Post testet erneut Lieferroboter

Post testet erneut Lieferroboter

Die Post führt erneut einen Test mit Lieferrobotern durch. Diese bringen in den nächsten Wochen online bestellte Waren vom Warenhaus Jelmoli zu Kunden im Stadtzentrum von Zürich.

mailbox-2476598_640So sei es beispielsweise möglich, sich ein Picknick auf eine Parkbank am See oder das neue Hemd direkt ins Büro liefern zu lassen, teilten die Schweizerische Post und Jelmoli am Dienstag vor den Medien in Zürich mit. Kurz vor Ankunft des Roboters erhalte der Kunde ein SMS, mit dem sich das Transportfach öffnen lasse.

Beliefert werden Teile der Stadtkreise 1, 2, 3 und 9. Die Bahnhofstrasse sei indes ausgenommen, sagte Jelmoli-E-Commerce-Chef Marc Huber am Rande des Medienanlasses im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda: “Wir wollten den Lieferroboter nicht ins Getümmel der Rushhour stürzen.”

Der Lieferradius ist auf 5 bis 6 Kilometer um das Warenhaus Jelmoli beschränkt. Eine so lange Fahrt dürfte etwa zwei Stunden dauern. So lange hält der Akku. Die Höchstgeschwindigkeit sei 6 km pro Stunde, sagte Post-Entwicklungschefin Claudia Pletscher. Die effektive Durchschnittsgeschwindigkeit im Einsatz dürfte etwa halb so hoch liegen.

Ab dem nächsten Montag können Kunden sechs Wochen lang ihre Waren aus dem Jelmoli-Onlineshop per Lieferroboter zu sich bringen lassen. Dazu müssen sie am Ende der Bestellung auf Google Maps ihren Zustellort mit der schwarzen Nadel setzen. Dann erhält das Wägelchen die Koordinaten und fährt los.

Für die Orientierung sind 9 Kameras, 8 Ultraschallsensoren zur Erkennung von Hindernissen vorne und Radar eingebaut. Zusätzlich hat der Roboter eine GPS-Ortung. Sollte er einmal eine Verkehrssituation nicht beurteilen können, kann er Unterstützung von einem Tele-Operateur anfordern, der am Bildschirm sitzt und Unterstützung geben kann.

Während der Testphase bekommt der Roboter bei jeder Lieferung eine Begleitperson, die im Notfall auch noch eingreifen kann. Unterwegs ist der Lieferroboter auf Gehsteigen und in Fussgängerzonen.

Strassenüberquerungen seien die grösste Herausforderung, sagte Pletscher bei einer Testfahrt vom Jelmoli zur Bar El Lokal. Die Kameras würden erkennen, ob eine Ampel rot oder grün sei. Der Roboter sei defensiv eingestellt und lerne selber hinzu. Passanten lasse er den Vortritt, sagte Pletscher.

Bei der Testfahrt zeigte sich, dass die Einstellung fast zu defensiv ist: Bis der Roboter losfuhr, war eine Ampel schon auf Gelb gesprungen und erst bei Rot erreichte er die andere Strassenseite. Die Autos mussten warten. Auch wenn viele Fussgänger unterwegs sein sollten, dürfte das Gefährt kaum noch vorwärts kommen, weil er ständig anhält.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Post Tests mit den Lieferrobotern in Bern, Köniz BE, Biberist SO und Zuchwil SO durchgeführt. Damals seien technische und gesellschaftliche Aspekte im Vordergrund gestanden. Man habe die Reaktionen der Leute erfahren wollen. Auf den rund 200 Zustelltouren habe der Lieferroboter 1000 km unfallfrei zurückgelegt, sagte Pletscher.

Es habe damals kleine Kinderkrankheiten wie etwa einen überraschend hohen Pneuverschleiss gegeben. Die habe man beseitigt.

Nun gehe es in der zweiten Phase um die Einbindung der Technologie in bestehende Logistikketten, sagte Pletscher. Man wolle die Roboter im echten Auslieferdienst für Kunden testen und Erfahrungen sammeln.

Insgesamt kämen drei Roboter zum Einsatz. Je nach Nachfrage im Onlineshop könne die Flotte aufgestockt werden, sagte Pletscher.

Man werde nicht gross Werbung für die Belieferung mit den Robotern machen, sagte Huber von Jelmoli. Zum einen sei die Pilotphase mit sechs Wochen sehr kurz. Zum anderen wisse man nicht, wie viele Fahrten pro Tag möglich seien. “Wir rechnen mit fünf bis zehn Touren pro Tag”, sagte Huber. Nach zwei Stunden muss die Batterie für 45 Minuten aufgeladen werden.

