuthard auf den Bericht des Bundesamtes für Energie, der Auktionen, Kapazitätsmechanismen und Quotenmodelle zur Diskussion stellt. Es bestehe aber kein Zeitdruck für Entscheide, betonte sie. Eine Präferenz für ein Modell nannte die Energieministerin nicht.

Sie stellte lediglich fest, die in den Energiekommissionen angedachten Lösungen seien aus Sicht des Bundes “nicht ausgereift”. Es brauche eine Lösung nahe am Markt mit europäischem Blick.

Auf die Frage, ob in der Schweiz ein Gaskraftwerk gebaut werden könnte, sagte Leuthard, das sei aus ihrer Sicht nicht nötig. Probleme bereiteten einige Wochen im Winter. Im Ausland gebe es aber genügend Gaskraftwerke, die wenn nötig die Schweiz beliefern könnten.

Zur einst geplanten Strommarktliberalisierung für die kleinen Kunden sagte Leuthard, solange die Schweiz mit der EU kein Rahmenabkommen abschliesse, werde es auch kein Stromabkommen geben und damit keine weitere Marktöffnung.

Die Energieministerin erinnerte an der Medienkonferenz ferner daran, dass in den kommenden Jahren ein Standort für den radioaktiven Abfall gefunden werden muss. Zudem werde die Phase der Stilllegung der Kernkraftwerke beginnen. Als erstes soll 2019 das AKW Mühleberg vom Netz gehen.

Stimmvolk heisst Energiegesetz mit 58 Prozent gut

Das Stimmvolk hat das Energiegesetz angenommen, und zwar deutlicher als erwartet. 58,2 Prozent haben am Sonntag Ja gesagt. Damit wird der Bau neuer Atomkraftwerke in der Schweiz verboten. Erneuerbare Energien und Energieeffizienz werden stärker gefördert.

pinwheel-2222471_640Insgesamt nahmen rund 1’321’900 Personen das revidierte Energiegesetz an, 949’200 lehnten es ab. Nein sagten die vier Kantone Glarus, Schwyz, Aargau und Obwalden. Am deutlichsten angenommen wurde die Vorlage in den Westschweizer Kantonen. Die höchste Zustimmung gab es in der Waadt mit 73,5 Prozent.

Das Ja hatte sich in den Umfragen abgezeichnet, doch war es im Verlauf des Abstimmungskampfes geschrumpft. In der Schlussphase konnten nun offenbar die Befürworter punkten.

Somit ist der Ausstieg aus der Atomenergie sechs Jahre nach Fukushima beschlossen. Entsprechend jubelten am Sonntag die Linke und Umweltorganisationen über den Entscheid. Allerdings haben sich der Bundesrat und das Parlament mit einem Ausstieg ohne Datum durchgesetzt. Die Initiative der Grünen, die einen Ausstieg bis 2029 forderte, hatte letzten Herbst an der Urne Schiffbruch erlitten.

Mit der Energiestrategie wird zwar der Bau neuer Atomkraftwerke verboten, doch dürfen die bestehenden so lange am Netz bleiben, wie die Aufsichtsbehörde sie als sicher erachtet. Ein Teil des Atomstroms soll eingespart, ein weiterer durch Strom aus erneuerbaren Energien ersetzt werden.

Bei den Instrumenten setzt die Energiestrategie auf das Bewährte. Photovoltaik- oder Windanlagen werden weiterhin über den Netzzuschlag gefördert.

Gleichzeitig wird die Unterstützung befristet: Neue Einspeisevergütungen werden nur noch bis Ende 2022 bewilligt, Investitionsbeiträge bis 2030. Ein Teil der Gelder ist für Subventionen an bestehende Grosswasserkraftwerke reserviert.

Daneben ist mehr Energieeffizienz angesagt. Der Energieverbrauch pro Kopf soll bemessen am Stand des Jahres 2000 bis 2035 um 43 Prozent sinken, der Stromverbrauch um 13 Prozent. Zentrales Instrument bleibt das Gebäudeprogramm, für das pro Jahr 450 Millionen Franken statt wie heute 300 Millionen Franken aus der CO2-Abgabe eingesetzt werden können.

