Hölle, Hoffnung: Südafrikas gefährlichstes Wohnhaus wandelt sich

Hölle, Hoffnung: Südafrikas gefährlichstes Wohnhaus wandelt sich

Der Ponte City Tower galt lange als der höchste urbane Slum Südafrikas. Das Hochhaus stand für Mord und Totschlag – es war ein Symbol für den Verfall der Städte nach dem Ende des Apartheidregimes. Doch heute gibt es Licht am Ende des Tunnels.

cf56ffc1a2fae11ad9cdb61f6745dc70Wie ein grosses Biest mit einem riesigen Schlund: So wirkt der Ponte City Tower. Mitten im Stadtteil Hillbrow steht das 54-stöckige Hochhaus. Hillbrow ist verschrien als gefährlichste Gegend Johannesburgs, ja gar Südafrikas.

Der zylindrische Ponte Tower ist innen hohl, ein 173 Meter hoher düsterer Innenhof – ein Schlund. Über 14 Etagen soll sich der Müll, den die Menschen einfach aus dem Fenster warfen, hier zeitweise gestapelt haben. “Ponte, das war die Hölle”, sagt einer, der hier vor vier Jahren eingezogen ist.

Michael Luptak kannte den Ruf des Hochhauses, als er von einem Freund zu einer Einweihungsparty dorthin eingeladen wurde. Ponte, das ist lebensmüde. Das ist Gewalt, Drogen, Mord, Armut.

“In den schlimmsten Zeiten konnte man sich hier alles auf einer Etage besorgen – ob LSD-Trip oder Blowjob.” Und dann war da diese Party: 51. Stock, Ausblick über die ganze Stadt, grosse Wohnung. Luptak verliebte sich, zog kurz darauf als einer der wenigen Weissen eine Etage darüber ein.

Ponte, das war plötzlich ein Haus mitten im Wandel. Gebaut wurde das Hochhaus 1975 für reiche Weisse während des Apartheidregimes Südafrikas. Hier gab es mehrstöckige Penthäuser, Luxus. Doch dann kam der Verfall – der Tower als Sinnbild für die Geschichte des Landes.

Hillbrow wurde in den 80er Jahren zu einem “grauen Viertel”. Hier lebten nicht nur Weisse, es war eine multikulturelle Gegend, kosmopolitisch und offen.

“Die Stadt liess das Viertel daraufhin verfallen”, erzählt Luptak. Die Weissen zogen weg, Armut machte sich breit. Hillbrow wurde zu dem, was man heute in Südafrika damit verbindet. Die Mordrate ist in Südafrika schon allein etwa 40 Mal höher als in Deutschland – in Hillbrow ist alles noch viel krasser.

In den späten 2000er Jahren wurde wieder investiert – Ponte, das sollte ein besserer Ort werden. “Und das ist es heute – auch wenn viele immer noch Angst haben, hierher zu kommen”, erzählt Luptak. Der Müll wurde entsorgt, die Wohnungen renoviert, es ging vorwärts. Knapp 500 Apartments gibt es nun, rund 2500 Menschen leben im Haus.

Doch wer in das Gebäude will, muss durch ein Drehkreuz. Das dreht sich nur, wenn der Scanner den Fingerabdruck erkennt. Den müssen alle Bewohner speichern lassen. Besucher geben ihren Ausweis beim Pförtner ab. Übernachtungsgäste? Nur mit Genehmigung.

Wer seine Miete nicht zahlt, erklärt Luptak, dem wird sofort der Strom abgestellt. Sicherheit hat ihren Preis. Alles ist heute sauber, der Müll landet nicht mehr im Innenhof, sondern in Tonnen, die auf jeder Etage stehen. Es gibt einen kleinen Supermarkt im Haus, ein Internetcafé, einen Bäcker.

Luptak und sein Freund gründeten am Fusse des Turms eine kleine Firma, eine Art Gemeindezentrum. Es heisst “Dlala Nje” und bietet Touren durchs Viertel an, ist ein Treffpunkt für Hausbewohner. Vor seinem Einzug in Ponte arbeitete der heute 31-Jährige bei einer grossen Unternehmensberatung. “Und plötzlich habe ich lange Haare und lebe hier”, sagt er und lacht, als könne er es selbst nicht glauben.