Transportieren kann das Gefährt maximal 10 Kilogramm. Das Transportfach hat etwa Platz für eine Bierkiste. Für die Kunden ist die Lieferung gratis. Jelmoli bezahle der Post die Paketlieferpreise.

Nach dem Test werden die Gefährte aber nicht definitiv bei Jelmoli zum Einsatz kommen. Dies sei nicht geplant, sagte Huber. Die Batterie sei noch etwas schwach.

Nationalratskommission legt Hilfe für Wasserkraft auf Eis

Die Energiekommission des Nationalrates (UREK) will mehr Informationen zur Lage der Stromunternehmen, bevor sie über Hilfsmassnahmen für die Wasserkraft entscheidet. Sie hat entschieden, ein entsprechendes Geschäft zu sistieren.

bulb-1839518_640Sie wolle die Versorgung mit Strom aus Wasserkraft sichern, betont die UREK in einer Mitteilung vom Dienstag. Und die Kommissionsmitglieder seien sich nach wie vor einig, dass die Wasserkraft vor grossen Herausforderungen stehe. Mögliche Massnahmen müssten aber sorgfältig geprüft werden. Die Kommission will deshalb das Ergebnis von Abklärungen der Verwaltung bei den Stromunternehmen abwarten.

Ja sagte die UREK zu einer parlamentarischen Initiative von Albert Rösti (SVP/BE). Diese verlangt, dass Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Wasserkraftwerke, die über 55 Prozent an die Schweizer Stromproduktion liefern, ihre Produktionskapazität trotz der Preisbaisse aufrechterhalten können.

Dazu sei ein zeitlich befristetes Massnahmenpaket bestehend aus zum Beispiel zinslosen oder zinsvergünstigten Darlehen zu schnüren, fordert Rösti. Ebenso sei ein neues Marktmodell zu prüfen. Die UREK hiess den Vorstoss mit 14 zu 9 Stimmen gut. Sie signalisiere damit ihren Willen, dem Thema Wasserkraft in der politischen Diskussion Gewicht zu geben, schreibt sie.

Ursprünglich hatte die Nationalratskommission sofortige Hilfsmassnahmen vorgeschlagen: Verbraucher in der Grundversorgung sollten nur noch Strom aus Wasserkraft erhalten – für die Wasserkraftwerke eine faktische Abnahmegarantie. Was das Haushalte und KMU kosten würde, wurde aber nicht abgeklärt.

Der Nationalrat lehnte es deshalb ab, eine solche Klausel in die Stromnetzvorlage einzubauen. Er beauftragte seine Kommission, erst die Folgen zu untersuchen. Mit ihren Vorschlägen im Rahmen der Beratungen zur Stromnetzvorlage hatte die Nationalratskommission auf einen Entscheid des Ständerats reagiert.

Dieser will Stromunternehmen wieder erlauben, die Kosten der Eigenproduktion vollständig den gebundenen Kunden in der Grundversorgung anzulasten. Von günstig zugekauftem Strom würden damit nur die Grosskunden profitieren – eine Praxis, die das Bundesgericht gestoppt hatte.

Big Ben wird saniert – Streit um langes Verstummen der Glocken

Streit um ein Wahrzeichen: Der Glockenschlag des Londoner Big Ben ist Montagmittag für Jahre verstummt. Wegen dringender Sanierungsarbeiten soll das Läuten voraussichtlich bis 2021 aussetzen.

architecture-1867737_640Nur zu besonderen Anlässen wie Neujahr wird es – so der Plan – zu hören sein. Nach Protesten von Abgeordneten muss sich das britische Unterhaus nach der Rückkehr aus der Sommerpause jedoch erneut mit der Länge der Glockenpause beschäftigen. Im Herbst soll dann die endgültige Entscheidung fallen.

Auch Premierministerin Theresa May und Brexit-Minister David Davis hatten Kritik an dem langen Aussetzen des Geläuts geübt. Brexit-Anhänger forderten, dass der Big Ben am Tag des EU-Austritts im März 2019 ertönen müsse.

Labour-Politiker Stephen Pound hatte ebenfalls Kritik an den langen Sanierungsarbeiten geübt und pathetisch verkündet: “Die Hoffnung ist in unserem Herzen.”

Die Labour-Abgeordnete Jess Phillips und andere Politiker bezeichneten das als “lächerlich”. Forderungen, dass Big Ben auch während der Sanierung häufig schlagen sollte, hätten nur einen Effekt: Taubheit der Arbeiter im Turm. Labourchef Jeremy Corbyn sagte, das Verstummen der Glocken sei nicht gerade ein “nationales Desaster”.

