Forschende stellen globalen Vegetationsatlas vor

Ein internationales Forschungsteam mit Schweizer Beteiligung hat eine globale Vegetationsdatenbank mit über 1,1 Millionen Einträgen erstellt. Sie kann helfen, die Folgen von Klima- und Landnutzungswandel besser abzuschätzen.

Ein internationales Team unter Leitung des Deutschen Zentrums für integrative Vegetationsforschung hat eine globale Datenbank mit Einträgen über 1,1 Millionen Pflanzengemeinschaften aus allen Ökosystemen auf dem Festland erstellt. Das Team mit Beteiligung von Forschenden der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), der Forschungsanstalt WSL und der Universität Zürich haben die Datenbank mit dem Namen “sPlot” nun im Fachblatt “Nature Ecology & Evolution” vorgestellt.

Sie eröffne neue Möglichkeiten, Fragen zur Artenvielfalt global zu erforschen, sowie die Folgen von invasiven Arten, Klima- und Landnutzungswandel besser abzuschätzen, wie die ZHAW mitteilte. Dabei ging es den Forschenden um sogenannte funktionelle Merkmale von Pflanzenarten: Jede Art hat sich im Laufe der Zeit an die äusseren Bedingungen angepasst, zum Beispiel ihre Wuchsgrösse, ihre Blattdicke oder auch die Inhaltsstoffe der Blätter. Diese Merkmale beeinflussen wiederum, wie viel Kohlenstoffdioxid die Pflanze binden kann und wie viel Biomasse sie produziert.

Bisher wurden die Kombinationsmöglichkeiten an funktionellen Merkmalen vor allem bei einzelnen Pflanzenarten erforscht. “In der Realität kommt eine Pflanzenart aber fast nie allein vor. Denn Pflanzen leben in Gemeinschaften”, betonte Dirk Krager von der WSL gemäss der Mitteilung. Deshalb erfassen Forschende zunehmend Pflanzengemeinschaften. Eine solche Vegetationsaufnahme listet dabei die Pflanzenarten und ihre Mengenanteile auf einer vordefinierten Fläche von bis zu 1000 Quadratmetern Grösse.

Seit einigen Jahren gibt es zwar vermehrt regionale und nationale Vegetationsdatenbanken, eine globale Datenbank fehlte jedoch bisher, hiess es von der ZHAW. Dafür mussten die bestehenden Datensätze vereinheitlicht und zusammengeführt werden, was während der ersten Jahre des Projektes von ZHAW-Vegetationsökologe Jürgen Dengler koordiniert wurde. Zwei der Datensätze, die nun in die globale Datenbank eingeflossen sind, stammten von Michael Kessler von der Universität Zürich und erfassten zwei kaum untersuchte tropische Regenwaldgebiete. Karger von der WSL steuerte ausserdem eine Klimamodell bei, das für die Auswertung der Datenbank essentiell ist.

Die “sPlot”-Datenbank soll künftig weiter wachsen, wenn mehr Vegetationsaufnahmen hinzu kommen. Ausserdem kombinierten die Forschenden ihre Vegetationsdatenbank mit der weltweit grössten Datenbank für Pflanzenmerkmale. “Dadurch lassen sich ökologische Fragestellungen erforschen, für die bislang die Datengrundlage fehlte”, liess sich Dengler in der Mitteilung zitieren.

Erste Überraschungen hielt die Arbeit mit diesem neuen Datenschatz schon bereit: So stellten die Wissenschaftler fest, dass Temperatur und Niederschlag einen geringeren Einfluss auf funktionelle Merkmale von Pflanzengemeinschaften haben als angenommen. Landnutzung durch den Menschen, sowie Konkurrenz zwischen Pflanzen um Nährstoffe, Wasser und Licht hingegen wirken sich stärker aus als vermutet, schrieb die ZHAW. Künftige Berechnungen, wie viel Biomasse die Pflanzengemeinschaft einer Region produziert, werden damit etwas komplexer.

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