Baubewilligung für Berner Centralweg – aber keine Bagger in Sicht

Das umstrittene Wohnbauprojekt am Centralweg in der Berner Lorraine hat eine wichtige Hürde genommen. Regierungsstatthalter Christoph Lerch hat die Baubewilligung für das geplante Mehrfamilienhaus erteilt.

Die in drei Einsprachen vorgebrachten Punkte seien aus seiner Sicht öffentlich-rechtlich unbegründet, teilte Lerch am Donnerstag mit. Die Stadt Bern will am Centralweg ein Haus mit 13 Wohnungen bauen. Das Projekt stösst im Quartier wegen vergleichsweise hoher Mietzinse auf Widerstand.

Das Baugesuch des städtischen Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik stammt aus dem Jahr 2013. Aus einem Wettbewerb war das Projekt “Baumzimmer” als Sieger hervorgegangen.

Das gefiel nicht allen. Die Einsprecher machten geltend, es gebe zu wenig Parkplätze, die Grenzabstände würden nicht eingehalten und die Wirtschaftlichkeit sei nicht gegeben. Ausserdem sei die Finanzierung nicht geeignet, um günstiges Wohnen zu ermöglichen.

2014 reichte die Bauherrschaft eine Projektänderung ein, um die Grenzabstände einzuhalten. Auch auf die Anbauten, die sogenannten “Baumzimmer”, verzichtete sie und sah neu konventionelle Balkone vor.

2015 wurde das Baubewilligungsverfahren sistiert, weil zuerst die Anpassung des Bauklassenplans abgewartet werden musste. Der geänderte Bauklassenplan trat im vergangenen September in Kraft. Damit lag der Ball wieder bei Regierungsstatthalter Christoph Lerch. Dieser erteilte nun die Baubewilligung.

Wann die Bagger am Centralweg auffahren, ist wieder eine andere Frage. Zuerst sucht die Stadt Bern nun nach Wegen, um tiefere Mieten möglich zu machen. So hat es der Gemeinderat neulich beschlossen. Im Klartext heisst das wohl: Das Haus soll günstiger gebaut und die Renditevorgabe gesenkt werden.

Bis Herbst 2018 soll die Finanzdirektion ein “kostenoptimiertes Projekt” vorlegen. Ob sich der Stadtrat danach erneut mit dem Geschäft befassen muss, ist laut Gemeinderat noch offen. Das hänge davon ab, wie stark sich das Bauvorhaben ändere.

Vorerst bleibt es dabei, dass die Brache am Centralweg als Quartiertreffpunkt genutzt werden kann – obwohl der Stadtrat vor über vier Jahren einen Kredit von 8,8 Millionen Franken für die Überbauung gesprochen hat.

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