Experten verglichen die Lautstärke der Glocken in dem Turm an der Themse mit Polizeisirenen. Bei knapp 120 Dezibel könnten in der Nähe der Glocken Gesundheitsschäden auftreten.

Ausserdem wäre der organisatorische Aufwand, das Geläut während der Sanierungszeit häufiger zu ermöglichen, enorm – was die Sanierung verzögern könnte. Während der Bauphase wird unter anderem das Uhrwerk überholt und ein Lift in dem Turm am Parlament in Westminster eingebaut.

Seit etwa 157 Jahren schlägt Big Ben fast ohne Unterbrechung. Die Glocken schwiegen zuletzt 2007 und von 1983 bis 1985 wegen Bauarbeiten. Benannt wurde Big Ben vermutlich nach dem britischen Baumeister und Politiker Sir Benjamin “Ben” Hall (1802-1867).

Big Ben ist der Name für die grösste von fünf Glocken im Elizabeth Tower. Sie ist 13,7 Tonnen schwer und schlägt stündlich, die kleineren Glocken im Viertelstundentakt.

Im Volksmund wird der ganze fast 100 Meter hohe Turm als Big Ben bezeichnet. Er gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt und ist Teil des Parlaments, das zum Unesco-Weltkulturerbe gehört.

Der Big Ben ist nicht die einzige Grossbaustelle in London. Auch das Parlamentsgebäude selbst, das teils aus dem 18. Jahrhundert stammt, muss runderneuert werden. Denn seit Jahrzehnten wurde in den etwa 1100 Räumen nur das Nötigste geflickt.

So wird die Heizung in dem Gebäude nicht ausgestellt, weil man fürchtet, sie nie wieder anzubekommen. Die meisten der etwa 4000 Fenster schliessen nicht richtig, von den Wänden bröckelt es und viele Mäuse huschen durch die Gänge. Das Milliardenprojekt ist noch nicht vom Parlament abgesegnet.

Der Buckingham-Palast der Queen mit seinen 775 Räumen ist ebenfalls marode. An den elektrischen Leitungen, die sich gut 160 Kilometer durch den Palast schlängeln, wurde seit gut 60 Jahren nichts gemacht.

Das Personal musste zeitweise eindringendes Wasser mit Eimern auffangen, um Kunstwerke zu retten. Als ein Handwerker eine Privat-Toilette der Queen reparieren sollte, kam ihm nach einem Bericht der Zeitung “The Guardian” das Klo aus der Wand entgegen.

Deutlich weniger Ölheizungen in der Stadt Zürich

In der Stadt Zürich werden immer weniger Wohnungen mit Öl geheizt. Seit 1990 ist der Ölanteil von 70 auf 27 Prozent gesunken, wie Statistik Stadt Zürich am Montag mitteilte.

Im langfristigen Vergleich sei vor allem ein ausgeprägter Ersatz von Heizöl durch Gas festzustellen, heisst es in der Mitteilung. Heute werde jede zweite Wohnung in der Stadt mit Gas beheizt. Umgerüstet von Öl- auf Gasheizungen werden vor allem ältere Gebäude.

In rund 50’000 Wohnungen oder in knapp einem Viertel des Wohnungsbestandes kommen laut Statistik Stadt Zürich erneuerbare Energien zum Einsatz. Deren Bedeutung wachse dank den Fortschritten in der Energie-, Dämm- und Lüftungstechnik. Bei über 90 Prozent der seit 2014 erstellten Wohnungen würden Umgebungswärme, Abfall oder Holz als Heizquelle genutzt.

In den beiden aufstrebenden Stadtteilen Zürich-Nord und Zürich-West werden die meisten Neubauwohnungen an das städtische Fernwärmenetz angeschlossen. Im übrigen Stadtgebiet gewännen vor allem Wärmepumpen an Bedeutung, heisst es in der Mitteilung.

Der Anteil der Fernwärme stieg seit 1990 von 6 auf 16 Prozent. Die Wärmepumpen haben derzeit einen Anteil von 6 Prozent.

Kein Zweitwohnungsschock im Wallis und Graubünden

Die Bauwirtschaft im Wallis und Graubünden hat zwar unter den Folgen der Zweitwohnungsinitiative gelitten. Die von den Initiativ-Gegnern 2012 angekündigte Katastrophe und der “Ruin der Berggebiete” blieb jedoch aus.

swiss-farmhouse-1681383_640Im Wallis sprechen die Zahlen fünf Jahre nach der Annahme der Zweitwohnungsinitiative eine andere Sprache als das Katastrophen-Szenario vor der Annahme der Initiative von Helvetia Nostra, der Organisation von Franz und Vera Weber.