Einer, der für Dlala Nje arbeitet, ist Francois Leya. Der 23-Jährige führt neugierige Touristen durchs Viertel. Nicht weit weg vom Ponte City Tower ist er aufgewachsen – den Turm immer vor Augen. “Meine Mutter hat mir gesagt: “Wenn du nicht zur Schule gehst, dann wirst du dort landen””, sagt er und grinst.

Jetzt ist er tatsächlich hier gelandet – wenn auch zum Arbeiten. Einziehen will er dort aber nicht: “Die Regeln dort sind wie bei Mama zu Hause.” Da ist er gerade erst ausgezogen.

Die ganze Gegend, das hat Leya beobachtet, habe sich verändert. Früher habe er sich nicht mit dem schönen Rucksack in die Schule getraut. “Den hätten sie mir sofort geklaut.” Heute sei das anders. “Die Leute passen aufeinander auf”, sagt Leya. Sie hätten verstanden, dass es keinen Sinn habe, sich gegenseitig fertig zu machen.

Das ist wohl ein Grund. Doch die Gegend ist auch teurer geworden. Apartments in Ponte kosten je nach Grösse im Monat umgerechnet zwischen rund 170 und 400 Franken, teilt die Kempston Group mit, der das Haus gehört. Das monatliche Durchschnittseinkommen in einem schwarzen Haushalt liegt laut Zensus aus dem Jahr 2011 bei rund 330 Franken. Bei Weissen ist es etwa sechs Mal höher.

Es gibt lange Wartelisten für die Wohnungen. Ponte, das ist heute mindestens schwarze Mittelschicht. Einen “Ort der Hoffnung” nennt es Leya.

Energie aus Tofu

Drei Männer stehen schwitzend in einem dunklen Raum und rühren in dampfenden Kesseln. Sie sind Meister in der Herstellung von Tofu im indonesischen Dorf Kalisari.

slice-the-tofu-597229_640Die Produktion des Sojabohnenquarks ist Handarbeit und folgt einer jahrhundertealten Tradition. Doch nun sorgt das althergebrachte Handwerk für eine grosse Innovation: Es versorgt den abgelegenen Ort auf der Insel Java mit günstiger erneuerbarer Energie.

“Wir machen Gas aus den Abfällen”, sagt Waroh, einer der Tofu-Hersteller. “Das ist ein riesiger Vorteil.” Bei der Produktion von Tofu entstehen grosse Mengen breiigen Abwassers.

Das wird in Kalisari nun nicht mehr in den Fluss geleitet, sondern in grossen blauen Tanks gesammelt. Versetzt mit Bakterien, entsteht daraus durch Vergärung Biogas, das direkt in die Häuser geleitet wird.

“Dank des Biogases ist vieles hier einfacher geworden”, erzählt Waroh. Früher waren die Menschen in Kalisari auf Propangas angewiesen, das aber nur unregelmässig geliefert wurde. “In einem Monat kam es, im nächsten wieder nicht”, erinnert sich Waroh, während er sich auf der blauen Gasflamme seines Küchenherdes Tee kocht. Gab es kein Gas, musste er auf Holz ausweichen.

Bislang spielen erneuerbare Energien in Indonesien kaum eine Rolle. Der aus 17’000 Inseln bestehende 250-Millionen-Einwohner-Staat stillt seinen wachsenden Energiehunger fast ausschliesslich mit fossilen Brennstoffen.

Indonesien ist deshalb einer der grössten Produzenten von Treibhausgasen. Die Regierung will das ändern: Bis 2025 soll ein Viertel des Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden.

Projekte wie das in Kalisari leisten bislang nur einen kleinen Beitrag zur Energiewende in Indonesien, doch Experten sehen in solch ungewöhnlichen Energiequellen ein enormes Potenzial.

“Es gibt abertausende Tofu-Hersteller im ganzen Land, das birgt viele Möglichkeiten”, sagt Robert de Groot von der niederländischen Entwicklungsorganisation Hivos, die bereits 20’000 Biogasanlagen in Indonesien installiert hat.

