Durch Verschiebungen von Charterflügen und Fracht auf den Flugplatz Dübendorf auf dem Flughafen Zürich mehr Kapazitäten schaffen: Diesen brisanten Vorschlag bringt Andreas Wittmer, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums für Luftfahrt an der Universität St. Gallen, in die Diskussion ein.
Die Pläne des Bundes, in Dübendorf eine zivilaviatische Nutzung zu ermöglichen, seien interessant, sagte Wittmer in einem am Montag in der “Neuen Zürcher Zeitung” publizierten Interview. Letztlich müssten jedoch seiner Meinung nach Dübendorf als vierte Piste für den Flughafen Zürich betrieben und im Idealfall die beiden Infrastrukturen mit einer U-Bahn verbunden werden.
Im Klartext: Geschäftsfliegerei, Kleinfliegerei, Holiday Charter und Fracht sollten von Zürich auf den ehemaligen Militärflugplatz verlagert werden. Das gäbe laut dem Aviatik-Experten am Flughafen Zürich Platz im Roll- und Standplatzbereich, allenfalls auch für ein neues Terminal. Auf diese Weise könnten die Probleme mit Verspätungen und drohenden Kapazitätsengpässen behoben werden.
Prononciert ist Wittmer zudem der Meinung, dass bezüglich der Entwicklung des Flughafens Zürich nicht der Standortkanton, sondern die Schweizer Bevölkerung das letzte Wort haben sollte. Ein gutes Drehkreuz sei für die Volkswirtschaft zentral. So gesehen sei Zürich ein Schweizer Hub, seine Entwicklung müsse Sache der Schweizer Politik sein.
Dass sich ein Flughafen nicht gegen die lokale Bevölkerung betreiben lasse, wie das Gegner der Kompetenzverschiebung geltend machen, lässt Wittmer nicht gelten. Auch bei der Zweitwohnungsinitiative sei in der ganzen Schweiz gegen den Willen der Betroffenen entschieden worden. Es sei auch nicht demokratisch, wenn Nichtzürcher kein Mitspracherecht bezüglich ihres Flughafen hätten.
Andreas Wittmer ist Geschäftsführer des 2005 gegründeten Center for Aviation Competence an der Universität St. Gallen. Dieses unterstützt die Luftfahrt mit Dienstleistungen, Seminarien und Konferenzen auf wissenschaftlicher Basis und ist eine Anlaufstelle für Fragen in Zusammenhang mit der Luftfahrt. Wittmer ist zudem nebenamtlicher Leiter beim Büro für Flugunfalluntersuchungen der Schweiz.