Erstmals seit 2011 sank in diesem Sommer die Arbeitslosenquote im Kanton Wallis unter den Schweizer Durchschnitt von 3 Prozent. “Es gab keinen Schock”, sagt Serge Metrailler, Direktor des Walliser Baumeisterverbands, der Nachrichtenagentur sda.

Er sieht einen grossen Aufschwung in der Rhoneebene, der so stark ausfällt, dass fast schon eine Überhitzung droht. Viele Baubetriebe in den Tourismusregionen in den Seitentälern hätten ihre Aktivitäten eher auf die Rhoneebene verlegt, mit einem gewissen Erfolg.

Nicht alle hätten jedoch davon profitiert. “In gewissen Tälern geht nichts mehr”, sagt Métrailler. Eine ähnliche Verschiebung gibt es auch im Kanton Graubünden. Dort brach nach der Annahme der Zweitwohnungsinitiative vor allem die Nachfrage im Hochbau ein, wie Andreas Felix, Geschäftsführer des Graubündnerischen Baumeisterverbands auf Anfrage sagte.

“In gewissen Tourismusregionen waren die Folgen drastisch.”In Graubünden konzentrierte sich die Bautätigkeit auf den Tiefbau und die Regionen Nordbünden und das Rheintal.

“Vor der Zweitwohnungsinitiative betraf 55 Prozent der Bautätigkeit den Hochbau, nun macht der Tiefbau 55 Prozent der Aufträge aus”, sagte Felix. Auch im Graubünden hätten sich Baufirmen in Tourismusgebieten neu ausrichten müssen.

Als Folge davon intensivierte sich der Wettbewerb bei den Ausschreibungen für Bauprojekte in Nordbünden und im Rheintal, sowie für Tiefbauprojekte wie Strassen, Infrastruktur der Rhätischen Bahn und Schutzbauten. Früher auf Hochbau spezialisierte Firmen seien heute auch im Tiefbau tätig.

Auch der Kanton Graubünden hat dazu beigetragen, dass der Baubranche die Aufträge nicht ausgingen. Der Kanton, traditionell ein wichtiger Auftraggeber für die Bündner Baumeister, hielt die Investitionen nach der Zweitwohnungsinitiative auf einem hohen Niveau. Das hatte eine stabilisierende Wirkung auf die Baubranche.

Insgesamt gingen im Bündner Bauhauptgewerbe nach der Zweitwohnungsinitiative zwischen 600 und 800 Stellen verloren, betroffen waren vor allem die Tourismusregionen. Dennoch verzeichnete der Kanton im Juli eine Arbeitslosenquote von nur 1,0 Prozent, weit unter dem Schweizer Durchschnitt von 3 Prozent.

Im Wallis traf es auch bei den Immobilienverkäufen vor allem die Ferienorte. “Dort ist der Markt ausgetrocknet”, sagte Paul-André Roux von der Walliser Immobilienkammer. Als Beispiel führt Roux die Verkäufe an ausländische Staatsangehörige an, welche durch die Lex Koller geregelt sind. Noch vor wenigen Jahren war das Wallis auf ungenutzte Kontingente anderer Kantone angewiesen, um die Nachfrage zu decken.

Im vergangenen Jahr nutzte das Wallis aber nur 80 Verkaufseinheiten der insgesamt 330, sagte der Präsident der Walliser Immobilienkammer. “Es verkauft sich nichts mehr und niemand traut sich zu investieren.” Schuld daran sei die Rechtsunsicherheit, etwa durch Rekurse der Organisation Helvetia Nostra.

Helvetia Nostra reicht Einsprachen gegen Bauprojekte ein, wenn sie eine Umgehung des Zweitwohnungsgesetzes vermutet, sagte Pierre Chiffelle, Anwalt der Organisation. Er erwähnte den Walliser Ferienort Verbier als Beispiel.

“3000 Bewohner, 300 Unterkünfte auf dem Markt und die Gemeinde erteilt Baubewilligungen – eine absurde Situation”, so der Anwalt von Helvetia Nostra. Er betonte, dass es auch Leute mit guten Absichten gebe, die einen Erstwohnsitz bauten. “In diesem Fall akzeptieren wir das.”

Die Zahl der Einsprachen ging massiv zurück. Nach Annahme der Zweitwohnungsinitaitive am 11. März 2012 reichte Helvetia Nostra über 2000 Einsprachen ein. Seit das Zweitwohnungsgesetz im Januar 2016 in Kraft trat, wurden nur noch 200 Einsprachen formuliert.