Das Ja zu diesem Paket ist ein Sieg für Energieministerin Doris Leuthard, wohl der bedeutendste ihrer Karriere. Eine Niederlage muss die SVP einstecken, die das Referendum ergriffen hatte. Für die Partei setzt sich damit eine Serie fort: Zuletzt hatte sie erfolglos Referenden gegen die erleichterte Einbürgerung und das neue Asylgesetz ergriffen. Auch mit ihrer Durchsetzungsinitiative war sie gescheitert.

Bei der Energiestrategie erhielt die SVP Unterstützung von Teilen der FDP und der Wirtschaft. Für eine Nein-Mehrheit reichte es dennoch nicht. Die Warnungen der Gegner vor kaltem Duschen und horrenden Kosten prägten zwar den Abstimmungskampf, vermochten aber offenbar keine breite Verunsicherung auszulösen.

Die längerfristigen Kosten sind ohnehin kaum zu beziffern. Zum einen würde ein Teil der Kosten so oder so anfallen, etwa für die Erneuerung der Stromnetze. Zum anderen ist die technologische Entwicklung nicht über Jahrzehnte abzuschätzen.

Ausserdem ist unklar, mit welcher anderen Strategie die nun beschlossene verglichen werden sollte. Da die heutigen AKW das Ende ihrer Lebensdauer erreichen werden, kann der Status quo nicht als Referenz dienen. Und neue AKW sind inzwischen schon allein aus wirtschaftlichen Gründen kein Thema mehr.

Mit dem Ja vom Sonntag sind die Weichen gestellt, doch werden weitere energiepolitische Entscheide folgen. Am Sonntag haben sich die Kantone bereits in die Debatte eingeschaltet. Sie fordern Sofortmassnahmen für die Wasserkraft und unterstützen dabei den Entscheid der Umweltkommission des Nationalrates (UREK).

Diese will die Wasserkraft mit einer Abnahmegarantie stärken: Verbraucher in der Grundversorgung sollen nur noch Strom aus Wasserkraft erhalten. Der Nationalrat befasst sich in der Sommersession mit dem Geschäft.

Energieministerin Doris Leuthard warnte vor voreiligen Entscheiden. Sie rufe dazu auf, nicht “irgendwelche Beschlüsse aus der Tüte zu zaubern”, sagte sie vor den Medien in Bern. Die in der UREK angedachte Lösung sei aus Sicht des Bundes “nicht ausgereift”. Zudem enthalte das revidierte Energiegesetz bereits 120 Millionen zugunsten der Wasserkraft.

Eine wichtige Rolle spielen auch die Wasserzinsen – eine bedeutende Einnahmequelle für die Berggebiete. Das geltende Modell läuft 2019 aus. Der Bundesrat wird laut Leuthard voraussichtlich noch vor den Sommerferien eine Revision des Wasserrechtsgesetzes in die Vernehmlassung schicken.

Die Energieministerin deutete an, dass die Berggebiete wohl auf einen Teil der Einnahmen verzichten müssen. Es gelte, eine Balance zu finden. Der Wasserzins sei in den letzten Jahren gestiegen und habe die Produktion verteuert.

Ein nächster Meilenstein wird auch die Revision des CO2-Gesetzes sein. Daneben haben die Diskussionen über neue Marktmodelle begonnen, welche die Versorgungssicherheit gewährleisten sollen. Kraftwerksbetreiber könnten künftig dafür entschädigt werden, dass sie Kapazitäten bereithalten.

Mehrmonatige Strassenbaustelle: Im Kantonsrat staute sich Ärger an

Auf wichtigen Strassenbaustellen im Kanton Luzern sollen künftig Arbeiter vermehrt im Zwei- oder Dreischichtbetrieb arbeiten, um die Bauzeit zu verkürzen. Das Parlament hat am Dienstag ein entsprechendes Postulat mit 58 zu 44 Stimmen bei vier Enthaltungen überwiesen.

road-sign-663360_640Angestaut hatte sich der Ärger wegen einer Strassen- und Brückensanierung zwischen Dagmersellen und Altishofen. Dort wird der Zubringer aus dem Hinterland zur Autobahn A2 von April bis November für drei Millionen Franken erneuert. Weil eine Fahrspur gesperrt ist, kam es immer wieder zu kilometerlangen Staus.