56’000 Tonnen fossiler Brennstoffe könnten jedes Jahr eingespart werden, wenn im ganzen Land Energie aus Tofu hergestellt würde, kalkuliert die staatliche Technologie-Agentur, die das Pilotprojekt in Kalisari initiiert hat.

Die Verwaltung von Kalisaria will die Biogasproduktion weiter ausbauen. Nicht nur, weil sie die Energieversorgung zuverlässiger und um ein Drittel billiger gemacht hat. Sondern weil damit auch die Umweltverschmutzung durch die Tofu-Herstellung gestoppt wurde. “Früher stank es hier und die Landwirtschaft war beeinträchtigt”, sagt Verwaltungschef Aziz Masruri.

Der Behördenvertreter zeigt auf die Tofu-Manufakturen in den Holzhäusern entlang des Flusses. Tausende Liter Abwasser wurden Tag für Tag in den Fluss gepumpt, das Gewässer begann zu faulen und verseuchte die Reisfelder flussabwärts. Nun berichteten die Reisbauern von besseren Ernten und das Wasser sei deutlich klarer, sagt Masruri.

Der Erfolg des Tofu-Projekts hat sich herumgesprochen. Aus der ganzen Region reisen Bürgermeister an, die ihre Ortschaften auch mit sauberer Energie versorgen möchten. Nächstes Jahr, so hofft Masruri, kann er ihnen ein zu hundert Prozent grünes Dorf präsentieren. “Bis dahin wollen wir autark bei der Energieversorgung sein, ohne die Umwelt zu belasten.”

Standortvorteil: Wirtschaftsraum Zürich wird mit neuem Gotthardtunnel noch attraktiver

Zürich (ots) – Mit der Eröffnung des NEAT-Basistunnels am Gotthard rücken die wirtschaftlichen Zentren Zürich und Mailand näher zusammen. Dank der noch besseren Erreichbarkeit wird die Greater Zurich Area als Sprungbrett zu Europa noch attraktiver für Investoren.

Die definitiven Schienen werden im Tunnel betoniert, aufgenommen am Donnerstag, 29. März 2012, in der Ost-Roehre des Gotthard-Basis Tunnels, etwa 5 Kilometer von Erstfeld entfernt. (Keystone/Gaetan Bally) *** NO SALES, NO ARCHIVES *** === NO SALES, NO ARCHIVES ===

Die Greater Zurich Area mit dem Flughafen Zürich ist bereits heute einen Brückenkopf zu Europa mit strategischer Bedeutung für ausländische Investoren. Mit der neuen NEAT-Verbindung wird der Wirtschaftsraum Zürich als Tor zur Gotthardregion und zur Metropolitanregion Mailand/Lombardei noch attraktiver. Zwei Wirtschaftsregionen rücken näher zusammen und sind für Unternehmen noch besser und schneller erreichbar. Die Reisezeiten im nationalen und internationalen Personenverkehr verkürzen sich deutlich und der neue Tunnel ermöglicht neben schnelleren Reisen auch den effizienteren Transport von Gütern auf der Schiene. Unternehmen in der Greater Zurich Area erhalten mit der neuen Eisenbahnverbindung auch besseren Zugang zu den Hochseehäfen Italiens – ein wichtiger Wettbewerbsvorteil.

Wirtschaftsraum Zürich kann Markt Italien besser erschliessen

Damit setzt sich die Erweiterung des Wirtschaftsraums Zürich nach Süden – nach dem Beitritt des Kantons Uri zur Greater Zurich Area zum ersten Januar 2016 – fort. Durch das Zusammenrücken des stärksten Wirtschaftsraums der Schweiz – der Greater Zurich Area – und der Metropolitanregion Mailand/Lombardei können Unternehmen und Investoren den bedeutenden Markt Italien aus der Schweiz heraus weit besser bearbeiten. Gleichzeitig wird der Wissens- und Technologietransfer auch für die Bildungs- und Forschungsinstitutionen beidseits der Alpen begünstigt.

Umgekehrt gilt für Italien: der starke Trend zur Internationalisierung wird durch die neue Tunnelverbindung begünstigt. Für expansionswillige italienische Firmen erhält der Wirtschaftsraum Zürich durch die neue Nähe eine noch grössere Bedeutung.