Archäologen entdecken in Luzern Reste einer Kirche

In der Stadt Luzern sind bei archäologischen Grabungen nicht nur die erwarteten Reste einer ehemaligen Spitalkirche entdeckt worden, sondern auch die eines Vorgängerbaus. Zudem kam neben der benachbarten Franziskanerkirche ein Friedhof zum Vorschein.

lucerne-1359909_640Die Stadt Luzern saniert zur Zeit in der links der Reuss gelegenen Kleinstadt die Leitungen und die Pflästerung. Dazu wird rund 80 Zentimeter in die Tiefe gegraben.

Weil in dem seit 800 Jahren bewohnten Teil der Altstadt historische Spuren zu erwarten waren, sind nicht nur Bauarbeiter, sondern auch Archäologen vor Ort. Die Kantonsarchäologie dokumentiere, was durch die Bauarbeiten zerstört werde, sagte Projektleiter Fabian Küng am Montag bei einer Begehung. Tiefer als 80 Zentimeter unter der Oberfläche liegende Schichten würden indes nicht angetastet.

Zur Zeit sind die Archäologen auf dem Franziskanerplatz im Einsatz. Bekannt war, dass dort bis 1656 das Heiliggeist-Spital stand. Dieses war im 13. Jahrhundert als eine der ersten Institutionen der jungen Stadt geschaffen worden, um Bedürftige, Kranke und Pilger aufzunehmen. Zu einem Spital habe damals auch eine Kirche gehört, sagte Küng.

Auf der vom Bündner Kupferstecher Martin Martini 1597 geschaffenen Stadtansicht ist neben dem Heiliggeist-Spital auch die Spitalkirche zu sehen. Das Spitalgebäude wurde 1656 abgebrochen, als die Institution vor die Stadttore verlegt wurde. Die Spitalkirche wurde 1788 abgerissen.

Bei der Grabung wurden nun nicht nur die erwarteten Reste der aus Martinis Stadtansicht bekannten Spitalkirche entdeckt, sondern auch Überreste von deren Vorgängerbau. Gemäss schriftlichen Quellen muss dieser spätestens um 1345 erstellt worden sein. Freigelegt wurden die Reste des rechteckigen Chores. Auffällig sind der gut erhaltene Mörtelboden und das Altarfundament.

Viele Hinweise zur Ausstattung gibt es nicht. Verputzfragmente zeigten, dass der Chor mit bunten Wandmalereien versehen gewesen sei, sagte Küng.

Gemäss Schriftquellen wurde die Spitalkirche im 16. Jahrhundert in zwei Etappen vollständig erneuert. Sie erhielt zunächst einen polygonalen Chor und später ein neues Kirchenschiff mit Sakristei.

Die Kirche sei eines der vier mittelalterlichen Gotteshäuser Luzerns gewesen, sagte Küng. Wegen einer wundertätigen Maria sei sie viel besucht worden. Abgerissen worden sei sie, weil sie sich in einem schlechten Zustand befunden habe.

Überbaut worden war der Standort der einstigen Spitalkirche nicht mehr. Dies dürfte daran gelegen haben, dass die Freifläche in dem dicht bebauten Gebiet gut für den Verkehr genutzt werden konnte, etwa im 19. Jahrhundert für die Kutschen, die zum nahen Posthof fuhren.

Neben dem Areal der Spitalkirche befand sich der Garten des benachbarten Franziskanerklosters. Weil die städtischen Friedhöfe stark überbelegt gewesen waren, wurde im Garten um 1600 ein Friedhof angelegt, der bis 1798 verwendet wurde. Bei den Grabungen wurden menschliche Knochen entdeckt. Diese Arbeiten sind noch im Gang.

Big Ben schweigt bis 2021 wegen Renovation

Das Londoner Wahrzeichen Big Ben wird bis zum Jahr 2021 nicht mehr schlagen. Grund dafür sind Renovierungsarbeiten im Elizabeth Tower, in dem die 13,7 Tonnen schwere Glocke hängt.

architecture-1867278_640Die Sicherheit der Arbeiter im Turm müsse während dieser Phase gewährleistet werden, teilte das britische Parlament am Montag mit. Das vorerst letzte Läuten wird am nächsten Montagmittag (21. August) zu hören sein. Nur zu ganz besonderen Anlässen – etwa Neujahr – könnten die Glocken laut Parlament dann noch ausnahmsweise läuten.

Big Ben ist eigentlich der Name für die schwerste von insgesamt fünf Glocken in dem 96 Meter hohen Turm, der direkt an der Themse liegt. Im Volksmund wird jedoch der ganze Elizabeth Tower so bezeichnet.

Seit fast 157 Jahren schlägt Big Ben fast ohne Unterbrechung. Die Glocken schwiegen zuletzt 2007 und von 1983 bis 1985 wegen Renovierungen. Benannt wurde Big Ben vermutlich nach dem britischen Baumeister und Politiker Sir Benjamin “Ben” Hall (1802-1867).

