Berliner Architekten bauen neue Bibliothek in St. Gallen

Die Architekten Staab aus Berlin haben den Wettbewerb für eine neue Bibliothek für Kanton und Stadt St. Gallen gewonnen. Gerechnet wird mit Kosten von 137 Millionen Franken. 2024 werden darüber die Stimmberechtigten entscheiden. Am Mittwoch wurde das Projekt vorgestellt.

Bisher ist die St. Galler Bibliothek in einem Provisorium in der Hauptpost sowie an zwei weitere Standorten untergebracht. Schon länger ist eine gemeinsame Bibliothek von Stadt und Kanton geplant. Als passender Ort stellte sich das Geschäftshaus Union heraus, das an zentraler Lage neben dem Marktplatz steht.

Geplant sei eine Public Library und “gar kein Elfenbeinturm”, sagte SP-Regierungsrätin Laura Bucher an der Präsentation. Gemeint ist damit ein niederschwelliger Begegnungsort mit grosszügigen Öffnungszeiten, in dem Medien für Unterhaltung, Freizeit, Bildung, und wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung stehen.

Das Union-Gebäude aus den 50er-Jahren gehört den Helvetia Versicherungen. Der Hauptteil steht unter Schutz und muss deshalb erhalten bleiben. An einem sensiblen Ort am Rand der Altstadt sei eine “städtebauliche Setzung” mit einem Neubau gefragt gewesen, umschrieb Kantonsbaumeister Michael Fischer die Herausforderung.

163 Büros nahmen an einem anonymen Architekturwettbewerb teil, von der Jury bewertet wurden 29 Eingaben. Das Siegerprojekt “Doppeldecker” stammt von Staab Architekten aus Berlin.

Dies sei “kein unbekanntes Büro”, so Fischer. Es gebe dort viel Erfahrung mit städtebaulich heiklen Vorhaben. So wurden etwa auf der Domplatte in Köln Neubauten konzipiert, vom Büro stammt auch der Biotopia-Erweiterungsbau des Naturkundemuseums in München oder das Bauhaus-Archiv des Museums für Gestaltung Berlin.

Im Entwurf für St. Gallen wird das Union-Hauptgebäude mit einem grossen Neubau verbunden, der auf dem Platz des heutigen Blumenmarkts stehen wird. Geplant ist ein Gebäude mit Durchgängen, Durchblicken und viel Tageslicht. Vorgesehen sind unter anderem ein Café, eine Lern- und eine Dachterrasse oder ein “Bibliotheksplatz”.

Der Neubau wird den Abschluss des Marktplatzes bilden und ihn überragen. Von der neuen Bibliothek aus könne man bei einem Kaffee das Markttreiben beobachten, hiess es gleich mehrmals an der Medienorientierung.

Der Siegerentwurf wird der Bevölkerung am Mittwochabend mit einem gestreamten Informationsanlass (www.kanton.sg/neue-bibliothek) nahe gebracht. Alle 29 Projekte sind bis am 3. Juli im dritten Stock der Hauptpost ausgestellt. Nach der langen Planungszeit gebe es nun Bilder und Visualisierungen, die Emotionen vermittelten, sagte Bauchefin Susanne Hartmann (CVP).

Die neue Bibliothek soll 137 Millionen Franken kosten. Die Ausgaben werden zwischen Stadt und Kanton aufgeteilt. Der Schlüssel dafür wird noch verhandelt. Bereits klar ist, dass die Stadt den Helvetia Versicherungen das Gebäude abkaufen wird. Der Preis ist ebenfalls noch nicht bekannt.

Voraussichtlich 2023 wird das Projekt den Parlamenten von Stadt und Kanton vorgelegt. 2024 finden Volksabstimmungen in der Stadt sowie im Kanton statt. Läuft alles nach Plan und gibt es kein langwieriges Einspracheverfahren, ist der Baubeginn für 2025/2026 und die Fertigstellung jeweils drei Jahre später vorgesehen.

www.kanton.sg/neue-bibliothek

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