Der Berner Zytglogge erstrahlt nach viermonatigen Sanierungsarbeiten in neuem Glanz. Das Astrolabium und das Figurenspiel wurden demontiert, revidiert und aufgefrischt. Die Farben von Zifferblatt und Figuren leuchten wieder und sind von weither sichtbar.
Der Zytgloggeturm ist seit seiner Errichtung im Jahr 1218 eines der wichtigsten Monumente in der Stadt Bern. Ursprünglich als massiver Wehrturm konzipiert, war er 1405 nach dem grossen Stadtbrand eines der ersten Gebäude, das wieder aufgerichtet wurde. Damals kam er zu seiner heutigen Funktion als Uhrturm.
Ein Anziehungspunkt ist er bis heute. Menschen aus aller Wert wollen dem stündlichen Schauspiel beiwohnen.
“Ich kann mich nicht erinnern, jemals am Zytglogge vorbeigekommen zu sein, ohne einer gespannt wartenden Menschentraube zu begegnen”, sagte Stadtpräsident Alec von Graffenried am Donnerstag vor den Medien. “Darum freue ich mich sehr, dass der Zytglogge nun in neuem Glanz erstrahlt, der Hahn kräht und die Bären ihren Reigen tanzen.”
Apropos Bären: Aufmerksame Beobachter werden feststellen, dass bei der Sanierung eine Korrektur vorgenommen wurde.
Der Anführer des Bärenreigens hatte bislang einen Säbel in der Hand. Beim Betrachten von älteren Bildaufnahmen wurde aber festgestellt, dass dies historisch falsch ist. So erhielt der Bär einen Speer, mit welchem er nun hoch zu Ross den Reigen anführt.
Saniert wurde übrigens das ganze Figurenspiel, also auch Chronos, Hahn und Löwe. Sie alle waren von einer dicken Schmutzschicht überzogen und die Farben waren ausgebleicht.
Eine der aufwendigsten Massnahmen betraf das Astrolabium. Das astronomische Zifferblatt stammt aus dem frühen 15. Jahrhundert und wies infolge Witterungseinflüssen zahlreiche Schäden auf. Damit die Zifferblätter instandgesetzt werden konnten, wurden sie vollständig demontiert.
Die Mechanik wurde revidiert, die Zifferblätter wurden sorgfältig gereinigt und entrostet. Danach wurden die Farben aufgefrischt und ausgebessert. Das Astrolabium konnte am 14. Mai wieder am Turm montiert und justiert werden.
Der Zytglogge wurde letztmals 1983 renoviert. Sanierungsbedürftig war nach 35 Jahren vieles, so auch die Malerei an der Westfassade des Berner Künstlers Victor Surbek. Sie wies Abplatzungen und Fehlstellen auf. Diese wurde behoben. Auch die restlichen Fassaden wurden gewaschen, repariert und überarbeitet.
Die Sanierungsarbeiten sind nun fast abgeschlossen, wie die Behörden am Donnerstag mitteilten. Das Baugerüst wird schrittweise abgebaut. Die Sicht auf den Zytglogge wird voraussichtlich ab Juni wieder komplett frei sein.
Die Sanierungen kostete 350’000 Franken, etwas mehr als veranschlagt. Die Mehrkosten entstanden vor allem durch die zusätzlichen Massnahmen beim Figurenspiel.