Sonja Wollkopf Walt, Geschäftsführerin der Greater Zurich Area AG sagt: «Der internationale Wettbewerb unter den Metropolitanregionen um ausländische Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren intensiviert. Die leistungsfähige Bahnverbindung zwischen Zürich und Mailand erhöht die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Schweiz und insbesondere des Wirtschaftsraums Zürich.»

Die Greater Zurich Area AG

Die Non-Profit-Organisation Greater Zurich Area AG ist die operative Standortmarketing-organisation des Wirtschaftsraums Greater Zurich Area. Sie akquiriert internationale Unternehmen im Ausland und unterstützt und betreut diese gemeinsam mit ihren kantonalen und städtischen Partnern von der Standortevaluation bis zur Unternehmensgründung. Trägerin ist die 1998 in Public-Private-Partnership gegründete Stiftung Greater Zurich Area Standortmarketing. Mitglieder sind die Kantone Glarus, Graubünden, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug und Zürich, die Region Winterthur und die Stadt Zürich, sowie mehrere renommierte Unternehmen der Privatwirtschaft.

Zürich: Gedränge um Wohnungen der Kronenwiese-Siedlung erwartet

Die städtische Wohnsiedlung Kronenwiese in der Nähe des Zürcher Limmatplatzes ist bald bezugsbereit. Am 3., 4. und 8. Juni können Interessierte eine Musterwohnung besichtigen und sich bewerben. Die Liegenschaftenverwaltung rechnet mit einem Grossaufmarsch.

1462538931801Die Vergabe der Wohnungen richtet sich nach den vom Gemeinderat festgelegten Grundsätzen: Angestrebt wird eine gute soziale Durchmischung. Steuerbares Einkommen und Vermögen der Bewerberinnen und Bewerber müssen in einem “angemessenen Verhältnis” stehen, wie die Stadt am Dienstag mitteilte.

Zudem wird eine möglichst gute Belegung angepeilt, die über den Mindestanforderungen liegt (Mindestanzahl Personen = Anzahl Zimmer minus eins). Die 99 Wohnungen werden im Tagblatt und auf den Internetseiten der Liegenschaftenverwaltung ausgeschrieben.

Der Nettomietzins in der Wohnsiedlung Kronenwiese liegt für eine nicht subventionierte 4,5-Zimmer-Wohnung bei rund 1500 bis 1600 Franken (plus 160 Franken Nebenkosten); dies bei einem Referenzzinssatz von 1,75 Prozent.

Ein Drittel der Wohnungen ist subventioniert. Hier kostet die 4,5-Zimmer-Wohnung netto zwischen rund 1200 und 1300 Franken. 72 Wohnungen sind Familienwohnungen mit 3,5 bis 5,5 Zimmern.

Die Liegenschaftenverwaltung unterstützt zudem die Asyl-Organisation Zürich bei der Unterbringung von Personen aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich, die das Bleiberecht als anerkannte Flüchtlinge oder vorläufig Aufgenommene erhalten haben. In der Kronenwiese sind für solche Personen zehn Wohnungen reserviert.

Neben den Wohnungen sind auch ein Doppelkindergarten/Hort, eine Kindertagesstätte sowie Gewerbe- und Lagerräume bezugsbereit. Von den sechs Geschäftsräumen sind fünf bereits vermietet.

Bei der Kronenwiese handelt es sich gemäss Mitteilung um die schweizweit erste Minergie-A-ECO-Wohnsiedlung in dieser Grössenordnung. Der gesamte Energiebedarf für Raumwärme, Warmwasser und Lüftung wird lokal und aus erneuerbarer Energie gewonnen. Dies geschieht in Form von 21 Erdsonden und der hauseigenen Photovoltaikanlage.

Gemäss Mitteilung ist das Projekt terminlich und finanziell “gut unterwegs”. Die Gesamtkosten von 64,8 Millionen Franken werden eingehalten. Das Parlament hatte dem Kredit mit deutlichem Mehr zugestimmt. Auch die Stimmberechtigten hatten im Juni 2013 mit 75 Prozent Ja gesagt.

