Kombi-Operateur Hupac will wieder aufs Gaspedal treten

Die im kombinierten Lastwagen-Güterzugverkehr tätige Hupac hat in den letzten Jahren bescheidene Zuwachsraten erzielt. Aufschwung bringen soll der Gotthard-Basistunnel. Der Schweizer Kombi-Operateur erhofft sich davon höhere Produktivität und eine Attraktivitätssteigerung für den unbegleiteten kombinierten Verkehr.

Die Eröffnung des längsten Tunnels der Welt im Dezember sei ein “epochales Ereignis”, sagte Hupac-Verwaltungsratspräsident Hans-Jörg Bertschi am Donnerstag an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Die einzige Flachbahn durch die Alpen sei für den kombinierten Verkehr ein “Quantensprung” und werde die Marktchancen deutlich erhöhen.

Doch bis die neuen Vorteile genutzt werden können, dauert es noch bis 2020. Dann ist auch der Ceneri-Basistunnel bereit und bis dann wird auch der durchgehende 4-Meter-Korridor zwischen Basel und Norditalien gebaut sein. Das Projekt auf der Luino-Linie sei auf Kurs, sagte Bertschi. Ab 2020 werde Hupac ein Netz zur Verfügung haben, das viel leistungsfähiger sein werde.

Damit der kombinierte Verkehr wachsen kann, braucht es aber auch zusätzliche Verlade-Terminals für Container und Sattelauflieger in Norditalien. Hupac beteiligt sich deshalb an neuen und auszubauenden Terminals in Brescia, Piacenza und Mailand Ost.

Erste positive Effekte bereits in der ersten Phase

“Hupac drückt wieder aufs Gas”, betonte Hupac-Direktor Bernhard Kunz. Er geht davon aus, dass ab 2020 eine Produktionssteigerung um 30 Prozent möglich ist. Aber schon der erste “Mosaikstein Gotthardtunnel” werde positive Effekte haben.

Bis jetzt mussten drei Lokomotiven die 550 Meter langen Züge über den Gotthard schleppen. Künftig werden die um 200 Meter längeren und bis zu 1600 Tonnen schweren Züge von einer einzigen Lok durch den Basistunnel gezogen.

Auch das Rollmaterial werde weniger beansprucht als auf der Bergstrecke und brauche deshalb weniger Unterhalt, sagte Kunz. Und schliesslich wird auf der um 30 Kilometer kürzeren Strecke die Fahrzeit um rund 30 Minuten verkürzt.

Derzeit bereitet sich Hupac intensiv auf die Flachbahn via Gotthard vor. Bis im Dezember werden zahlreiche Testfahrten mit Hupac-Zügen durchgeführt. Klar kommen muss Hupac im nächsten Jahr mit Einschränkungen auf der Luino-Linie.

Wegen des Ausbaus wird die Strecke während sechs Monaten total gesperrt. In dieser Zeit werden laut Kunz die Hupac-Züge je zur Hälfte über Chiasso und über die Lötschberg-Simplon-Linie zu den Terminals in Mailand geführt. Ziel sei, möglichst wenig an Qualität einzubüssen.

Neue Geschäftsfelder erschliessen

Kerngeschäft der Hupac ist das Netzwerk für Verkehr von Terminal zu Terminal. Auf dem Weg zurück auf den Wachstumspfad will der Kombi-Operateur gemäss der Strategie 2016 bis 2020 auch mit dem Aufbau des Container-Transports von Häfen ins Hinterland. Im Blick habe man sämtliche Häfen im Mittelmeer, sagte Bertschi.

Gut entwickelt habe sich das Geschäftsfeld “Compagny Shuttle”. Die Möglichkeit, ganze Hupac-Züge für Transporte zu reservieren, wurde im vergangenen Jahr eingeführt, nachdem verschiedene Grosskunden abgesprungen waren. Im laufenden Jahr erwartet Hupac in diesem Segment ein deutliches Wachstum.

Wachstum verspricht sich Hupac auch in Russland, China und Südosteuropa. Im russischen Markt setzt der Schweizer Operateur seine Wachstumsstrategie mit eigenem Rollmaterial für die russische Breitspur fort. Und für den chinesischen Markt wurde Anfang Jahr eine Niederlassung in Shanghai eröffnet.

Fast 20 Prozent weniger Gewinn

Mit dem Ergebnis des Geschäftsjahres 2015 zeigte sich Bertschi angesichts des schwierigen Umfeldes zufrieden. Beeinflusst worden sei es durch die nach wie vor durchzogene Wirtschaftsentwicklung in Europa, dem starken Schweizer Franken sowie dem Einbruch der Ölpreise.

Der Konzernumsatz sank 2015 um 10,3 Prozent auf 427,5 Millionen Franken, der Gewinn sank um 19,7 Prozent auf knapp 6,1 Millionen Franken. Der Cash-flow der Hupac-Gruppe blieb mit 41,3 Millionen Franken konstant, während die Investitionen in Sachanlagen um 46,3 Prozent auf 24,6 Millionen Franken stiegen.

Die Investitionskosten werden auch in den nächsten fünf Jahren stark ansteigen. Insgesamt will Hupac 280 Millionen Franken für neues Rollmaterial, neue Terminals und den IT-Bereich aufwenden.

Auf dem Netzwerk der Hupac sind täglich rund 100 Züge zwischen den grossen europäischen Wirtschaftsräumen bis nach Russland und Fernost unterwegs. Im vergangenen Jahr wurden rund 662’000 Sendungen transportiert.

Die Hupac-Gruppe besteht aus 16 Unternehmen mit Standorten in der Schweiz, in Italien, Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Polen, Russland und China und beschäftigt derzeit 413 Personen, davon 237 im Ausland. Das Aktienkapital von 20 Millionen Franken wird zu 72 Prozent von Logistik- und Transportunternehmen und zu 28 Prozent von Bahnen gehalten.

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