Auch das Parlamentsgebäude selbst, das teilweise aus dem 18. Jahrhundert stammt, muss dringend runderneuert werden. Seit Jahrzehnten wurde in den etwa 1100 Räumen nur das Nötigste geflickt. Das Milliardenprojekt ist noch nicht vom Parlament abgesegnet.

Der Buckingham-Palast der Queen ist ebenfalls marode. So brach schon vor Jahren ein Stück Fassade ab und verfehlte nur knapp eine Karosse des königlichen Fuhrparks. In das Gebäude regnete es auch oft herein.

SBB unterbreitet BLS im Streit um Fernverkehr ein Angebot

Im Streit um mehrere Linien des Fernverkehrs hat die SBB der BLS ein Angebot vorgelegt. Die SBB will der BLS zwar einige Fernverkehrs- und Regionalverkehrslinien abtreten. Im Gegenzug soll die BLS aber darauf verzichten, eine Fernverkehrskonzession anzustreben.

swiss-federal-railways-1878708_640Laut einem Brief der SBB-Verwaltungsratsspitze an die BLS ist die SBB bereit, Fernverkehrsverbindungen von Bern nach Olten, Biel und La Chaux-de-Fonds NE der BLS abzugeben. Die SBB möchte allerdings, dass die Züge, wenn es zur Kooperation kommt, mit beiden Logos unterwegs wären. Die SBB würde die BLS für den Betrieb entschädigen.

Im Regionalverkehr abtreten würde die SBB der BLS die Linien von Biel nach La Chaux-de-Fonds, Moutier und Solothurn und von Neuenburg nach La Chaux-de-Fonds. Ausserdem ist sie bereit, im Raum Bern in einer Werkstatt Züge gemeinsam mit der BLS zu warten.

SBB-Mediensprecherin Rahel Meile bestätigte am Samstag auf Anfrage, dass ein solches Angebot der SBB an die BLS vorliege. Die beiden Zeitungen “Der Bund” und “Tages-Anzeiger” schrieben am Samstag, sie hätten Kenntnis vom Inhalt des Briefs an die BLS.

Bestandteil des im Brief formulierten Angebots ist laut den Zeitungen die Bedingung, dass der Kanton Bern bei einem allfälligen Aktienverkauf der SBB ein Vorkaufsrecht für seine BLS-Aktien gewährt. Dem Kanton Bern gehören 55,75 Prozent des BLS-Aktienkapitals.

BLS-Sprecher Stefan Dauner sagte am Samstag auf Anfrage, die Verhandlungen zwischen SBB und BLS über Fernverkehrslinien dauerten an. In diesen Verhandlungen sei Stillschweigen vereinbart worden. Die BLS halte sich daran.

Die Linie von Bern nach La Chaux-de-Fonds betreibt die BLS heute schon. Sie gilt derzeit noch als Regionalverkehrslinie, künftig als Fernverkehr.

Die SBB hält derzeit das Monopol auf den Fernverkehrslinien in der Schweiz. Ein Grossteil der Fernverkehrskonzessionen läuft aber Ende 2017 ab. Das Bundesamt für Verkehr hat sie neu ausgeschrieben. Bis Anfang September müssen Konzessionsgesuche eingereicht werden.

Im April hatte die BLS bekanntgegeben, sie interessiere sich für eine Linie von Brig über Bern, Aarau, Zürich und Zürich-Flughafen nach Romanshorn SG. Eine weitere würde Interlaken mit Bern, Aarau, Zürich, Zürich-Flughafen und St. Gallen verbinden. Zudem wolle sie die bestehende Linie von Interlaken via Bern und Olten nach Basel übernehmen.

Auch die Südostbahn (SOB) interessierte sich noch im Frühling für eine Fernverkehrskonzession. Sie hat sich inzwischen mit der SBB darauf geeinigt, dass sie in deren Auftrag und unter dem Dach der SBB-Konzession zwei Linien betreibt, darunter die Gotthard-Bergstrecke. Dies mit gemeinsamem Logo, wie das nun die SBB der BLS vorschlägt.

Dass die SBB der BLS auch anbietet, im Raum Bern gemeinsam Züge zu warten, dürfte vor allem den Gegnern des BLS-Werkstätten-Neubauprojekts Chliforst bei Bern Auftrieb geben. Die BLS will dort – teilweise auf gerodetem Gebiet – eine neue Werkstätte auf der Fläche von 21 Fussballfeldern bauen.

Anwohner fordern schon lange eine Kooperation von BLS und SBB bei der Wartung von Zügen. Sie erhoffen sich, dass diese Kooperation den Bau der neuen Werkstatt überflüssig machen würde. 2015 forderte auch die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz eine Zusammenarbeit der beiden Bahnunternehmen.