Postulant Robert Arnold (SVP) ging die Bauerei zu lange. Er sagte, Mehrschichtbetriebe würde die Bauzeit erheblich verkürzen. Im Tunnelbau seien Dreischichtbetriebe Tatsache. Sie sollen auch für Strassensanierungen auf Hauptverkehrsachsen geprüft werden.

Auch Inge Lichtsteiner-Achermann (CVP) hielt die Prüfung eines Zweischichtbetriebs für sinnvoll. Für viele Gewerbebetriebe gehe die Sanierung nur schleppend voran. Aufgrund der langen Wartezeiten würden diese einen wirtschaftlicher Schaden erleiden.

Urban Frye (Grüne) setzte sich für den Schutz der Bauarbeiter ein. Der Gesetzgeber wolle nicht, dass Nachtarbeit eingeführt werde, weil so der Arbeitgeber oder Dritte Kosten sparen könnten. Nachtarbeit sei nur in wenigen Ausnahmefällen berechtigt. Marcel Budmiger (SP) warnte davor, angesichts des bereits erfolgten Baustarts die Planung auf den Kopf zu stellen. Dies würde wohl auch nicht zur günstigsten Lösung führen.

Baudirektor Robert Küng (FDP) kritisierte das Parlament, dass es sich mit solchen operativen Fragen beschäftigen würde. Er betonte, der Kanton würde alle Baustellen gründlich abklären. Wenn eine Fahrspur gesperrt werden müsse, halbiere sich die Verkehrskapazität unweigerlich. Er bat bei Wartezeiten um Verständnis. Man werde bei Dagmersellen keine Sommerferien einlegen. Die Bauzeit wurde unter anderem auf die Sommermonate gelegt, weil es dann auch weniger Verkehr gebe.

Stadtzürcher Kirchen setzen auf erneuerbare Energie

Die katholischen Kirchgemeinden in der Stadt Zürich nutzen verstärkt erneuerbare Energiequellen. Die Investitionen für Energiecoaching, Sanierungen und Geräte belaufen sich auf rund 13 Millionen Franken, wie der Stadtverband der katholischen Kirche am Dienstag mitteilte.

Die 23 katholischen Kirchgemeinden in der Stadt Zürich versuchen, bei allen anstehenden Renovations- und Bauvorhaben, erneuerbare Energiequellen stärker zu nutzen. Der katholische Stadtverband finanziert die Mehrkosten.

Im Vorfeld von Renovations- und Bauprojekten können die Kirchgemeinden auf ein Energiecoaching zurückgreifen, das Stadtverband und Stadt Zürich zusammen entwickelt haben. Ein Energieberater eruiert dabei Bedürfnisse und Schwachstellen der bestehenden Anlagen.

In der Leimbacher Kirchgemeinde Maria Hilf ist bereits eine Luft-Wärmepumpe am Werk, die Pfarreigebäude Peter und Paul am Stauffacher wurden einem Wärmeverbund angeschlossen, der durch eine Erdsonde gespiesen wird. Energie von oben wandeln die Photovoltaik- und Solaranlagen der Kirchgemeinden in Altstetten, Wollishofen und Höngg in Strom um. In Wipkingen soll bald eine folgen.

Weltweite Cyberattacke trifft Konzerne und Institutionen

Einer der bislang grössten Cyberangriffe weltweit hat zum Wochenende Zehntausende Computer von Konzernen und Institutionen lahmgelegt. Besonders schwer betroffen war das britische Gesundheitssystem. Die Schweiz war von dem internationalen Cyber-Angriff nicht betroffen.

africa-15428_640Das Virus nutzt in rund 100 Ländern einen bekannt gewordenen Code des US-Geheimdienstes NSA und eine Lücke im Betriebssystem Windows, wie Computerexperten am Samstag berichteten. Die Angriffswelle schien ihren Höhepunkt in der Nacht zum Samstag überschritten zu haben. Dahinter stecken offenbar Kriminelle, die Geld erpressen wollen.

Erstes Ziel des Virus war Europa, später kamen die USA dazu. So meldeten Konzerne wie der Kurierdienst FedEX, die spanische Telefónica und Renault Attacken. Dort musste die Produktion von Autos teilweise gestoppt werden. Betroffen war auch die Deutsche Bahn, das russische Innenministerium sowie weitere Grossunternehmen. Die europäische Polizeibehörde Europol sprach von einer “beispiellosen” Cyberattacke.

