Das Rekord- und Jahrhundertbauwerk am Gotthard wird heute eröffnet

Rund 17 Jahre nach Baubeginn wird heute (Mittwoch) der längste Eisenbahntunnel der Welt – der Gotthard-Basistunnel – eröffnet. Zur Feier sind neben dem Gesamtbundesrat 1100 Gäste geladen – darunter die Staatschefs aus Deutschland, Italien und Frankreich.

Die definitiven Schienen werden im Tunnel betoniert, aufgenommen am Donnerstag, 29. März 2012, in der Ost-Roehre des Gotthard-Basis Tunnels, etwa 5 Kilometer von Erstfeld entfernt. (Keystone/Gaetan Bally) *** NO SALES, NO ARCHIVES *** === NO SALES, NO ARCHIVES ===

3000 Personen stehen im Einsatz, damit der Anlass glatt über die Bühne geht, 300 in- sowie ausländische Medienvertreter werden über den Anlass in alle Welt berichten. Für die Sicherheit der Gäste sorgen neben der Polizei bis zu 2000 Armeeangehörige.

Rund 8 Millionen Franken soll der gesamte Anlass kosten. Über dem “Grossraum Gotthard” gilt eine Verkehrssperre für die Zivilluftfahrt und die Luftwaffe.

Ihren Anfang nehmen die Feierlichkeiten um 8.30 Uhr mit der Segnungszeremonie im Basistunnel. Daran nehmen neben Pater Werlen eine Pfarrerin, ein Imam, ein Rabbiner sowie ein Konfessionsloser teil. Um 12 Uhr eröffnen Bundespräsident Johann Schneider-Ammann in Rynächt UR und Verkehrsministerin Doris Leuthard in Pollegio TI mit Ansprachen zeitgleich den Tunnel.

Danach fahren die ersten zwei Züge mit Passagieren durch den 57 Kilometer langen Tunnel. Je ein Zug wird von Norden und von Süden her den Tunnel einweihen. An Bord werden jene 1000 Personen sein, die in der Verlosung Anfang Jahr ein Ticket ergattert haben.

Mit dem neuen Basistunnel verkürzt sich die Reise von Altdorf im Kanton Uri nach Bellinzona im Tessin um total 30 Kilometer. Die Fahrt dauert künftig im Personenzug noch rund 17 Minuten, wenn der Zug mit den erlaubten 200 km/h fährt.

Weil die Steigung zwischen Altdorf und Lugano mit dem neuen Tunnel auf 12,5 Promille reduziert wird, gilt die Strecke ausserdem als erste Flachbahn durch die Schweizer Alpen. Damit kann der Güterverkehr auf Schiebeloks verzichten und längere und mehr Züge einsetzen.

Die offiziellen Arbeiten für das Jahrhundertbauwerk begannen im November 1999 mit dem Tunnelanstich. Insgesamt schufteten in den folgenden rund 17 Jahren 2400 Arbeiterinnen und Arbeiter bei Temperaturen von bis zu 50 Grad im Berg. Neun Menschen verloren bei den Bauarbeiten ihr Leben.

28,2 Millionen Tonnen Material wurden aus dem Berg gebrochen. Ein grosser Teil des Gesteinsausbruchs kam in Form von Beton wieder in den Berg hinein. Im Oktober 2010 erfolgte der Hauptdurchschlag.

Das Tunnelsystem mit Verbindungs- und Zugangsschächten misst 152 Kilometer. Die Felsschicht über den Tunnelröhren ist zwischen sechs und 2300 Metern dick. Damit ist der Tunnel derzeit nicht nur der längste, sondern auch der tiefste der Welt.

Mit dem Gotthard-Basistunnel ist das Kernstück der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) vollendet, welche vor 24 Jahren vom Schweizer Volk angenommen worden war. Das Jahrhundertbauwerk soll das Tessin und die Deutschschweiz näher zusammenbringen und der EU eine gute Nord-Süd-Verbindung bieten.

Doch auch mit der Tunnel-Eröffnung bleibt das Verlagerungsziel für den Güterverkehr noch weit entfernt. Laut Umweltschützern fehlt es am politischen Willen, in den Augen der Behörden liegt es am Ausland. In Italien sollen die drei grossen Zufahrtsstrecken zur NEAT bis Ende 2020 angepasst sein. In Deutschland dauert der Ausbau aber noch nahezu zwanzig Jahre.

Wie wichtig die neue Verbindung durch die Alpen für die Nachbarländer ist, zeigt die Gästeliste für die Eröffnungsfeier. Sowohl die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch der französische Präsident François Hollande, Italiens Premier Matteo Renzi und der neue österreichische Kanzler Christian Kern werden der Eröffnung beiwohnen. Im Namen der EU wird Verkehrskommissarin Violeta Bulc anreisen.

Ihnen wird – neben dem offiziellen Teil – auch Kulturelles und Kulinarisches geboten: Mit 600 Darstellerinnen und Darstellern hat der Theaterregisseur Volker Hesse ein Spektakel zum Mythos Gotthard und dem hochmodernen neuen Tunnel inszeniert. Auch Musiker, darunter Alphornbläser, das Armeespiel und lokale Chöre, haben ihre Auftritte.

An den beiden Tunnelportalen in Rynächt und Pollegio TI können sich die geladenen Gäste mit regionalen Spezialitäten verpflegen. Und gegen den Durst stehen Getränke aus den beiden Regionen bereit.

Am Wochenende kommt dann die Bevölkerung zum Zug: Die Tunneleröffnung wird mit einem grossen Publikumsanlass an vier Orten gefeiert: auf der Alpennordseite in Erstfeld und Rynächt, im Tessin in Pollegio und am Bahnhof in Biasca.

Die Organisatoren der Feier rechnen mit einem grossen Interesse der Bevölkerung. Rund 50’000 bis 100’000 Personen sollen am Fest-Wochenende durch den 57 Kilometer langen Tunnel fahren können.

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