
Produktivitätsbooster
für Betonstahl
Als Binnenbranche gehört die Bauwirtschaft nicht zu den margenstarken Branchen. Steigende Baupreise und zunehmende regulatorische Anforderungen für zudem zu steigenden Baukosten. Die Schweiz tut sich mit ihren überdurchschnittlichen hohen Löhnen in diesen Branchen schwer.
Umso wichtiger sind Innovationen, die zu einem Produktivitätswachstum der Branche führen. Am Beispiel des Detailhandels lässt sich das gut beobachten. Der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie in den vergangenen Dekaden führte zu Produktivitätssteigerungen. Eine effizientere Bewirtschaftung in der Lagerlogistik – beispielsweise durch automatisierte Bestellvorgänge oder roboter-gesteuerte Hochregallager – sowie der Einsatz von Scannerkassen und die Einführung von Strichcodes sorgten für eine Beschleunigung des Produktivitätswachstum in den 1990er Jahren.
Auch in der Bauwirtschaft diskutieren wir diese Produktivitätsbooster. Ein wichtiger Schritt war die CAD Planung. Diese Entwicklung führt nun im Rahmen der BIM Diskussionen zu einer zunehmen Digitalisierung der Branche. Dabei geht vergessen, dass noch immer viele «Low Hanging Fruits» existieren, die wahre Produktivitätsbooster sein können.
Effiziente Einzelfertigung in Biegereien
Gemeinsam mit der SIA hat sich der Schweizerische Stahl- und Haustechnikhandelsverband SSHV dieser Problematik für den Bereich der Biegereien angenommen. Heute sind die Marktpreise für gebogenen Betonstahl in der Schweiz vergleichbar zum Ausland. Eine Bestellung im grenznahmen Ausland lohnt sich aus Preisüberlegungen nicht, und dies, trotz deutlich höherer Lohnkosten in der Fertigung oder beim Transport. Hintergrund ist der hohe Technologisierungsgrad der Branche. Dadurch werden in der Schweiz auch überdurchschnittlich häufig Bewehrungsstahl ab 5 Tonnen Coils eingesetzt, während das Ausland mit Stangenmaterial oder 3 Tonnen Coils arbeitet. Geringerer Ausschuss ist die Folge. Digitaler Bestellprozess vor der Umsetzung.
Der Bestellvorgang läuft dabei regelmässig noch sehr analog ab. Die Bestellungen der Biegefiguren auf Stücklisten erfolgt im besten Fall per pdf und im problematischsten Fall handschriftlich per Fax. Die Planungssoftware gibt bereits viele Parameter vor. Andere lassen sich definieren. Durch den Technologiebruch im Bestellprozess entstehen kostspielige Fehler, die In den Biegereien heute durch händische Kontrollen aufgefangen werden. Dass es auch anders geht, zeigt die Zusammenarbeit von Handel und Industrie. Hier geht keine Bestellung mehr in einen händischen Prozess, sondern die Bestellung wird über die Planungssoftware und Schnittstellen direkt ausgelöst.
Schärfung der Wahrnehmung
Für einen Produktivitätssteigerung ist wichtig, dass alle Parteien diese Abhängigkeiten kennen. Eine gemeinsame Richtlinie von SSHV und SIA, deren Inkraftsetzung auf den 1.1.2025 geplant ist, soll diese Klarheit schaffen. Angaben zur Verrechnung, die auf dem Produktionsprozess beruhen, helfen für gegenseitige Verständnis. So ist es wichtig, dass Position mit Durchmessern unter 16 mm immer in geraden Stückzahlen produziert werden oder welchen Einfluss die Komplexität der Biegefigur hat. Wichtige Parameter des Produktionsprozesses, wie der Durchmesser der Biegerollen je Stahldurchmesser oder minimale Schenkellängen werden definiert. Auch maximale Grössen, die in der Regel durch den Transport bestimmt sind, werden vorgegeben. Wichtiger sind aber die Formen und Parametrisierungen, die es für die fehlerfreie Bestellung in einer Biegeliste braucht. Mit diesen Angaben erhält der Ingenieur die Möglichkeit, die volle Produktivität seiner Planungssoftware zu nutzen. Ist die Einrichtung einmal gemacht, erstellt die Software eine ABS-Datei, die dem Händler für die Produktion dient. Der Technologiebruch wird vermieden. Es ist heute auch kein Problem mehr, diese Dateien für den Besteller lesbar zumachen. ABS-Reader, wie vom Software Hersteller Lennerts & Partners stehen kostenlos zur Verfügung.
Mit der neuen Richtlinie werden ABS-Dateien zum Standard im Bestellprozess. Ein entsprechender Produktivitätsfortschritt bei Planern und Biegebetrieben kann so zeitnah umgesetzt werden.
Autor: Andreas Steffes
Weitere Informationen:
Schweizerischer Stahl- und Haustechnikhandelsverband SSHV
www.sshv.ch
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