In Asien machte sich das Virus weniger bemerkbar. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete allerdings, in einigen Schulen und Universitäten seien Computer infiziert.

In Grossbritannien mussten wegen der Störung der IT-Systeme im Gesundheitssystem NHS Rettungswagen in andere Kliniken umgeleitet werden. Zahlreiche Patienten wurden abgewiesen und Routineeingriffe abgesagt.

Mindestens 21 Spitäler berichteten von grösseren Störungen. Die Einrichtungen seien aber nicht gezielt ins Visier genommen worden, sagte Premierministerin Theresa May.

In der Schweiz gab es keine Grossausfälle wegen Cyberattacken. Bei der Melde- und Analysestelle Informationssicherung (MELANI) gingen keine Schadensmeldungen ein.

Seine Behörde habe am Freitag gegen 16 Uhr die Betreiber der kritischen Infrastruktur über die mögliche Gefahr eines erpresserischen Cyber-Angriffs informiert, sagte MELANI-Leiter Pascal Lamia am Samstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Zu den kontaktierten Stellen gehörten etwa Energieunternehmen, Banken oder Spitäler.

Bis zum späten Samstagnachmittag seien keine Ausfälle gemeldet worden. Es sei aber möglich, dass einzelne Geräte betroffen seien. Der Angriff von Freitag sei wahrscheinlich eher zufällig zustande gekommen.

Laut Lamia wurden britische Spitäler nicht gezielt angegriffen. Ziel eines solchen Angriffs sei es, möglichst viele Stellen zu infizieren und Geld zu erpressen.

Die Finanzminister der sieben wichtigsten Industrieländer (G7) wiesen an ihrem Treffen im süditalienischen Bari auf die wachsende Gefahr solcher Attacken hin. “Wir stellen fest, dass Cyber-Vorfälle eine wachsende Gefahr für unsere Volkswirtschaften darstellen und angemessene, umfassende politische Antworten darauf für die gesamte Wirtschaft erforderlich sind”, heisst es in einem Entwurf für die Abschlusserklärung des Treffens.

Die IT-Sicherheitsfirma Avast hat weltweit über 57’000 infizierte Computer registriert. Häufig werden Zahlungen zwischen 300 und 600 Dollar in der Cyber-Währung Bitcoin verlangt, um die verschlüsselten Dateien wieder zu entschlüsseln.

Die Kriminellen setzten offenbar einen Code ein, der vom US-Geheimdienst NSA entwickelt und unter dem Namen “Eternal Blue” öffentlich wurde. Es sei eine Variation der bereits bekannten Schadsoftware “WannaCry”.

Über E-Mails werde dann eine bekannte Sicherheitslücke des Microsoft-Betriebssystems Windows genutzt, um in die Computer einzudringen. Mittlerweile hätten sich viele Sicherheitssysteme auf die Software eingestellt, so dass der Angriff an Schwung verloren habe, sagte der Manager der Sicherheitsfirma Symantec, Vikram Thakur.

Kernthema der Energiewende

Eine effiziente Nutzung erneuerbarer Energien ist ohne Speicher schwer möglich. Entsprechend grosse Aufmerksamkeit erhalten deshalb Speicherkonzepte. Teils sind sie noch im Entwicklungsstadium, teils bewähren sie sich schon am Markt. Der Kurs Energiespeicher des energie-cluster.ch stellt sie am Freitag, 23. Juni 2017 alle vor und zeigt, wie sich Speicher wirtschaftlich nutzen lassen.

Bild Flyer Energiespeicher1Vor allem die Sonne hat die Eigenschaft, dass sie häufig dann eine einträgliche Energie-Ernte verspricht, wenn der Bedarf nicht besonders gross ist. Deshalb ist es sinnvoll, ihre Wärme vom Sommer in den Winter hinein zu speichern. Und der aus Photovoltaik-Modulen gewonnene elektrische Strom sollte dann verfügbar sein, wenn es dunkel ist. Industrie, Politik und Wissenschaft haben die grosse Bedeutung der Möglichkeit, diese Energie kurz- bis mittelfristig zu speichern erkannt. Verschiedene Lösungen für thermische Speicher oder die Konservierung von unzeitig anfallendem Strom stehen heute zur Verfügung. Der Kurs des energie-cluster.ch vermittelt einen Überblick und zeigt anhand von Praxisbeispielen: Es funktioniert.

