Baumeisterverbände wollen Kreislaufwirtschaft vorantreiben

Ein Zusammenschluss aus verschiedenen Branchenverbänden der Bauwirtschaft will die sogenannte Kreislaufwirtschaft fördern. Abfälle aus der Bautätigkeit sollen rezykliert und wieder eingesetzt werden. Die Allianz will mit ihrem Vorpreschen aber auch strengere Vorschriften durch die Politik verhindern.

Die Schweiz hat viele alte Gebäude, die saniert werden müssen. Ausserdem wächst die Bevölkerung, was ebenfalls zu einer erhöhten Bautätigkeit führt. Und diese Bautätigkeit generiert in der Schweiz jährlich rund 74 Millionen Tonnen Abfall, wie es in einer gemeinsamen Mitteilung der Branchenverbände SB (Schweizerischer Baumeisterverband), ARV (Baustoffrecycling Schweiz), Cemsuisse (Verband der Schweizerischen Cementindustrie) und FSKB (Fachverband der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie) vom Dienstag heisst. Somit generiert der Bau rund 84 Prozent des Abfalls in der Schweiz.

“Dass überhaupt diese grosse Menge an Bauabfall entsteht, bedeutet aber auch, dass die Schweiz vermehrt Rücksicht nimmt auf die Ressource Boden”, erklärte SBV-Präsdient Gian-Luca Lardi an einer virtuellen Pressekonferenz am Dienstag. Denn das bedeutet, dass neue Gebäude dort entstehen, wo bereits vorher etwas stand. In der Stadt Zürich würden bereits neun von zehn Gebäuden auf bereits bebauten Flächen aufgebaut.

Von der gesamten Abfallmenge werden laut der Mitteilung rund 70 Prozent wieder verwertet. “Die Bauwirtschaft erreicht somit einen höheren Verwertungswert als bespielsweise Batterien und Akkus”, sagte Lardi. Man müsse jedoch auch selbstkritisch sein und sagen, dass in der Schweiz jährlich rund 5 Millionen Tonnen Rückbaumaterial entweder deponiert – teils auch im Ausland oder über grössere Distanzen – oder in der Kehrichtverbrennungsanlage abgegeben werde. Das widerspreche der Idee einer Kreislaufwirtschaft diametral, so Lardi. Er apellierte an die Politik, die statt weiterer Regulierungen wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen schaffen solle.

Aber auch die Bauherren sollen laut Lardi ihre Verantwortung wahrnehmen. “Wiederverwerten nützt uns allen nichts, wenn die zirkulären Materialien im Anschluss nicht genutzt werden”, sagte er. Obwohl die Leistungsfähigkeit der wiederverwerteteten Materialien wissenschaftlich erwiesen sei, würden sich private und öffentliche Bauherren noch vor deren Einsatz scheuen.

Das ist laut Lardi darauf zurückzuführen, dass viele grosse Bauherren ihre Qualitätsstandards homogenisiert hätten. Es gehe aber darum, die richtige Qualität am richtigen Ort zu verwenden, sagte er. Es sei aber auch nicht richtig, davon auszugehen, dass rezyklierte Baustoffe qualitativ schlechter seien als neue. “Es gibt sogar Materialien, die durch Upcycling wertvoller werden.”

Nun sei es jedoch das Ziel der Allianz, dies ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Baufirmen zu bringen. Auch in Bezug auf den Preis: “Selbstverständlich kann man nicht immer den minimalsten ökologischen Fussabdruck haben und dabei auch noch die geringsten Kosten”, betonte Lardi. Aber es sei nicht generell so, dass rezyklierte Baustoffe teurer seien. Und ausserdem sei die Schweizer Bevölkerung oft bereit, mehr zu zahlen, um damit der Umwelt etwas Gutes zu tun. “Diesen Reifegrad, den wir in anderen Bereichen sehen, müssen wir auch in die Bauwirtschaft tragen”, so Lardi.

Dabei spielt auch die öffentliche Hand als Bauherrin eine wichtig Rolle. “Die öffentliche Hand ist die mit Abstand grösste Bauherrin in der Schweiz (…). Sie hat eine wichtige Vorbildfunktion, indem sie Recyclingmaterial vermehrt bestellt”, wird Kurt Morgan, Interimspräsident von Baustoffrecycling Schweiz, in der Mitteilung zitiert.

Bund und Kantone müssen laut der Allianz zudem dafür sorgen, dass es hierzulande mehr Deponieraum gibt, damit es nicht mehr ins Ausland gefahren werden muss. “Weniger, dafür aber näher liegender Deponieraum ist ein konkreter Beitrag zum nachhaltigen Bauen”, so Morgan.

Aktuell befasst sich im eidgenössischen Parlament eine Subkommission der nationalrätlichen Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (Urek-N) mit der Kreislaufwirtschaft. Resultate werden im Mai erwartet.

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