Archäologen finden neue Hinweise auf frühgeschichtliches Zürich

Archäologen und Archäologinnen haben bei Rettungsgrabungen in Zürich-Höngg neue Hinweise zur Besiedlung des Zürcher Stadtgebiets entdeckt. Die seit November 2016 laufende Grabung im Gebiet Rütihof-Grossried stehen kurz vor dem Abschluss.

ausgrabung_mannheimDie anfängliche Vermutung, auf Grabhügel der frühkeltischen Zeit zu stossen, hätten sich bis jetzt nicht bestätigt, heisst es in einer Mitteilung des Hochbaudepartements vom Mittwoch. Es seien jedoch überraschende Funde aus mehreren ur- und frühgeschichtlichen Epochen zutage gekommen.

Diese Funde und mehrere Messungen zur Altersbestimmung werfen ein neues Licht auf die Besiedlung von Zürich. So zeigten Holzkohlereste, dass die älteste steinzeitliche Besiedlung im Zeitraum von 3100 bis 3500 v. Chr. erfolgt sein muss.

Siedlungen aus dieser sogenannten “Horgener Kultur” konnten gemäss Mitteilung bislang nur in Form von Pfahlbauten an den Seeufern nachgewiesen werden, wie zum Beispiel im Jahr 2010 bei der Rettungsgrabung “Parkhaus Opéra”.

Bei einem Glockenbecher, der bei den Grabungen in Höngg gefunden wurde, handelt es sich um einen äusserst seltenen Fund, wie der Kanton schreibt. Die Scherben aus der Steinzeit seien Zeugen einer europaweit verbreiteten kulturellen Erscheinung im 3. Jahrtausend v. Chr., die in der Schweiz nur in wenigen Funden repräsentiert sei.

In Zürich wurden bisher keine Siedlungsreste dieser “Glockenbecherkultur” gefunden, obwohl Analysen und Bodenproben auf eine intensive Siedlungstätigkeit in diesem Zeitraum hinweisen.

Andere Funde stammen aus der Zeit von 170 bis 350 v. Chr, der spätkeltischen Zeit (Eisenzeit). Überraschend sind auch mehrere römische Brandgräber mit Urnen und verbrannten Knochen. Es handelt sich dabei um eine für den Kanton Zürich seltene Entdeckung. Nach ersten Einschätzungen stammen sie aus dem 2. Jahrhundert.

Mehrere Grabensysteme bieten Einblick in die frühmittelalterliche Besiedlung von Höngg. Messungen ergaben, dass das Gelände im 7. bis 9. Jahrhundert besiedelt war. Die genaue Funktion der Gräben ist aber noch ungeklärt. Sie könnten Teil einer Verteidigungsanlage oder Umzäunung eines landwirtschaftlichen Betriebs gewesen sein.

Die Rettungsgrabung wurde wegen der zum Vorschein gekommenen Gräber bis Ende Juli verlängert. Für die interessierte Bevölkerung gibt es am Montag, 30. Mai, von 10 bis 12 und 14 bis 16.30 Uhr die Möglichkeit, den Archäologen über die Schulter zu schauen.

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