Schweizerischer Baumeisterverband: Steuerabzüge für Ersatzneubauten: Ständerat verstolpert grosse energiepolitische Chance

Zürich (ots) – Der Schweizerische Baumeisterverband bedauert die Ablehnung von Steuerabzügen für Ersatzneubauten durch den Ständerat. Die beschlossenen Steuerabzüge für den Rückbau sind ein Schritt in die richtige Richtung, genügen aber nicht. Insgesamt hat der Ständerat die wohl grösste Chance zur Steigerung der Energieeffizienz, zur raumplanerischen Verdichtung und zur Erhöhung der Steuereinnahmen schlecht genutzt.

Knapp die Hälfte des Energieverbrauchs der Schweiz geht auf das Konto der Gebäude. Wären alle Häuser auf dem heutigen Stand der Technik, würde die Schweiz einen Drittel weniger Energie brauchen. Ersatzneubauten sind also für die Erreichung der Ziele der Energiestrategie 2050 unverzichtbar. Zudem bilden sie eine unabdingbare Voraussetzung für die raumplanerische Verdichtung: Auf bestehenden Flächen entsteht mehr Wohnraum für mehr Menschen, ohne dass Grundstücke neu erschlossen werden müssen. Die Verdichtung führt also zur Ansiedlung von mehr Steuerzahlern pro Fläche und folglich zu mehr Steuereinnahmen – und nicht zu weniger, wie der Ständerat fälschlicherweise befürchtet.

Handyantenne im Zürcher Seefeld: Gericht pfeift Stadt zurück

Eine geplante Mobilfunkantenne im Zürcher Seefeld wirke wie die sprichwörtliche “Faust aufs Auge”, hält das Baurekursgericht fest. Es heisst Beschwerden von Anwohnern gut und hebt die von der Stadt Zürich erteilte Baubewilligung wieder auf.

technology-857869_640Auf einem 1878 erstellten Wohnhaus an der Südstrasse in Zürich will ein Mobilfunkanbieter eine Basisstation installieren. Die Bausektion der Stadt Zürich erteilte dafür vor fast einem Jahr die Bewilligung.

Natürlich gingen in der Folge, wie meist bei Handyantennen-Projekten, Rekurse ein. Diesen massen der Mobilfunkanbieter und die Stadt wenig Chancen bei: Die geplante Basisstation sei zonenkonform und stehe im Einklang mit “sämtlichen massgebenden planungs-, bau- und umweltschutzrechtlichen Bestimmungen”, brachten sie vor Baurekursgericht vor.

Das Gericht kam aber zu einem anderen Schluss, wie einem am Montag veröffentlichten Urteil zu entnehmen ist. Die geplante Handyantenne erreiche “in keiner Weise die geforderte befriedigende Gesamtwirkung”. Die Grösse und Positionierung auf dem Dach möge zwar sendetechnisch ideal sein, “kann im Lichte der Einordnung jedoch überhaupt nicht genügen”.

Die zuständige 1. Abteilung des Baurekursgerichts hatte für die Beurteilung der geplanten Handyantenne unerwartet ein Vergleichsobjekt: Bei einem Augenschein vor Ort bemerkten die Richter eine ohne Baubewilligung erstellte “neue Alarmantenne des Typs Delta-8 (sichtbare Länge 3 Meter)”, wie es im Urteil heisst.

Diese aluminiumfarbige Anlage präge nicht nur das Dach, sondern das gesamte Gebäude “überaus markant” und falle als “sehr dominantes technisches Element auf”. Wie das Baurekursgericht festhält, sei diese bereits angebrachte Alarmantenne im Vergleich zur geplanten Handyantenne aber geradezu schlank dimensioniert.

Die Mobilfunkanlage, die aus einem 4,5 Meter hohen Mast mit einem zusätzlich aufgesetzten Blitzableiter von 1 Meter Länge besteht und in unmittelbarer Firstnähe platziert werden soll, würde das Erscheinungsbild der Gartenstadtsiedlung “erheblich beeinträchtigten”, kommt das Gericht nach dem Augenschein zum Schluss.

