Bahnfahrt ins Tessin dauert ab Sonntag länger

Ab Sonntag bis Dezember 2020 machen die Züge zwischen Zürich und dem Tessin einen Umweg über Rotkreuz ZG. Grund dafür sind Bauarbeiten, mit denen die Einspurstrecke am östlichen Zugerseeufer leistungsfähiger gemacht werden soll.

Wegen den 200 Millionen Franken teuren Bauarbeiten sperren die SBB auf der Achse Zürich-Tessin die Strecke Zug Oberwil -Walchwil-Arth-Goldau komplett. Die Züge verkehren wegen der Sperrung via Rotkreuz und Immensee am westlichen Zugerseeufer. Die Fahrzeiten zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin verlängern sich um bis zu 15 Minuten.

Diese Sperrung wirkt sich auf die Fahrpläne der gesamten Gotthardachse aus. Aus Rücksicht auf die Anschlüsse, werden die Fahrzeiten der Züge von Basel und Luzern Richtung Gotthard den längeren Reisezeiten der Zürcher Züge angepasst. Die S-Bahnen im Raum Zug-Schwyz verkehren teilweise zu anderen Zeiten, im Gegenzug wird das Busangebot ausgebaut. Weil die Schnellzüge aus der Deutschschweiz später im Tessin ankommen respektive dort früher Richtung Norden abfahren, gibt es auch Änderungen im Fahrplan der Tessiner S-Bahn.

Die SBB empfehlen den Passagieren, vor einer Fahrt auf der App oder im Internet den jeweils aktuellen Fahrplan abzurufen. Doch auch vor Ort wird den Reisenden geholfen.

In den ersten Wochen stünden täglich Kundenbetreuer in Luzern, Arth-Goldau, Rotkreuz, Zug und Brunnen im Einsatz, erklärte die SBB an einem Medientermin in Walchwil. Danach würden in Luzern und Arth-Goldau weiterhin täglich und in Zug und Rotkreuz bei Bedarf Auskunftspersonen auf den Perrons sein.

Die Sperrung einer Bahnstrecke für eineinhalb Jahre ist eine Seltenheit. Jacques Boschung, Leiter SBB Infrastruktur, begründet dies damit, dass bei Arbeiten unter Betrieb das Projekt fünf Jahre länger gedauert und 40 Millionen Franken mehr gekostet hätte.

Mit den Arbeiten soll die rund 120 Jahre alte und 15 Kilometer lange Einspurstrecke für den Bahnverkehr der nächsten Jahrzehnte gerüstet werden. Herzstück ist der Bau einer 1,7 Kilometer langen und 90 Millionen Franken teuren Doppelspur in Walchwil.

Mit der Doppelspur werde es mehr Fahrplanstabilität geben, sagte Cornelia Mellenberger, Leiterin SBB Fernverkehr. Die Kapazitäten für den Personenverkehr könnten erhöht werden. Es werde mehr Verbindungen von der Deutschschweiz ins Tessin und im Regionalverkehr geben.

In den nächsten eineinhalb Jahren werden auf der gesperrten Strecke zudem noch rund 80 weitere Objekte saniert, so sieben Tunnels, aber auch Unterführungen, Durchlässe und Brücken. Das Bahntrassee wird komplett erneuert. Realisiert werden auch Massnahmen gegen Hochwasser, Rutsche oder Felsstürze. Der Bahnhof Arth-Goldau erhält neue Perron- und Gleisanlagen. Neu werden Doppelstockzüge zwischen Zug und Arth-Goldau verkehren können.

Auch die ausgebaute Strecke am östlichen Zugersee wird dem Personenverkehr vorbehalten bleiben. Sie sei ein weiteres Puzzle-Stück des geplanten Angebotsausbaus auf der Nord-Süd-Achse, erklärte Boschung.

Wieder in Betrieb genommen wird die Bahnstrecke zwischen Zug und Arth-Goldau im Dezember 2020 mit dem Ceneri-Basistunnel. Dieser wird nicht nur die Flachbahn zwischen Altdorf und Lugano vollenden, sondern auch die Fahrzeiten zwischen Bellinzona und Lugano um rund zehn Minuten verkürzen.

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