In der Bundesverwaltung und bundesnahen Betrieben gibt es grosses brachliegendes Potenzial bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Das grösste Hemmnis zur Verbesserung ist das Geld, wie ein neuer Bericht zeigt.
88 Prozent des Stroms und 40 Prozent der Wärmeenergie, welche die Verwaltung sowie die Post, SBB, Skyguide und Swisscom verbrauchen, stammen heute aus erneuerbaren Quellen. 10 Prozent des erneuerbaren Stroms und 70 Prozent der Wärme werden gar selbst produziert.
Seit 2006 hat der Bund seine Energieeffizienz um 26,7 Prozent gesteigert. Das ist mehr als er geplant hatte. Der Bund rühmt sich deshalb gerne als “Energievorbild”. Dass das nur die halbe Wahrheit ist und ein noch viel höheres Potenzial vorhanden wäre, zeigt nun ein Bericht, den der Bundesrat am Mittwoch zur Kenntnis genommen hat.
Vor allem bei der Stromnutzung gibt es demnach grosse Möglichkeiten. Wenn Solarenergie, Wasser- und Windkraft flächendeckend genützt würde, könnte der Anteil der erneuerbaren Strom-Eigenproduktion am gesamten Stromverbrauch der Akteure auf 26 Prozent gesteigert werden.
Mehr als 50 Prozent dieses Potenzials weist das Verteidigungsdepartement (VBS) aus, wie das Bundesamt für Energie (BFE) schreibt. Ausgenommen von der Potenzialanalyse ist demnach der Strom zum Betrieb der Eisenbahnen, welcher bereits heute zu über 90 Prozent aus erneuerbarer Energie stammt.
Auch bei der erneuerbar erzeugten Wärme sind laut dem Bericht noch nicht alle Optionen ausgeschöpft. Insbesondere bei in der Nutzung von Umweltenergie mit 35 Prozent und von Holz mit 30 Prozent gebe es beträchtliches Potenzial.
Das wirtschaftlich umsetzbare Potenzial habe zwar nur teilweise erhoben werden können. Es zeige sich jedoch, dass aus heutiger Sicht wohl nur weniger als ein Drittel des technischen Potenzials wirtschaftlich sinnvoll erschlossen werden könne.
Schuld daran sind die knappen finanziellen Mittel, wie das BFE schreibt. Die Investitionskosten zur Ausschöpfung des gesamten realistischen Strompotenzials werden auf rund 370 Millionen Franken geschätzt, der grösste Teil davon für Fotovoltaikanlagen.
Wenn zudem bestehende Heizungen in den nächsten zwanzig bis dreissig Jahren ersetzt werden müssen, führe dies zu zusätzlichen Investitionskosten in Höhe von 59 Millionen Franken. Für die Abwärmenutzung, die Wärmegewinnung aus Biomasse sowie für die Nutzung von Umweltenergie im ETH-Bereich werden die zusätzlichen Investitionskosten auf mindestens 215 bis 230 Millionen Franken geschätzt.
In Zeiten des Sparens seien die Verwaltung und die bundesnahen Betriebe gegenüber solcher Investitionen gehemmt, heisst es im Bericht. Das gelte auch für die über die gesamte Lebensdauer gesehen wirtschaftlichen Lösungen, da die Anfangsinvestition meist höher sei als für konventionelle Lösungen.
Bei grossen Anlagen, die auch Energie für externe Abnehmer produzieren, bestehe ein Hemmnis darin, dass Geldmittel ausserhalb des Kerngeschäftes gebunden würden. Weiter gebe es Standorte, die zwar sehr gut für die Stromproduktion geeignet wären, die Akteure aber keinen eigenen Strombedarf hätten.
Bis Ende 2017 sollen die Akteure einen Aktionsplan zum Umgang mit den identifizierten Potenzialen und Hemmnissen entwickeln, wie der Bundesrat schreibt. Dabei solle die Wirtschaftlichkeit berücksichtigt werden.
Die zivile Bundesverwaltung, das VBS, die bundesnahen Unternehmen Post, SBB, Skyguide und Swisscom sowie der ETH-Bereich sind zusammen für rund 2 Prozent des schweizerischen Gesamtenergieverbrauchs verantwortlich. Das entspricht rund 1,5-mal der Energieproduktion des Kernkraftwerks Mühleberg.