Mehr Gebäude mit Radium verseucht als angenommen

Die Zahl der mit Radium kontaminierten Gebäude ist höher als ursprünglich geschätzt. Das steht in einem Zwischenbericht zu den Sanierungsarbeiten, den der Bundesrat am Mittwoch zur Kenntnis genommen hat.

radioactive-98649_640Durch die Verwendung von Radium-Leuchtfarbe in der Uhrenindustrie bis in die 1960er Jahre sind im Jurabogen viele Gebäude kontaminiert worden. Mit dem Aktionsplan Radium 2015-2019 sollen die radiologischen Altlasten beseitigt werden.

Bisher wurden insgesamt 200 Gebäude und Gärten untersucht, wie es im Zwischenbericht heisst. Davon wiesen 40 eine Radiumkontamination auf, die eine Sanierung erforderlich macht.

Die genaue Zahl der kontaminierten Gebäude wird erst nächsten Herbst feststehen. Es lasse sich aber abschätzen, dass etwa 550 bis 650 Gebäude betroffen seien, heisst es im Bericht. Ursprünglich war die Zahl auf 500 geschätzt worden. Auch der Anteil der sanierungsbedürftigen Gebäude liegt mit 20 Prozent an der oberen Grenze der ursprünglichen Schätzung von 10 bis 20 Prozent.

Die meisten betroffenen Objekte befinden sich in den Kantonen Neuenburg, Bern und Solothurn. Inzwischen ist die Sanierung von 22 Gebäuden und Gärten abgeschlossen. In den meisten Fällen wurden Fussböden und in den Gärten Erdmaterial entfernt. Auch Siphons, Schränke oder Fensterrahmen müssen ersetzt werden.

Die vom Bund getragenen Kosten entsprächen den Prognosen, heisst es im Bericht. Das Bundesamt für Gesundheit werde die Bemühungen um eine zusätzliche finanzielle Beteiligung von Kantonen, Gemeinden und der Uhrenindustrie weiterführen und intensivieren. Die bisher geleisteten freiwilligen Beiträge an die Finanzierung würden “einige Prozent” des Globalbetrags umfassen.

Eine finanzielle Beteiligung der Uhrenindustrie sei schwierig in einer Zeit, in der dieser Industriezweig mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen habe, halten die Autoren fest. Die Möglichkeit einer Beteiligung bleibe offen, aber es brauche noch Überzeugungsarbeit.

Die Arbeiten wurden durch den Fund von radioaktivem Radium auf einer Baustelle der Autobahnumfahrung von Biel ausgelöst. Daraufhin wurde der Aktionsplans ins Leben gerufen. Der Bundesrat bewilligte einen Kostenrahmen von fünf Millionen Franken.

Zeiger und Zifferblätter wurden bis in die 1960er Jahre mit radiumhaltigen Leuchtfarben bemalt. Diese Arbeiten wurden in Setzateliers oder in Heimarbeit ausgeführt.

Nachdem aus gesundheitlichen Gründen auf die Verwendung der radioaktiven Farbe verzichtet wurde, sanierte die Suva die von ihr beaufsichtigten Werkstätten. Die ehemaligen Heimarbeitsorte wurden jedoch nicht systematisch erfasst und dekontaminiert.

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