 

State of the Art

Die Energiebranche ist aktuell stark im Umbruch. Die Entwicklung der Speichertechnologien muss auf die aktuellen Geschehnisse eingehen und mit ihnen Schritt halten. Auch die Schweiz leistet einen Beitrag; in unserem Land werden an verschiedenen Fronten Lösungen vorangetrieben: Die Hochschule Luzern betreibt ein Competence Center Thermische Energiespeicher, die Berner Fachhochschule ein Energy Storage Research Center. Leitende Vertreter von beiden Institutionen kommen am 23. Juni zu Wort. Ausserdem konnte der energie-cluster.ch auch führende, erfolgreiche Unternehmen zur Teilnehme gewinnen. Die Firmen Meyer Burger und Solvatec werden mit Referaten vertreten sein. Und auch der erfolgreiche Speicherpionier Josef Jenni wird sich zum heutigen Stand der Technologie äussern. Der Anlass bietet eine Podiumsdiskussion und längere Pausen mit Tischmessen, die zum Networking und zum kritischen Austausch einladen. Bringen Sie sich ein! Eine Teilnahme ist gut investierte Zeit.

Energiespeicher

 – Grundlagen / Überblick

– Versorgungssicherheit

– Netzstabilität / Netzintegration

– Rendite

– Praxisbeispiele, Erfahrungen,

– Produkte, Dienstleistungen

Freitag, 23. Juni 2017 13.00 bis 16.50 Uhr, anschliessend Apéro mit Networking
HWZ, Hochschule für Wirtschaft Zürich, Lagerstrasse 5, 8004 Zürich

Mehr Infos/Anmeldung:  >>>

Veranstaltungs-Flyer

Weitere Informationen:

Stefanie Zülli, Junior Projektleiterin energie-cluster.ch
Monbijoustrasse 35
3011 Bern
Tel. 031 381 50 81

stefanie.zuelli@energie-cluster.ch
www.energie-cluster.ch

Neues Wasserkraftwerk in Uri wird offiziell eröffnet

Nach über eineinhalbjähriger Bau- und Anlaufzeit wird bei Bristen in Uri am Samstag in einer Woche ein neues Wasserkraftwerk feierlich eröffnet. Die 18,5 Millionen Franken teure Anlage liefert bereits seit Dezember Strom. Der Bau war umstritten, weil er in geschützter Landschaft liegt.

power-poles-503935_640Mit einem Tag der offenen Tür soll die Anlage am Chärstelenbach im Urner Maderanertal am 20. Mai feierlich eröffnet werden. Wie das Elektrizitätswerk Altdorf am Freitag mitteilte, steht das Kraftwerk auch danach Besuchern offen. Sie erhalten in einem Showroom Einblick in die Stromproduktion.

Im Dezember begann die Stromproduktion mit der kleineren von zwei Maschinengruppen. Mit dem Schmelzwasser im Frühling ging auch die zweite Gruppe in Betrieb.

Mit dem neuen Wasserkraftwerk will das Elektrizitätswerk Altdorf zusammen mit Partnern (Kanton, Korporation Uri und Gemeinde Silenen) pro Jahr Strom für rund 3100 Haushalte produzieren. Die Kosten für die Anlage liegen bei 18,5 Millionen Franken. Silenen und der Kanton Uri dürften von Wasserzinsen in der Höhe von total rund 230’000 Franken pro Jahr und zusätzlichen Steuereinnahmen profitieren.

Dem Bau ging ein längerer Streit um die Konzessionsvergabe voraus. Ein Mitbewerber hatte Einsprache erhoben. Danach beschloss der Kanton klarere gesetzliche Regeln für die Vergabe in Konkurrenzsituationen.

Der Bau der Anlage stiess zunächst auch bei Umweltverbänden auf Widerstand. Der Chärstelenbach ist eines der wenigen noch weitgehend natürlichen Fliessgewässer der Schweiz. Das Gebiet steht unter nationalem Schutz.

Aus Umweltgründen wird keine feste Restwassermenge im Bach belassen. Diese richtet sich gemäss Konzept nach dem jeweiligen Wasserangebot. Damit folge die Wassermenge im Bach einem natürlichen Verlauf, schreibt das Unternehmen.

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