Küchengerätehersteller WMF für 1,6 Milliarden Euro verkauft

Der deutsche Besteck- und Kaffeemaschinenhersteller WMF wird französisch. Die für Küchengeräte-Marken wie Moulinex und Krups bekannte Groupe SEB aus Lyon lässt sich die Übernahme fast 1,6 Milliarden Euro kosten, wie sie am Montag mitteilte.

wmfDie Franzosen haben es vor allem auf das Geschäft von WMF mit Kaffeeautomaten für Restaurants und Bäckereien abgesehen, in dem das Unternehmen aus Baden-Württemberg unangefochtener Weltmarktführer ist. Auch chinesische Bieter und die schwedische Electrolux hatten Insidern zufolge um WMF gebuhlt.

Der US-Finanzinvestor KKR hatte die Firma vier Jahren nach dem Einstieg wieder zum Verkauf gestellt. Für ihn entpuppte sich WMF als sehr lukratives Geschäft.

WMF hat den Umsatz im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro gesteigert, der operative Gewinn (Ebitda) lag bereinigt um Sondereffekte bei 118 Millionen Euro. 2016 soll er auf 140 Millionen Euro steigen. Das Kaffee-Geschäft trägt nur 37 Prozent zum Umsatz bei, steht aber für den Löwenanteil des Gewinns. Das 1853 gegründete Traditionsunternehmen beschäftigt rund 5700 Mitarbeiter.

SEB, 1925 als Societe d’Emboutissage de Bourgogne gegründet, kommt mit dem Zukauf von WMF auf 5,8 Milliarden Euro cutlery-554069_640Umsatz und ein Ebitda von 651 Millionen Euro. Weil WMF eine höhere Umsatzrendite erwirtschaftet, rechnen die Franzosen mit einem Schub für ihren Gewinn je Aktie. Von 2020 an sei mit Einspar- und Umsatzeffekten von 40 Millionen Euro zu rechnen. Finanziert wird die Übernahme auf Kredit. SEB zahlt 1,02 Milliarden Euro und übernimmt 565 Millionen Euro Schulden von WMF.

Anders als zahlreiche andere Bieter interessiert sich SEB auch für das traditionelle Geschäft von WMF mit Töpfen, Pfannen, Besteck und Kleingeräten (Schaerer, Silit) sowie für die rund 200 eigenen WMF-Läden. SEB habe “hohen Respekt für dieses grossartige Unternehmen”, mit dem es Kultur und Werte teile, sagte Konzern-Chef Thierry de La Tour d’Artaise. Erst vor einer Woche hatte SEB den westfälischen Isolierkannen-Hersteller Emsa geschluckt.

KKR habe seinen Kapitaleinsatz mehr als verdreifacht, hiess es in Finanzkreisen. Als KKR 2012 bei WMF einstieg, wurde das Unternehmen erst mit 600 Millionen Euro bewertet. An die Kleinaktionäre und den Schweizer Grossaktionär CapVis zahlte KKR zusammen 470 Millionen Euro. Der zweite Grossaktionär, der österreichische Unternehmer Andreas Weissenbacher (BWT), liess sich später in Anteilen an der Holding abfinden, über die KKR die WMF hält. Er profitiert damit auch vom Weiterverkauf.

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