Basel soll einen Autobahn-Westring bekommen

Die Autobahn soll in Basel langfristig mit einem Westring ergänzt werden. Heute führt sie östlich an der Stadt vorbei. Darauf haben sich beide Basel und der Bund geeinigt. Die Linienführung ist offen; das umstrittene alte “Gundelitunnel”-Projekt soll im Ring aufgehen.

Die Regierungen von Basel-Stadt und Baselland haben eine “gemeinsame Langfristperspektive für die Hochleistungsstrassen im Raum Basel” verabschiedet und am Dienstagabend in Muttenz den Medien, Polit- und Fachpublikum vorgestellt. Mit dem für die Autobahnen zuständigen Bundesamt für Strassen (Astra) ist die bikantonale Perspektive laut Communiqué “eng abgestimmt”.

Die vier Kernprojekte sind unterschiedlich reif: Aufgegleist ist der Rheintunnel für die Osttangente. Über diese Ergänzung zur überlasteten Brücken-Strecke zwischen der Verzweigung Hagnau und der deutschen Grenze soll der Bundesrat Ende 2019 entscheiden; Baubeginn ist frühestens 2025. Beim Astra arbeitet man zudem am Ausbau der anschliessenden Strecke Hagnau-Augst BL von sechs auf acht Spuren.

An die Basler Nordtangente, den Autobahnast zur französischen A35, soll das boomende Industriegebiet Bachgraben in Allschwil BL angeschlossen werden. Die Linienführung unter Basler Boden durch steht noch nicht; der Umfahrung Allschwil mitsamt dem Zubringer hatten die Baselbieter Stimmberechtigten jedoch 2015 zugestimmt.

Erst “Projektskizze” ist der Westring, der die bereits staubelastete Nordtangente künftig umfahren soll. Diese neue, wohl mehrheitlich unterirdische Strecke soll Redundanz schaffen zur Osttangente und den Autobahnverkehr um Basel besser fliessen lassen. Die beiden Basel gehen von nationalem Interesse, also Bundesfinanzierung aus.

Wo genau ein Westring gebaut wird, ist noch offen: Die Unterlagen markieren dazu als so genannten “Lösungsraum” ein weites Feld am Südwestrand von Basel samt mehreren Baselbieter Nachbargemeinden. Das Astra will mit den Kantonen die Streckenführung analysieren; es erwartet von beiden Basel jedoch ein abgestimmtes Vorgehen.

Letzteres ist als subtile Drohung zu lesen, lagen sich doch Basel und Liestal in Autobahnfragen öfters in den Haaren, auch wegen des 1960er-Projektes eines Tunnels unter dem Gundeldingerquartier. Dieser hätte ein Baselbieter Agglotal im Bereich St. Jakob-Hagnau an die A2 angeschlossen; in Basel befürchten viele aber Mehrverkehr.

Erst im April wieder hatte der Gundelitunnel das baselstädtische Parlament gespaltet: Ein SP-Motion gegen einen Strassenausbau im Tunnelperimeter fiel am Ende per Stichentscheid des Ratspräsidenten (CVP) definitiv durch. Schon damals warb Baudirektor Hans-Peter Wessels (SP) für einen Westring; die alte Tunnelidee sei “tot”.

Der umstrittene “Gundelitunnel” würde in einem weiträumigen Westring aufgehen, als Einzelprojekt also verschwinden. Zwecks Akzeptanz versprechen die beiden Regierungen flankierende Massnahmen auf Stadt- und Gemeindestrassen, damit der Westring diese dereinst tatsächlich entlaste.

Ein Preisschild hat der Westring noch nicht. Angesichts des frühen Stadiums wagte Astra-Direktor Jürg Röthlisberger keine Schätzung, sondern sprach nur von “Milliarden”. Je nach Linienführung wird der unterirdische Ring zwei- bis dreimal so lang wie der Rheintunnel der Osttangente, den Wessels auf rund zwei Milliarden Franken bezifferte.

Röthlisberger verwies dabei auf den erhofften Nutzen: Die Basler Nordtangente werde dereinst für eine Sanierung wohl zwei bis drei Jahre gesperrt werden müssen. Der Westring als Redundanz zahle sich dann aus. Die Autobahn in Basel ist Teil der wichtigsten Nord-Süd-Strassenachsen der Schweiz.

Beispielsweise bei der Sanierung des A2-Belchentunnels habe man die Grenzkosten, also die maximal mit Nutzen zu rechtfertigenden Kosten, mit einer bis zwei Milliarden Franken beziffert. Real verbaut man dort laut Röthlisberger mit einer zusätzlichen dritten Tunnelröhre als Sanierungsstollen rund 500 Millionen.

Der Basler Westring wird nun einer Zweckmässigkeitsüberprüfung unterzogen; Kosten und Nutzen sind laut Röthlisberger dabei realistisch zu checken. Laut Wessels wäre der Gundelitunnel nach den alten Plänen aus technischen Gründen nicht zu einem Ring ausbaubar; der Nutzen des Westrings sei demnach “wesentlich besser”.

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