Stadtzürcher sagen Ja zu neuem Hardturm-Stadion

Zürich erhält ein echtes Fussballstadion. Die Stadtzürcher Stimmberechtigten haben dem Projekt “Ensemble” zur Freude der Befürworter zugestimmt. Dieses sieht auf dem Hardturm-Areal ein Fussballstadion, zwei Hochhäuser zu dessen Finanzierung sowie Genossenschaftswohnungen vor.

67’590 legten ein Ja in die Urne, 58’078 ein Nein. Der Ja-Anteil betrug 53,8 Prozent. Die Stimmbeteiligung lag bei 55,9 Prozent. Einzig der Kreis 10 (Höngg) lehnte die Vorlage mit 7846 Nein gegen 7071 Ja ab.

Entsprechend erfreut und erleichtert zeigten sich die Befürworter. Zu diesen gehörten insbesondere die Stadt Zürich und die beiden Fussball-Clubs.

Als “sehr erfreulichen Tag für die Stadt Zürich” bezeichnete die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) das Ja vor den Medien. Das “klare Ergebnis” zeigt gemäss Mauch, dass die Bevölkerung genug von den Diskussionen hat und jetzt endlich ein richtiges Fussballstadion will.

Es sei ein gutes, realistisches und vor allem finanzierbares Stadion, sagte Mauch weiter. Das Ergebnis zeige, dass es möglich sei, zusammen mit der Stadt ein gutes Projekt zu realisieren.

Dass der Kreis 10 das Stadion abgelehnt habe, sei nachvollziehbar, da es in Höngg eine direkte Betroffenheit gebe. Der Stadtrat nehme dies zur Kenntnis. Es gehe aber auch darum, das gesamte Ergebnis zu respektieren, sagte Mauch mit Blick auf die Kritik aus dem Quartier Höngg.

Ihr Parteikollege, Hochbauvorsteher André Odermatt, sagte, dass das Projekt wesentlich zur Entwicklung von Zürich-West beitragen werde. Der Weg sei aber noch lang, es brauche weitere Goals. So seien gegen den Gestaltungsplan zwar Referendum und Rekurs möglich – Odermatt wies aber genau wie Mauch auf den klaren Willen der Stimmberechtigten – bei einer hohen Stimmbeteiligung – hin.

Gemäss GC-Präsident Stephan Anliker hat sich das grosse Engagement ausbezahlt. “Mit dem heutigen Ja erhalten alle – ob Investoren, Partner, Spieler und natürlich die Clubs selbst – wieder eine echte Perspektive”, lässt er sich in einer Mitteilung zitieren.

Laut FCZ-Präsident Ancillo Canepa gibt es bei dieser Abstimmung “nur Gewinner”. Canepa hofft gemäss Mitteilung, dass “die Realisierung zeitlich nicht durch willkürliche Hindernisse unnötig erschwert wird”.

Die Fussballclubs FCZ und GC werden also den Letzigrund, ein Leichtathletik- und Event-Stadion, verlassen und auf dem Hardturm-Areal eine neue Heimat in einem richtigen Fussballstadion erhalten.

Dort sollen dann die Stimmung an den Spielen und die Einnahmen für die Clubs besser werden, hoffen diese. Das neue Stadion soll 2022 fertig sein. Der erste Ball könnte in der Saison 2022/23 rollen. Die Hochhäuser und der gemeinnützige Wohnungsbau werden etappiert ab 2023 fertiggestellt.

Dieser Zeitplan dürfte allerdings ins Wanken geraten: Hängig ist einerseits ein Rekurs vor Verwaltungsgericht gegen die Informationspolitik in der Abstimmungszeitung, andrerseits stehen insbesondere die Hochhäuser in der Kritik. Der Ball landet also bei den Gerichten.

Denn als Maximalhöhe gelten in der Hochhauszone 80 Meter. Das “Ensemble” benötigt folglich eine Bewilligung für zusätzliche 57 Meter. Um diese zu erhalten, muss das Projekt gestalterisch und städtebaulich besonders überzeugen. Darüber dürften letztlich die Gerichte befinden.

Zudem ist noch eine SP-Initiative für ein von der Stadt finanziertes Stadion hängig. Die SP-Geschäftsleitung wird an ihrer Sitzung vom 6. Dezember über das weitere Vorgehen entscheiden, wie es auf Anfrage von Keystone-SDA hiess. Stadtpräsidentin Mauch appellierte am Sonntag an ihre eigene Partei, die Stadion-Initiative zurückzuziehen.

Das an der Urne abgesegnete Projekt “Ensemble” der Investoren HRS, Immobiliengefässe der Credit Suisse sowie Allgemeine Baugenossenschaft Zürich (ABZ) besteht aus drei Teilen, verteilt auf die drei Baufelder A, B und C.

Es sieht auf dem rund 55’000 Quadratmeter grossen Areal 174 Genossenschaftswohnungen (Teilgebiet A), ein Stadion für rund 18’000 Zuschauer (Teilgebiet B) und zwei 137 Meter hohe Wohn- und Bürotürme mit rund 600 Wohnungen vor (Teilgebiet C). Die gesamten Investitionen belaufen sich auf rund 570 Millionen Franken.

Der Investor will mit den Wohntürmen das Stadion querfinanzieren. Dadurch muss sich die Stadt weder am Bau noch am Betrieb finanziell beteiligen. Mit einem reduzierten Baurechtszins auf dem Baufeld C, auf dem die Türme stehen werden, unterstützt sie das Projekt aber dennoch. Denn aus der Reduktion resultiert ein wiederkehrender Einnahmenverzicht von jährlich maximal 1,7 Millionen Franken.

Diesen haben die Stimmberechtigten nun abgesegnet. Ebenso sagten sie Ja zur Gewährung von Baurechten und zur Übertragung der Grundstücke A und B vom Finanz- ins Verwaltungsvermögen.

Für den Übertrag musste ein Objektkredit von gut 50 Millionen Franken bewilligt werden. Denn der Übergang vom Finanz- ins Verwaltungsvermögen ist wie eine Ausgabe zu behandeln und musste deshalb von den Stimmberechtigten bewilligt werden. Grundstück C bleibt im Finanzvermögen der Stadt.

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