Wasser stoppt Tunnelbauer bei Südumfahrung in Küssnacht SZ

Knapp ein Jahr nach dem Anstich für den bergmännischen Tunnel der Südumfahrung in Küssnacht sind die Tunnelbauer auf Wasser gestossen. Die Arbeiten mussten unterbrochen werden.

central-switzerland-111276_640Rund die Hälfte der 348 Meter Untertagebau des Tunnels Burg seien ausgebrochen, teilte das Baudepartement Schwyz am Donnerstag mit. Mitte Juli zwang ein unerwarteter Wasserzutritt die Arbeiter, den Tunnelvortrieb einzustellen. Der Tunnel als Herzstück der Umfahrung wird von Norden her vorgetrieben.

Im betroffenen Gebiet befinde man sich im Lockergestein, erklärte Projektleiter Kurt Waber auf Anfrage. Bei der vorauseilenden Sicherung würde jeweils rund 15 bis 20 Meter voraus gebohrt. Dabei sei Wasser angezapft und das Loch vorerst wieder geschlossen worden.

Es gelte nun, die Geländemodelle zu verfeinern und möglicherweise weitere Erkundigungsbohrungen vorzunehmen. “An der Route kann man in einem so kurzen Tunnel nichts ändern, es ist jetzt eine Frage der Sicherung”, sagte Waber.

Die Abklärungen über die Gründe für den Wasserzutritt werden einige Zeit in Anspruch nehmen. Wann die Tunnelarbeiten wieder aufgenommen werden können, hänge vom Ergebnis der geologischen Untersuchungen ab.

Weil der Vortrieb solange ruhen muss, habe die Bauherrschaft entschieden, die Arbeiten nun auf der Südseite im Gebiet Räbmatt aufzunehmen. Dort sind bereits zehn Meter Tunnel gebaut, die Stelle wäre für den Durchstich vorgesehen gewesen.

Der Boden bestehe auf dieser Seite aus Schotter, die Geologie sei bekannt. Die Arbeiten werden voraussichtlich in der letzten Augustwoche beginnen. Allfällige Auswirkungen auf den Terminplan der Südumfahrung und auf die Gesamtkosten lassen sich im Moment noch nicht abschätzen. Die Eröffnung ist für Sommer 2019 vorgesehen.

Die Südumfahrung Küssnacht wird als Hauptstrasse gebaut und total 1230 Meter lang sein. Die Kosten für die Strasse, die den Ort vom Durchgangsverkehr entlasten soll, werden auf 120 Millionen Franken veranschlagt. Bauherr der Südumfahrung ist der Kanton Schwyz.

Küssnacht hat seit 1972 eine Nordumfahrung, die das Dorfzentrum vom Verkehr in Richtung Luzern entlastet. Auf die Südumfahrung – die Entlastung vom Verkehr zu den Luzerner Seegemeinden an der Rigi-Südflanke – mussten die Küssnachter jahrzehntelang warten. Spatenstich war im Juni 2015.

Die Südumfahrung wird zusammen mit der Nordumfahrung in ein Gesamtverkehrssystem eingebunden. Zu diesem gehören weitere Strassenausbauten, aber auch eine Verkehrsberuhigung im Dorfkern und in den zentrumsnahen Quartieren.

Grünes Licht vom Basler Appellgericht für Eventhallen im Rheinhafen

Die Chancen für Zwischennutzungs-Eventhallen im Basler Rheinhafen steigen: Das Appellationsgericht hat am Donnerstag einen Anwohner-Rekurs gegen das Baugesuch abgewiesen. Nun prüfen die Rekurrenten den Weiterzug, und die Hallen-Träger hoffen auf eine neue Nutzungsfrist.

basel-699858_640Das Baugesuch für vier Eventhallen auf einem früheren Tanklagerareal am Klybeckquai hatte der Verein Shift Mode 2014 eingereicht, für eine vielfältige Zwischennutzung bis Ende 2019. Die 2015 erteilte Baubewilligung focht eine benachbarte Wohngenossenschaft an. Vor der der Baurekurskommission blitzte jene im Januar 2016 ab, zog aber weiter, sodass nun das Appellationsgericht am Zug war.

Das Gericht wies alle drei Hauptargumente der Anwohner, die insbesondere um ihr Nachtruhe fürchten, klar ab: Erstens sei das provisorische Projekt zonenkonform, zweitens sei die Verkehrsfrage angesichts des eher urbanen Zielpublikums lösbar, und drittens seien die Lärmschutzvorschriften in den Plänen korrekt umgesetzt.

