Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) möchte an Glaubwürdigkeit gewinnen. Mit schärferen Kontrollen auf Baustellen will der Verband deshalb die Einhaltung von Lohn- und Arbeitsbedingungen verbessern. Zudem soll der “ruinöse” Preiswettbewerb unterbunden werden.
Der Schweizer Bauwirtschaft gehe es gut, sagte Gian-Luca Lardi, Zentralpräsident des SBV am Freitag vor der Presse. Allerdings müsse die Branche in den Berg- und Tourismusregionen gegen widrige Bedingungen ankämpfen. Insbesondere der schwache Euro, die klimatisch bedingte Verkürzung der Wintersaison sowie einige politische Entscheidungen machten der Bauwirtschaft zu schaffen.
Aber die Probleme kommen nicht nur von aussen, wie Lardi im Vorfeld des Tages der Bauwirtschaft erklärt. So gebe es auf dem Markt zu viele Anbieter, welche sich einen “ruinösen” Preiswettbewerb lieferten. Dies lasse die Margen schon in heutigen guten Zeiten schmelzen. Neun von zehn öffentlichen Vergaben von Bauprojekten gingen an den billigsten Anbieter, wo man doch für Qualität einen fairen Preis zahlen müsse.
Der SBV habe ein Modell entwickelt, das dafür sorge, dass nicht mehr die billigsten Angebote, sondern jene mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis den Zuschlag erhielten, sagte Lardi: “Dieses Modell gilt es nun unbedingt umzusetzen.”
Ausserdem habe der Baumeisterverband ein neues Kontrollsystem für Baustellen entwickelt, welches ab 2018 eingesetzt werden soll. Mit dem Informationssystem Allianz Bau (ISAB) könne bei Baustellenkontrollen die Einhaltung von Lohn- und Arbeitsbedingungen effizienter überprüft werden. Die Impulse, ein solches System landesweit einzuführen, seien von den Sektionen Genf und Waadt ausgegangen.
Das System basiert auf einem Ausweis für die Bauarbeiter. Alle dazu gehörigen Daten wie Angaben zur Person und zum Arbeitgeber sollen zentral in einer Datenbank gespeichert werden. Das soll es den Kontrolleuren der paritätischen Kommissionen und der Arbeitsinspektorate erlauben, ihre Abklärungen rasch und unkompliziert vorzunehmen. Die SBV-Sektionen Genf und Waadt sind dabei Pioniere auf diesem Gebiet. Genf führte einen Badge bereits 1997 ein, die Waadt vor zwei Jahren.
Schwerpunkt des Tages der Bauwirtschaft am Freitag war die Generalversammlung des SBV. Dieses Jahr fand der Anlass in der Palexpo Genf statt. Rund 500 Personen nahmen teil, darunter Antonio Hodgers, Mitglied des Genfer Staatsrats.
Wie rege die Bautätigkeit im Kanton Genf ist, umriss Pierre-Alain L’Hôte, der Präsident des Genfer Baumeisterverbands. In Genf seien im letzten Jahr 2095 neue Wohnungen gebaut worden, so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. Auch für das laufende Lahr sei das Baupotenzial beträchtlich.
Ziel sei es, bis 2030 pro Jahr 2500 Neubauten zu realisieren, sagte L’Hôte. Damit soll dem Bevölkerungswachstum von 100’000 Personen in 20 Jahren gerecht werden.
Ausserdem führten zahlreiche Projekte internationaler Organisationen zu einem grossen Bauvolumen. “Drei Milliarden Franken werden allein in rund 15 UNO-Projekte investiert”, schilderte L’Hôte. Im Infrastrukturbereich zählt der Kanton Genf auf die Flughafenerweiterung und den Bau der Bahnstrecke CEVA, welche die Bahnhöfe Cornavin und Annemasse verbinden wird.