Anderthalb Jahrhunderte Bohren und Sprengen am Gotthard

134 Jahre nach dem ersten Bahntunnel und 36 Jahre nach der Strassenröhre wird am 1. Juni am Gotthard ein weiteres Meisterstück der Ingenieurskunst gefeiert, der Basistunnel. Hier die wichtigsten Etappen der Baugeschichte.

1845-1850: Erste konkrete Pläne für den Bau einer Alpenbahn sehen bei der Streckenwahl den Lukmanier und den Splügen im Vordergrund.

1863: Nach zähem Streit um die Linienführung setzen sich die Gotthard-Befürworter durch. Unter dem Vorsitz des mächtigen Zürcher Unternehmers und Politikers Alfred Escher gründen sie die Grosse Gotthardvereinigung.

1869: Die Schweiz und Italien schliessen einen Staatsvertrag über Finanzierung, Bau und Betrieb des Scheiteltunnel-Projekts ab. Deutschland schliesst sich 1871 an.

7. August 1872: Der Genfer Bauunternehmer Louis Favre erhält den Zuschlag für die Bauarbeiten.

1. Oktober 1872: Offizieller Baubeginn am Gotthardtunnel.

27. Juli 1875: Ein Streik der vorwiegend italienischen Mineure für Lohnerhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen wird von einer Bürgerwehr blutig niedergeschlagen.

27. Juli 1878: Nach Kosten- und Terminüberschreitungen muss Alfred Escher unter dem Druck des Bundesrates zurücktreten.

19. Juli 1879: Gesundheitlich und finanziell ruiniert, stirbt Louis Favre bei einer Tunnelinspektion an einem Herzversagen.

29. Februar 1880: Durchschlag des Gotthardtunnels, des damals mit 15 Kilometern längsten Tunnels der Welt.

1. Januar 1882: Der Tunnel wird 15 Monate nach dem geplanten Termin dem Verkehr übergeben.

22.-25. Mai 1882: Offizielle Eröffnungsfeiern in Luzern und Mailand.

31. Mai/1. Juni 1882: Inbetriebnahme der Gotthardlinie.

1947: Der Ingenieur Eduard Gruner beschreibt in der Zeitschrift “Prisma” die Idee eines Gotthard-Basistunnels als Teil eines Schnellbahnsystems.

1961/62: Die SBB erarbeitet ein erstes Projekt für einen Tunnel Erstfeld-Biasca.

1963-70: Die vom Bund eingesetzte Kommission Eisenbahntunnel durch die Alpen (KEA) prüft verschiedene Basistunnel-Lösungen. Sie empfiehlt schliesslich den Bau eines Basistunnels am Gotthard und den Ausbau der Lötschberglinie auf Doppelspur.

5. September 1980: Nach fünfjähriger Bauzeit wird der 16,9 Kilometer lange Gotthard-Strassentunnel eröffnet.

1990/91: Nach einer breiten Vernehmlassung schlägt der Bundesrat den Bau einer Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) mit Basistunneln an Gotthard und Lötschberg vor. Das Parlament billigt die Pläne.

27. September 1992: In der Volksabstimmung sprechen sich 63,6 Prozent für den Bau der NEAT aus.

22. September 1993: Die Bauarbeiten für den Gotthard-Basistunnel beginnen in Polmengo TI mit dem Sondierstollen.

1993-1998: Nach einem Streit um die Rentabilität der NEAT redimensionieren Bundesrat und Parlament das NEAT-Projekt (u.a. Bau des Lötschberg mit nur einer Spur).

29. November 1998: Der Bundesbeschluss über Bau und Finanzierung von Infrastrukturvorhaben des öffentlichen Verkehrs (FinöV), der auch die NEAT-Finanzierung sicher stellt, wird an der Urne mit 63,5 Prozent Ja angenommen.

4. November 1999: Tunnelanstich in Amsteg UR.

2. Juni 2006: Baubeginn am Ceneri-Basistunnel. Die Eröffnung ist für 2020 geplant.

9. Dezember 2007: Inbetriebnahme des Lötschberg-Basistunnels

3. Februar 2009: Die Piora-Mulde im Gotthard-Basistunnel, ein gefürchtetes geologisches Hindernis, wird überwunden.

15. Oktober 2010: Erster Hauptdurchschlag: Die Oströhre des Gotthard-Basistunnels ist vollständig durchbrochen.

23. März 2011: Durchschlag der Weströhre

2010-2016: Einbau der Bahntechnik und Testbetrieb

1. Juni 2016: Offizielle Eröffnung des Basistunnels mit viertägigen Feierlichkeiten.

11. Dezember 2016: Mit dem Fahrplanwechsel soll der neue Bahntunnel regulär in Betrieb gehen.

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