Es hebt die vor einem Jahr erteilte Baubewilligung deshalb aufgrund der mangelnden Einordnung auf. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Zürcher Kantonsrat gegen “Generell 80” auf Nord- und Westumfahrung

road-220058_640Auf der Nord- und Westumfahrung Zürich nur noch generell mit 80 Kilometer pro Stunde fahren: Gar keine gute Idee fand der Zürcher Kantonsrat am Montag und schmetterte ein Postulat der GLP, das eine Temporeduktion forderte, mit 136 gegen 25 Stimmen bei drei Enthaltungen ab.

Die GLP forderte in ihrem Vorstoss, dass sich der Zürcher Regierungsrat beim Bundesamt für Strassen (ASTRA) für “Generell 80 km/h” auf der Nord- und Westumfahrung einsetzt. “Generell 80” sollte auf der A1 zwischen Dietikon und dem Brüttiseller-Kreuz, auf der A3/A4 ab Wollishofen/Wettswil und auf der A51 ab Kloten eingeführt werden.

“Es gibt eine optimale Geschwindigkeit, bei der der Verkehr am leistungsfähigsten ist”, begründete Andreas Hauri (GLP, Zürich) das Anliegen. Bei 80 bis 85 km/h könnten Staus wenigstens teilweise vermieden werden.

Unterstützung erhielt die GLP jedoch nur von den Grünen – allerdings bloss aus “Sympathie für das Anliegen”, wie Daniel Heierli (Zürich) betonte. Der Vorstoss sei nämlich auf der falschen Ebene angesiedelt. Für Signalisationen auf Autobahnen sei allein der Bund zuständig.

Gar nicht gut kam der GLP-Vorschlag bei den Bürgerlichen an. Josef Wiederkehr (CVP, Dietikon) sprach von einem unsäglichen Vorstoss. Das Postulat der GLP gehöre in die Kategorie: “Hauptsache man spricht darüber, auch wenn das Anliegen unsinnig ist”.

Roman Schmid (SVP, Opfikon) warf der GLP vor, sie wolle nur die Autofahrer schikanieren. Autobahnen würden gebaut, um Ortschaften zu entlasten und schneller von A nach B zu kommen. Gelöst werden könnten die Verkehrsprobleme auf der Nordumfahrung nur mit einem Ausbau auf sechs Spuren.

Auch für Antoine Berger (FDP, Kilchberg) ist eine generelle Tempobeschränkung nicht mit liberalen Grundsätzen vereinbar. Die FDP setze sich jedoch für eine “dynamische Verkehrsregelung” ein, wie sie beispielsweise vom ASTRA auf der A1 erprobt werde. Auch beim Ausbau der Nordumfahrung werde ein solches System geprüft.

Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) räumte ein, dass Temporeduktionen durchaus zur Verflüssigung des Verkehrs beitragen könnten. Die Erfahrungen mit einer “dynamischen Verkehrsregelung” auf der A1 seien durchaus positiv.

Eine generelle Temporeduktion sei jedoch nicht sinnvoll. Eine solche Beschränkung könne keinen zusätzlichen Beitrag zur Behebung der Verkehrsprobleme auf dem Nationalstrassennetz im Verkehrsraum Zürich leisten. Für den Wirtschaftsraum Zürich sei jedoch ein gut funktionierendes Autobahnnetz unabdingbar.

Schutz vor Naturgefahren als Daueraufgabe für die Schweiz

Rund ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung lebt und arbeitet in Naturgefahrengebieten und benötigt Schutz. Über 500 internationale Fachleute aus aller Welt tauschen während vier Tagen in Luzern ihr Wissen über Naturgefahren aus.

high-water-876580_640Der Fachkongress INTERPRAEVENT 2016 steht unter dem Motto “Leben mit Naturrisiken”. Für die Schweiz ein bekanntes Thema. Als Alpenland habe die Schweiz wegen ihrer Exponiertheit, Siedlungsdichte und Infrastruktur wie zum Beispiel den Bahnlinien vielfältige Herausforderung, teilte das Bundesamt für Umwelt (BAFU) am Montag mit.

Die Schweiz habe aber speziell nach dem Hochwasser 2005 “gute, praktikable Lösungen erarbeitet”, sagte BAFU-Direktor Marc Chardonnens laut Medienmitteilung am Fachkongress. Der Schutz vor Naturgefahren sei eine Daueraufgabe. Angesichts der Klimaerwärmung und heftiger Niederschläge und deren Folgen werde diese auch immer komplexer.

