BLS setzt bei grosser Rollmaterialbeschaffung auf Stadler Rail

Bei der grössten Rollmaterialbeschaffung ihrer Geschichte setzt die BLS auf Stadler Rail. Der Ostschweizer Fahrzeugbauer kann dem in Bern ansässigen Bahnunternehmen 58 sechsteilige, einstöckige Triebzüge des Typs “Flirt” liefern. Die BLS zahlt 650 Mio. Franken.

departure-in-tirano-2079992_640Die neuen Züge sollen ab 2021 bis 2026 schrittweise in Verkehr gesetzt werden und 43 ältere Züge ersetzen, wie die BLS am Dienstag mitteilte. Eingesetzt werden sollen sie im RegioExpress-Betrieb und auf dem Netz der Berner S-Bahn.

Die BLS führte ein zweistufiges Wettbewerbsverfahren durch. In einer ersten Phase interessierten sich sechs Unternehmen für den Auftrag, wie BLS-Sprecherin Helene Soltermann auf Anfrage sagte. Anfang 2016 schieden zwei Firmen aus und es verblieben vier. Für die zweite Phase des Verfahrens reichten nur noch Bombardier und Stadler Rail Angebote ein.

Jenes des Thurgauer Fahrzeugbauers habe preislich, qualitativ, betrieblich und bezüglich Komfort für die Fahrgäste die Kriterien am besten erfüllt, schreibt die BLS in ihrer Mitteilung. Beide Angebote seien “hochstehend” gewesen.

“Besonders erfreulich ist, dass die Beschaffungskosten (. . .) deutlich unter den beim Start des Verfahrens geschätzten Kosten liegen”, schreibt die BLS weiter. In der Tat hatte das Unternehmen Ende 2014 angekündigt, für eine Milliarde Franken neue Züge für den Regionalverkehr zu kaufen.

Die BLS führe den niedrigeren Preis auf den Wettbewerb zurück, sagt Soltermann dazu. “Ausserdem wirkt sich die grosse Stückzahl bestellter Züge positiv auf den Preis aus.”

Der Zuschlag wurde den Anbietern am 1. Mai mitgeteilt. Sie haben nun eine Beschwerdefrist von 20 Tagen. Die endgültige Auftragsvergabe steht unter dem Vorbehalt der Mittelzusagen durch den BLS-Verwaltungsrat, Bund und Kantone.

30 der neuen “Flirt”-Züge will die BLS auf den RegioExpress-Linien einsetzen, also etwa auf der Strecke von La Chaux-de-Fonds NE nach Bern. Diese will die BLS künftig nach Zweisimmen respektive Domodossola I verlängern.

Am Lötschberg und Simplon kommen heute die teilbaren “Lötschberger”-Züge zum Einsatz. Sie werden in Spiez getrennt. Auch die neuen “Flirt”-RegioExpress-Züge seien dereinst kuppelbar, sagt dazu Soltermann.

In den RegioExpress-Zügen wird es auch eine “Verpflegungszone” geben. Ausserdem verspricht die BLS für alle “Flirt”-Züge grosszügige Einstiegsbereiche, grosse Fenster, ein angenehmes Intérieur, Steckdosen in der 1. und 2. Klasse und guten Handyempfang.

Die Kriterien für die Ausstattung und Ausgestaltung der neuen Züge hatte die BLS in enger Zusammenarbeit mit der Kundenorganisation Pro Bahn erarbeitet. Beispielsweise wurden Sitztests durchgeführt. Die Bedürfnisse der Fahrgäste will die BLS nun auch bei der Detailplanung der neuen Züge berücksichtigen.

Bombardier Schweiz teilte am Dienstag auf Anfrage mit, das Unternehmen sei enttäuscht über den Entscheid der BLS. Es habe mit dem “Talent 3”-Zug ein “bewährtes, vielfach eingesetztes und weiter entwickeltes Regionalfahrzeug” angeboten. Ob Beschwerde eingereicht werde, sei noch nicht entschieden.

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