Die neue Festhalle auf dem Berner Messegelände soll die Hauptstadtregion als Kongressort, Messeplatz und Zentrum für Forschung und Innovation stärken. Das sagte der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried am Mittwoch vor den Medien.
Der Berner Gemeinderat empfiehlt daher den Stimmberechtigten, am 7. März ein Ja in die Urne zu legen. Zu entscheiden haben sie über die nötige Überbauungsordnung und über den von der Stadt zu leistenden Investitionsbeitrag von 15 Millionen Franken. Das Stadtparlament hat der Vorlage ebenfalls zugestimmt.
Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) betonte neben dem wirtschaftlichen Nutzen auch die kulturelle Bedeutung einer neuen multifunktionalen Festhalle.
Mit dem Neubau für bis zu 9000 Gäste sollen in Bern wieder grosse Konzerte, Musicals, Sportveranstaltungen und Fernsehübertragungen sowie Kunstausstellungen, Kongresse und Versammlungen stattfinden können. “Bern erhält einen Ort, wo neue gemeinsame Erlebnisse möglich werden”, sagte von Graffenried mit Blick in die Zukunft nach der Pandemie.
Die Wirtschaft und besonders die Messebranche seien in der Krise. Die Stadt müsse sparen und die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie seien auf allen Staatsebenen ungewiss, stellte der Stadtberner Finanzdirektor Michael Aebersold (SP) fest. “Trotzdem gibt es gute Gründe, in die Festhalle zu investieren – gerade zum jetzigen Zeitpunkt”, sagte Aebersold.
In Krisenzeiten seien Investitionen besonders wichtig. Die Beiträge von je 15 Millionen Franken von Stadt und Kanton Bern lösten Investitionen von rund 95 Millionen Franken aus.
Für den Bau rechnet eine Studie von BERNEXPO mit einer Wertschöpfung in und um Bern von 77 Millionen Franken, während des Betriebs mit einer jährlichen Wertschöpfung von 30 Millionen Franken.
Es gelte, den Messeplatz Bern fit für die Zukunft zu machen. Denn an Messen hänge eine ganze Wertschöpfungskette, gab Aebersold weiter zu bedenken.
Dies ist nicht zuletzt auch einer der Gründe, warum sich die öffentliche Hand an der Finanzierung beteiligt. Überall auf der Welt werde Messeinfrastruktur von der öffentlichen Hand mitfinanziert, sagte von Graffenried.
Die BERNEXPO AG und die Messepark Bern AG wollen die neue Festhalle auf dem BEA-Gelände realisieren. Lokale Investoren steuern 13 Mio. Franken bei. Und auch der Kanton Bern will sich mit 15 Mio. Franken beteiligen, vorausgesetzt, die Stadt spricht einen Beitrag in gleicher Höhe.
Der kantonale Wirtschaftsdirektor Christoph Ammann (SP) hob Berns gute Erreichbarkeit aus allen Teilen der Schweiz hervor. Die Stadt biete ideale Voraussetzungen, um ihre Stellung als national bedeutsamer Messe- und Eventstandort weiter auszubauen.
Mit traditionsreichen Anlässen wie der BEA schlage sie gleichzeitig die Brücke zwischen Stadt und Land. Schliesslich sei aus kantonaler Optik auch die Stärkung des Kongressstandorts Bern von Bedeutung, beispielsweise für den Medizinstandort Bern.
Nehmen die Stadtberner Stimmberechtigten die beiden Vorlagen zur neuen Festhalle an, sollen die rund zwei Jahre dauernden Bauarbeiten nach der BEA-Frühlingsausstellung 2022 beginnen.
Die bestehende Festhalle wurde 1948 als Provisorium errichtet. Sie steht heute noch, ist aber in einem schlechten Zustand. Aus Gründen des Brandschutzes können seit langem keine kulturellen Grossveranstaltungen mehr in der Festhalle durchgeführt werden. Und auch technisch ist sie veraltet, so dass beispielsweise Konzerte international bekannter Musikerinnen und Musiker nicht mehr in Frage kommen.
Viele Bernerinnen und Berner verbinden mit der alten Festhalle starke Erinnerungen. Von den Rolling Stones über die Bee Gees bis hin zu Genesis traten die Stars der 1960-er und 70-er Jahre dort auf.