Archäologen entdecken in Luzern Reste einer Kirche

In der Stadt Luzern sind bei archäologischen Grabungen nicht nur die erwarteten Reste einer ehemaligen Spitalkirche entdeckt worden, sondern auch die eines Vorgängerbaus. Zudem kam neben der benachbarten Franziskanerkirche ein Friedhof zum Vorschein.

lucerne-1359909_640Die Stadt Luzern saniert zur Zeit in der links der Reuss gelegenen Kleinstadt die Leitungen und die Pflästerung. Dazu wird rund 80 Zentimeter in die Tiefe gegraben.

Weil in dem seit 800 Jahren bewohnten Teil der Altstadt historische Spuren zu erwarten waren, sind nicht nur Bauarbeiter, sondern auch Archäologen vor Ort. Die Kantonsarchäologie dokumentiere, was durch die Bauarbeiten zerstört werde, sagte Projektleiter Fabian Küng am Montag bei einer Begehung. Tiefer als 80 Zentimeter unter der Oberfläche liegende Schichten würden indes nicht angetastet.

Zur Zeit sind die Archäologen auf dem Franziskanerplatz im Einsatz. Bekannt war, dass dort bis 1656 das Heiliggeist-Spital stand. Dieses war im 13. Jahrhundert als eine der ersten Institutionen der jungen Stadt geschaffen worden, um Bedürftige, Kranke und Pilger aufzunehmen. Zu einem Spital habe damals auch eine Kirche gehört, sagte Küng.

Auf der vom Bündner Kupferstecher Martin Martini 1597 geschaffenen Stadtansicht ist neben dem Heiliggeist-Spital auch die Spitalkirche zu sehen. Das Spitalgebäude wurde 1656 abgebrochen, als die Institution vor die Stadttore verlegt wurde. Die Spitalkirche wurde 1788 abgerissen.

Bei der Grabung wurden nun nicht nur die erwarteten Reste der aus Martinis Stadtansicht bekannten Spitalkirche entdeckt, sondern auch Überreste von deren Vorgängerbau. Gemäss schriftlichen Quellen muss dieser spätestens um 1345 erstellt worden sein. Freigelegt wurden die Reste des rechteckigen Chores. Auffällig sind der gut erhaltene Mörtelboden und das Altarfundament.

Viele Hinweise zur Ausstattung gibt es nicht. Verputzfragmente zeigten, dass der Chor mit bunten Wandmalereien versehen gewesen sei, sagte Küng.

Gemäss Schriftquellen wurde die Spitalkirche im 16. Jahrhundert in zwei Etappen vollständig erneuert. Sie erhielt zunächst einen polygonalen Chor und später ein neues Kirchenschiff mit Sakristei.

Die Kirche sei eines der vier mittelalterlichen Gotteshäuser Luzerns gewesen, sagte Küng. Wegen einer wundertätigen Maria sei sie viel besucht worden. Abgerissen worden sei sie, weil sie sich in einem schlechten Zustand befunden habe.

Überbaut worden war der Standort der einstigen Spitalkirche nicht mehr. Dies dürfte daran gelegen haben, dass die Freifläche in dem dicht bebauten Gebiet gut für den Verkehr genutzt werden konnte, etwa im 19. Jahrhundert für die Kutschen, die zum nahen Posthof fuhren.

Neben dem Areal der Spitalkirche befand sich der Garten des benachbarten Franziskanerklosters. Weil die städtischen Friedhöfe stark überbelegt gewesen waren, wurde im Garten um 1600 ein Friedhof angelegt, der bis 1798 verwendet wurde. Bei den Grabungen wurden menschliche Knochen entdeckt. Diese Arbeiten sind noch im Gang.

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