Am Kongress tauschten Fachleute aus aller Welt ihre Erfahrungen und ihr Wissen über Naturgefahren aus. Der Luzerner Regierungsrat Robert Küng machte beispielsweise auf das Spannungsfeld Natur aufmerksam. Einerseits profiliere sich der Kanton dank der “herrlichen Natur” als Tourismusregion. Gleichzeitig fordere diese Natur heraus, mit ihren Gefahren umzugehen.

Die Fachkongresse der Internationalen Forschungsgesellschaft INTERPRAEVENT mit Sitz in Österreich finden alle vier Jahre in Europa und alternierend alle vier Jahre in Asien statt. Nach 1992 wird der Kongress nun wieder in der Schweiz abgehalten. Er dauert noch bis am Donnerstag.

Zürcher Kantonsrat lehnt GLP-Velo-Schnellstrassen-Offensive ab

Ein flächendeckendes Netz für Velo-Schnellstrassen wird es im Kanton Zürich nicht geben. Der Kantonsrat hat sich am Montag mit 96 gegen 71 Stimmen gegen ein GLP-Postulat ausgesprochen, das die freie Fahrt für Velofahrer forderte.

bike-213691_640Nach dem Willen der Grünliberalen sollte der Regierungsrat ein Konzept ausarbeiten, damit Velo-Schnellverbindungen rasch und möglichst flächendeckend umgesetzt werden können. Dabei sei es nicht zwingend notwendig, neue Strassen zu bauen. Es gehe auch darum, bestehende Behinderungen abzubauen, sagte Andreas Hauri (GLP, Zürich).

Schnellverbindungen erhöhten die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer, animierten zum Umsteigen auf das Velo und trügen somit zur Entlastung des öffentlichen Verkehrs und des motorisierten Individualverkehrs bei. Als beispielhaft in dieser Beziehung wurden Dänemark oder die Niederlande genannt.

Hierzulande stiegen viele Leute nicht auf das Velo um, weil sie das Velofahren im Verkehr als zu gefährlich erachteten, stellte Martin Neukom (Grüne, Winterthur) fest. “Wenn man von einem Lastwagen im Abstand von zehn Zentimetern überholt wird, ist das ein unangenehmes Gefühl.” Deshalb müssten die Rahmenbedingungen für Velofahrer verbessert werden.

Ruedi Lais (SP, Wallisellen) wies zudem darauf hin, dass E-Bikes heute nicht auf Radwegen verkehren dürften. Wenn man Elektrovelos für längere Fahrten fördern wolle, müssten die Infrastrukturen entsprechend angepasst werden. Das Potenzial für E-Bikes als Pendlerverkehrsmittel sei gewaltig, betonte Sonja Gehrig (GLP, Urdorf). Auch EVP und AL unterstützten das GLP-Anliegen.

Gegen Velo-Schnellstrassen votierten SVP, FDP, CVP, BDP und EDU. “Ein flächendeckendes Netz wäre white-737190_640unverhältnismässig”, meinte Christian Schucan (FDP, Uetikon am See). Es mache keinen Sinn, dort, wo es schon genügend Wege habe, Schnellstrassen zu realisieren. Auch Ruth Ackermann (CVP, Zürich) bezeichnete das Postulat als überflüssig.

Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) wies darauf hin, dass der Regierungsrat demnächst über den Velonetzplan entscheiden werde, mit dem das gesamte kantonale Veloverkehrsnetz festgelegt wird. Ziel sei es, die Attraktivität, den Komfort sowie die Sicherheit für die Radfahrenden zu verbessern.

Veloschnellrouten seien zwar ein Teil des Velo-Förderungsprogramms. Ein flächendeckendes Netz komme aber nicht in Frage. Ein solches Netz sei nicht verhältnismässig, nicht bezahlbar und widerpreche auch dem kantonalen Richtplan und der Raumplanung. Mit dem Bau von Velowegen sei nämlich oft auch Kulturlandverlust verbunden.

