2017 waren Schweizer Unternehmen insgesamt an 395 Übernahmen und Fusionen beteiligt. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Anstieg um 9 Prozent. Insbesondere die Pharma- und die Nahrungsmittelindustrie sowie die Medienbranche war sehr aktiv am Übernahmemarkt.
Die grösste Transaktion mit einem Umfang von knapp 30 Milliarden Dollar war im vergangenen Jahr die Übernahme des Basler Biotechunternehmens Actelion durch den US-Konzern Johnson & Johnson, wie eine am Dienstag veröffentlichte Studie zum Schweizer Merger- und Akquisitionsmarkt (M&A) von KPMG zeigt.
Laut dem Beratungsunternehmen gehört diese Übernahme damit zu den fünf grössten Schweizer Transaktion aller Zeiten. Das Gesamtvolumen aller Deals fiel 2017 mit 101,5 Milliarden Dollar jedoch 15 Prozent tiefer aus als im Vorjahr.
Laut dem Beratungsunternehmen sind neben den Grossübernahmen eine Reihe von Transaktionen in der Nahrungsmittelindustrie bemerkenswert. So hat Nestlé 2017 unter anderem das kalifornische Kaffeehaus-Startup Blue Bottle Coffee, das Nahrungsmittelunternehmen Sweet Earth sowie den Vitaminproduzenten Atrium Innovations gekauft.
Diese Übernahmen verdeutlichen, wie veränderte Konsumentenwünsche zu interessanten M&A-Transaktionen führe, schreibt KPMG in ihrem Bericht.
Auch der Wandel in der Medienbranche war 2017 ein Treiber des M&A-Markts. So haben die Mediengruppe NZZ und die AZ ein gemeinsames Unternehmen gegründet, um ihr regionales Verlagsgeschäft wieder rentabel zu machen. Tamedia, eines der drei grossen Schweizer Verlagshäuser, hat ein Kaufangebot für die Werbevermarkterin Goldbach lanciert.
Wie in den Vorjahren trat die Schweiz 2017 am M&A Markt vor allem als Käuferin auf. Schweizer Unternehmen haben dabei mit 188 Transaktionen mehr doppelt so viele ausländische Firmen übernommen als ausländische Unternehmen Schweizer Betriebe.
“Das ist ein deutliches Zeichen für die Innovationskraft und den Drive der Schweizer Wirtschaft”, sagte dazu Patrik Kerler, Leiter M&A bei KPMG, an einer Medienkonferenz am Dienstag in Zürich.
Ebenfalls bestätigte sich laut Kerler der Trend zu steigenden Transaktionspreisen. So zahlte im vergangenen Jahr ein Käufer im Durchschnitt das Zwölffache des Betriebsgewinns (EBITDA) der gekauften Firma. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Preisanstieg um 20 Prozent. Laut Kerler muss das aber nicht zwingend heissen, dass die Preise auf dem M&A-Markt bereits zu hoch sind.
Zumindest ein Teil der Erhöhung sei auch mit der Innovationskraft und der Spezialisierung der übernommenen Unternehmen zu erklären. “Viele Übernahmen waren High-End-Transaktionen in der Pharma- und Technologiebranche oder haben sogenannte Hidden Champions betroffen”, sagte Kerler. Als Hidden Champions werden mittelgrosse Unternehmen bezeichnet, die in einer Marktnische Europa- oder sogar Weltmarktführer sind.
Weil die grundlegenden Faktoren, die den M&A-Markt 2017 bestimmten, sich nicht geändert haben, geht KPMG auch für das laufende Jahr von einem sehr aktiven Übernahme- und Fusionsmarkt aus. 2018 könne branchenübergreifend mit einer verstärkten Überarbeitung der Geschäfts- und Betriebsmodelle gerechnet werden, heisst in der Studie.
Insbesondere werde die fortschreitende Digitalisierung die M&A-Aktivitäten antreiben. So geht KPMG zum Beispiel von weiteren Übernahmen von Fintech-Unternehmen und einer weiteren Konsolidierung in der Medienbranche aus.