Klimaziele erfordern Heizungsumbauten bei Wohnhäusern

Das vom Bund unterzeichnete Abkommen für eine klimaneutrale Schweiz bis 2050 dürfte ohne Umbauten der Heizungen in Wohnhäusern nicht zu schaffen sein. Denn Immobilien emittieren in der Schweiz noch immer gleich viel CO2 wie die gesamte Industrie. Vor allem Altbauten haben häufig eine schlechte CO2-Bilanz.

Wenn die Schweiz ihre Klimaziele bis 2050 erreichen will, müssen Immobilienbesitzer schleunigst in erneuerbare Energien investieren. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse, die die Zürcher Kantonalbank am Dienstag veröffentlichte.

Der Energieverbrauch von Wohngebäuden ist immens: Sie verursachen jährlich 11,2 Millionen Tonnen CO2 jährlich. Das sind 24 Prozent des gesamten Schweizer CO2-Ausstosses. “Die Immobilien stossen damit deutlich mehr Kohlendioxid aus als die gesamte Schweizer Landwirtschaft und gleich viel wie die gesamte Industrie”, kommentierte Jörn Schellenberg von der ZKB am Dienstag vor den Medien diese Zahlen. Haupttreiber davon sind die Heizungen, so der Experte.

Gemäss der Studie werden in der Schweiz derzeit 60 Prozent der rund 500’000 Mehrfamilien- und der 1 Million Einfamilienhäuser mit Gas oder Öl beheizt. Ölheizungen seien dabei die grössten CO2-Verursacher. Sie emittierten pro Quadratmeter beheizter Fläche siebenmal mehr CO2 als eine Wärmepumpe, hiess es im Bericht. Aber auch Gas- und Elektroheizungen schnitten sehr viel schlechter ab als Alternativen mit erneuerbaren Energien.

Vor allem in den Städten, wo derzeit 71 Prozent der Gebäude mit Öl oder Gas beheizt werden, müsse ein Wandel erfolgen, sagte Schellenberg.

Eine Trendwende gebe es in der Zwischenzeit bei Neubauten, wo vermehrt Wärmepumpen, Sonnenkollektoren oder Holzheizungen eingesetzt werden. Vor allem die Wärmepumpen sind beliebt. Sie würden aktuell bereits bei über 80 Prozent der neu gebauten Einfamilienhäuser und 70 Prozent der Wohnblöcke eingebaut.

Diese Heizungen seien wesentlich umweltfreundlicher, da sie unmittelbar kein CO2 ausstossen. Einzig für den Betrieb der Pumpen brauchen sie Energie, zumeist Strom. Sofern dieser aus erneuerbaren Quellen stamme, seien die Wärmepumpen damit äusserst CO2-arm. Gleichzeitig seien auch die Kosten für die Wärmeerzeugung sowie für die Wartung bei Wärmepumpen geringer.

Die Gefahr sei hingegen, dass Neubauten tendenziell viel grosszügiger gebaut werden. Und wenn mehr Wohnfläche geheizt wird, wird auch der CO2-Spareffekt der Wärmepumpen wieder gemindert. “In Gebäuden mit Wärmepumpe beansprucht jeder Bewohner über insgesamt 52 Quadratmeter Wohnfläche für sich selbst”, sagte Schellenberg. Bei Gebäuden mit Gasheizungen seien es noch 42 Quadratmeter und bei denen mit Heizöl 44 Quadratmeter pro Person.

“Gleichwohl liegt die grösste Herausforderung hinsichtlich der Erreichung der Klimaziele beim Altbau”, so der Experte. Hier gestalte sich der Wandel “zäh wie Öl”. Die Wärmepumpe sei bei Altbauten noch immer praktisch nicht vorhanden. Und dies, obwohl die Heizungen ja alle paar Jahre ausgetauscht werden müssten.

Ein Grund dafür sei, dass die Immobilienbesitzer häufig eher die alte Heizung sanierten, anstatt sie zu ersetzen – auch weil die Anschaffung einer energieeffizienteren Heizung teuer ist. Doch seien sie hauptsächlich für einen Wandel in den kommenden Jahren verantwortlich: “Wenn wir uns alleine darauf verlassen, dass Neubauten mit regenerativen Heizungssystemen eines Tages die Altbauten ersetzen, wird es bis zum Erreichen der Klimaneutralität etwa 100 Jahre dauern.” Bis die Schweiz diese Ziele erreichen wolle, dauere es aber nur noch 30 Jahre. Das sei im Immobilienbereich eine relativ kurze Zeitspanne.

“Der Schlüssel dazu liegt im Heizungsersatz und den energetischen Modernisierungen”, sagte Schellenberg. Wenn man davon ausgehe, dass eine Heizung alle 15 Jahre ersetzt wird, müsste künftig jede zweite Öl- oder Gasheizung durch eine CO2-neutrale Alternative ersetzt werden, damit die Schweiz ihre Klimaziele bis im Jahr 2050 erreichen könne.

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