Gericht: Spar-Filiale kann neben Zürcher Schauspielhaus einziehen

Der Einzug einer Spar-Filiale neben dem Zürcher Schauspielhaus ist möglich: Das Baurekursgericht weist einen Rekurs der Schauspielhaus Zürich AG ab. Die Warenanlieferung sei nicht gefährlich, hält das Gericht fest. Und dass sich Spar-Kunden vor dem Schauspielhauseingang aufhalten, sei hinzunehmen.

zurich-867152_640Das Erdgeschoss im Eckgebäude links neben dem Eingang zum Zürcher Schauspielhaus soll umgenutzt werden. Die Bewilligung liegt eigentlich längst vor, um aus den bisherigen Büroräumen ein Ladengeschäft zu machen.

Doch nicht jeder Nachbar ist der Schauspielhaus Zürich AG am altehrwürdigen Pfauen genehm: So wehrte sie sich schon Ende 2013, als McDonald’s eine Filiale eröffnen wollte. Nachdem sich der Fastfood-Gigant zurückgezogen hatte, meldete die Ladenkette Spar ihr Interesse am Standort an. Deren Baugesuch, das einen “Spar express” vorsah, bewilligte die Bausektion der Stadt Zürich im vergangen November.

Gegen die Spar-Pläne wehrte sich die Schauspielhaus Zürich AG vor dem Baurekursgericht. Sie kritisierte dabei insbesondere das Logistikkonzept.

Denn für die Warenanlieferung soll unter der Woche viermal täglich ein Lieferwagen am Heimplatz vorfahren. Mangels Parkplätzen soll er auf der gegenüberliegenden Strassenseite abgestellt werden. Die Waren würden dann mit einem Rollbehälter über den Fussgängerstreifen zum Laden transportiert.

Das Schauspielhaus befürchtet, dass “die mit diesem Konzept zu erwartenden Manöver und Probleme einem Mr.-Bean-Filmchen entsprungen sein” könnten, wie aus dem am Montag im Internet veröffentlichten Urteil hervorgeht.

So könnten sich die Rollbehälter mit ihren Schwenkrollen in einem Tramgleis verkeilen, umstürzen und den Verkehr behindern. Sie seien auch zu langsam für die Dauer der Grünphasen beim Fussgängerstreifen, brachte die Schauspielhaus AG vor.

Das Baurekursgericht verweist indes auf einen “Feldversuch”: Mitarbeiter der städtischen Dienstabteilung Verkehr haben die Rollwagen begutachtet. Es habe sich gezeigt, dass eine Querung der Strasse im Fussgängerfluss praktikabel sei. Die zwei Meter hohen Rollbehälter verfügten über tramschienengängige Vollgummiräder, sie seien kompakt und kippsicher.

Der Transport der Waren über die Strasse möge umständlich sein, hält das Gericht in seinem Urteil fest. “Aus öffentlichrechtlicher Sicht spielt dies indes keine Rolle.” Und die Spar Handels AG sei ja gewillt, diese Nachteile hinzunehmen.

Die Schauspielhaus AG befürchtet gemäss des Urteils im Weiteren, dass die Kundschaft des geplanten Ladens – vor allem Mittelschüler der umliegenden Schulen – den gedeckten Eingangsbereich zum Schauspielhaus als Aufenthaltsort missbraucht und Abfall hinterlässt.

Der Eingangsbereich sei relativ eng, lärmig und für einen längeren Aufenthalt überhaupt nicht einladend, da es keine Sitzgelegenheiten gebe, entgegnete die Ladenkette während des Verfahrens.

Das Baurekursgericht hält fest, dass der bewilligte Betrieb der Spar-Filiale nicht vorsehe, dass das private Nachbargrundstück durch den Kundenverkehr in Anspruch genommen werden müsse.

Das allfällige Betreten des für die Allgemeinheit zugänglichen Eingangsbereichs des Schauspielhauses durch Spar-Kunden sei hinzunehmen, heisst es sinngemäss im Urteil. Denn dies stelle keine “Einwirkung auf die Umgebung” im Sinne des Planungs- und Baugesetzes dar.

Das Baurekursgericht weist den Rekurs der Schauspielhaus AG ab und bestätigt die Baubewilligung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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