Der Gerichtspräsident hielt fest, dass das Areal heute in der Zone 7 liegt, wo Industrie und Gewerbe vorgesehen sind, die deutliche Immissionen bringen. Eventhallen seien da zwar eher nicht vorgesehen, als Provisorien jedoch zulässig.

Das vorgelegte Verkehrskonzept sei “plausibel” trotz grossen Unsicherheiten über die genaue Nutzung der Eventhallen, weil das angepeilte städtische Publikum den ÖV zu nutzen gewohnt sei. In der Baubewilligung festgeschrieben, lege es verbindlich Maxima fest und verlange Lenkungs- und Schutzmassnahmen ab einem gewissen Andrang.

Der Gerichtspräsident liess gewisses Verständnis erkennen für Ängste der Rekurrenten um ihre Nachtruhe, verwies aber auf das geltende Recht: Verschiedene Lärmarten – etwa von Bahn oder Kulturbetrieben – hätten unterschiedliche Grenzwerte und Messweisen. Das Bauprojekt erfülle die Vorgaben; bei der Bauabnahme müsse man darauf Acht geben.

Sowohl die Anwohnerseite als auch Shift Mode beklagten sich überdies über andauernde Verstösse gegen das dort geltende Fahrverbot für alle Motorfahrzeuge – die Polizei setze dieses nicht durch. Für den Präsidenten ist dies jedoch als Vollzugsfrage nicht relevant für den Hallenbau.

Zu beurteilen habe das Gericht nur die rechtliche Zulässigkeit des Bauprojektes für die Eventhallen, betonte der Präsident; die Zukunft des ganzen Areals hingegen sei politisch zu klären. Das Projekt sei juristisch “absolut zulässig”, daher werde die Beschwerde gegen den Entscheid der Baurekurskommission abgelehnt.

Die Gerichtsgebühr wurde indes auf 1000 Franken halbiert, weil die Behörden das rechtliche Gehör in einem Punkt verletzt hatten: Die Beschwerdeführer hatten moniert, eine statt eingeschrieben nur mit A-Post versandte Einladung zu einem Augenschein 2016 nicht erhalten und so eine Teilnahme verpasst zu haben. Inhaltlich ist dies mit dem Augenschein des Appellationsgerichts vom Donnerstag “geheilt”.

Mit dem Rechtsstreit ist indes bereits ein erheblicher Teil der einst vorgesehenen Nutzungszeit verstrichen. Deshalb will der private Zwischennutzungs-Verein Shift Mode gemäss einer Sprecherin nun mit den Kantonsbehörden aushandeln, die Fünfjahresfrist – nach Rechtskraft des Urteils – neu auf 2019 bis 2023 anzusetzen.

Für den Verein und seine idealistisch motivierten Mitglieder sei der aufwändige und teure Rechtsstreit ein existenzielles Problem, sagte die Sprecherin. Die Einnahmen aus der komfortablen Halle seien notwendig zur Finanzierung der ganzen Zwischennutzung samt diversen niederschwelligen Angeboten, die auch dem Quartier nützten.

Der Sprecher der Wohngenossenschaft äusserte in seinem Plädoyer die Befürchtung, angesichts der hohen Baukosten des Hallenprojektes werde es kaum bei fünf Jahren Nutzung bleiben. Tatsächlich wünschte sich Shift Mode eigentlich lieber zehn Jahre, rechnet aber nicht mit einem Entgegenkommen des Kantons.

Ungewöhnlich an diesem Baurechts-Streit ist, dass sich zwei Parteien aus dem tendenziell linken Lager gegenüber stehen. Beide deuteten Verständnis für das jeweils andere Lager an, aber auch Frust über die Gegnerschaft. Beide betrachten sich bis zu einem gewissen Grad als Opfer der Delegations-Politik des Präsidialdepartementes.

Die Kosten des Hallenprojekt an der Uferstrasse 40 waren auf 1,75 Millionen Franken veranschlagt worden. Eine zunächst als Partnerin des Vereins und Hallen-Ankermieterin involvierte Kunstmessefirma ist wegen der Rechtsunsicherheit inzwischen ausgestiegen.

Shift Mode war von der Basler Regierung 2013 als Hauptträger für die Zwischennutzung des Ex-Migrol-Areals bestimmt worden. Bis 2019 kann der Verein dort insgesamt 12’500 m2 nutzen – die bisherigen Angebote erfreuen sich bei gutem Sommerwetter grosser Beliebtheit.

2014 war dieses Hafenareal im Übrigen von der Polizei geräumt worden, weil es zuvor von sogenannten Wagenleuten besetzt worden war. Jenen hatte die Regierung in der Folge 2500 m2 zugestanden.

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