Einigung für Sanierung des Birs-Kraftwerks Obermatt in Zwingen

Die Sanierung des des Birs-Kraftwerks Obermatt in Zwingen BL ist einen Schritt weiter. Die letzte Einsprache ist mit einer Einigungsverhandlung erledigt worden: Fischer und WWF als Einsprecher haben mit der EBL einen Vertrag zu Verbesserungsmassnahmen unterzeichnet.

Das Kleinwasserkraftwerk Obermatt war als Ausleitungskraftwerk in einem Industriekanal für die Papierfabrik Zwingen gebaut worden, die 2004 schloss. Die Elektra Baselland (EBL) übernahm es darauf, doch die alte Konzession lief 2016 ab. Wegen ungenügender Fischgängigkeit muss das Kraftwerk aber vor einer Erneuerung baulich saniert werden.

Seit einer Sanierungsverfügung der Baselbieter Regierung von 2015 wurde um die Umsetzung gerungen. Jetzt haben sich Fischereiverbände und WWF Region Basel mit der EBL darüber einigen können, was letztere für die Neukonzessionierung als Gegenleistung zugunsten des Gewässerlebensraumes genau tun muss.

Die Einsprecher haben nach eigenen Angaben dazu das erforderliche Einverständnis der betroffenen Birsanstösser eingebracht. Die Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD) dürfte so voraussichtlich im Mai die neue Konzession der Regierung zur Genehmigung unterbreiten, wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA im Amt für Umwelt und Energie (AUE) erfuhr.

Zur laut WWF “tragfähigen Lösung” gehört eine Aufwertung samt neuer Aue an der Birs unterhalb von Zwingen, vis-à-vis von Golfplatz und ARA. Dort wird ein Uferbereich von gut 300 Metern Länge respektive 120 Aren Fläche dem Bach als Überschwemmungsgebiet zurück gegeben. Das von der EBL zu realisierende Projekt fällt später an den Kanton.

Auf Wunsch von Einsprecherseite gab es einen Regierungsbeschluss zur Erledigung der Einsprache. So konnten mehr Details schriftlich festgehalten werden als in der Sanierungsverfügung. Dazu gehört der Zeitraum, in dem sich die neue Aue entwickeln soll. – Gut 200 Meter weiter bachabwärts besteht seit einigen Jahren eine grössere Aue.

Konkret sollen so genannte “Initialisierungsmassnahmen” der Birs ermöglichen, selber mit Hochwassern das Ufer zu erodieren. Dass das klappt, hatte die EBL per Gutachten abklären lassen. Bei einer ungenügenden Entwicklung der Aue muss die EBL nachbessern.

Weiter gehört zu den per Einigung unterschriebenen Massnahmen auch der Bau eines Lachs-tauglichen Schlitzpasses im Industriekanal zum Kraftwerk Obermatt. Im Hinblick auf das Programm Lachs 2020 muss auf Geheiss des Bundes die Birs im ganzen Kantonsgebiet für diesen Langdistanz-Wanderfisch passierbar gemacht werden.

Da im Industriekanal meist mehr Strömung herrscht als in der Restwasserstrecke, geht man davon aus, dass der Lachs dereinst dort aufsteigen wird. Sollten dann doch sehr viele Lachse in der Restwasserstrecke aufsteigen und dort am für sie unpassierbaren heutigen Borstenpass anstehen, muss auch dieser nachgerüstet werden.

Hat der Kanton formell grünes Licht gegeben zur Obermatt-Sanierung, wird die EBL die Baupläne ausarbeiten und dem Bund vorlegen. Bagger dürfen erst auffahren, wenn der Bund seine Kostengutsprache erteilt hat. Dies dürfte wohl erst im kommenden Jahr der Fall sein.

2006 technisch saniert, produziert das 1965 erstellte Kraftwerk Obermatt aktuell mit 360 kW Leistung rund zwei Millionen kWh Strom im Jahr. Im Zuge der Sanierung werden jetzt die zwei alten Turbinen durch eine neue ersetzt, also eine neue Kraftwerkzentrale gebaut. Diese soll künftig rund 400 kW leisten.

Der eigentliche Birs-Flusslauf daneben ist eine 1,2 Kilometer lange Restwasserstrecke. Deren minimale Restwassermenge soll übrigens mit der Neukonzessionierung von 800 auf 1500 Liter pro Sekunde erhöht werden.

Die Sanierungskosten schätzt EBL-Chef Tobias Andrist insgesamt grob auf fünf Millionen Franken. Auf die Verbesserung der Fischgängigkeit allein entfielen davon 2,1 Millionen Franken. Diesen Teil solle die Netzgesellschaft Swissgrid vergüten, womit der Sanierungsanteil zulasten der EBL netto noch bei rund 2,8 Millionen liege.

Bereits umgesetzt worden waren beim Kraftwerk Obermatt diverse Hochwasserschutzmassnahmen. Unter anderem wurde der Unterlauf der Birs dort rund 30 Zentimeter tiefer gelegt. Dies bringt diesem bestehenden Kraftwerk etwas mehr für die Stromproduktion nutzbares Gefälle.

Dies ist jedoch ein weiterer Sargnagel für das etwas unterhalb gelegene umstrittene Kraftwerk-Neubauprojekt namens Grossmatt: Der Bund hatte schon die Regeln für KEV-Einspeisevergütungen derart verschärft, dass wohl keine solchen fliessen würden und es nicht rentieren würde. Daher rechnet Andrist nicht mehr damit, dass das Grossmatt-Projekt jemals Form annimmt, wie er zu Keystone-SDA sagte.

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