Die Swisscom ist in den letzten Jahren zur Nummer eins auf dem Schweizer TV-Markt aufgestiegen. Als eine Erklärung dafür gilt das breitere Fussball- und Eishockey-Angebot. Doch diese Vormachtstellung ist bedroht, denn dieser Tage haben Auktionen für die Übertragungsrechte ab 2017/18 begonnen. Die Swisscom wird mitbieten, hat aber gewichtige Konkurrenz.
Fast 1,4 Millionen TV-Anschlüsse verzeichnet Swisscom aktuell. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren waren es noch eine halbe Million weniger. Ende 2015 löste der Telekomkonzern UPC Cablecom als Schweizer Marktführer im TV-Geschäft ab.
Als ein Grund für diese Erfolgsgeschichte gilt das Sportangebot von Swisscom TV. Die Swisscom-Tochter Cinetrade/Teleclub hatte 2012 die Übertragungs- und Vermarktungsrechte für die obersten beiden Ligen der Schweizer Fussballmeisterschaft gekauft.
Auch die Rechte für die Spiele der Eishockeymeisterschaft liegen bei ihr. Das Nachsehen hatten damals Kabelnetzbetreiber, die gemeinsam mit der SRG ebenfalls um die Rechte geboten hatten. Die Fussball- und Eishockeyrechte sind bis 2017 im Besitze der Swisscom.
Das könnte sich ändern, denn in diesen Tagen haben Auktionen für die Übertragungsrechte ab den Saisons 2017/18 begonnen. Die Swiss Football League (SFL) hat am 25. April das Ausschreibungsverfahren gestartet, wobei Angebote bis am 20. Mai abgegeben werden können.
Danach soll es schnell gehen: “Wir hoffen, die Vergabe bis zum Beginn der Fussball-EM abzuschliessen”, sagt Kommunikationschef Philippe Guggisberg auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Der Anpfiff zur Euro in Frankreich erfolgt am 10. Juni.
Laut Guggisberg wurden verschiedene Pakete ausgeschrieben. Details dazu sind nicht öffentlich. Denkbar sind unterschiedliche Kombinationen von Live-Spielen der beiden höchsten Ligen sowie Zweitverwertungslizenzen. Nach Ablauf der ersten Angebotsfrist sind Verhandlungen möglich.
Der Verbandssprecher betont ausserdem, dass der Preis nicht das einzige Vergabekriterium sei. Es gehe auch um Sendeformate und technisches sowie redaktionelles Know-how. Die Rechte sollen für mindestens vier Saisons vergeben werden.
Die Swiss Ice Hockey Federation (SIHF) hat die Ausschreibung für ihre Rechte – ebenfalls für mindestens vier Saisons – am 2. Mai gestartet. Die Rechte würden in “zahlreichen Rechtepaketen” vergeben, heisst es in einer Mitteilung. Diese seien auch durch die Art der Verwertung (Live, Highlight, Nachverwertung) unterteilt und würden für eine Ausstrahlung über alle Plattformen ausgeschrieben – also für TV, Internet und Mobilfunk.
Swisscom-Chef Urs Schaeppi gab am Dienstag im Rahmen der Quartalsberichterstattung bekannt, dass das Unternehmen erneut mitbieten werde. Konkretere Angaben wollte er keine machen.
Er muss sich auf harte Konkurrenz einstellen. Wie AWP aus verschiedenen Quellen weiss, erwägen mehrere Medienunternehmen Gebote abzugeben.
Vor allem aber hat vor kurzen der Verband der Kabelnetzbetreiber Suissedigital angekündigt, er bewerbe sich ebenfalls für die Rechte. Die rund 200 Mitglieder des Verbands mit ihren zusammen 2,5 Millionen TV-Kunden hätten sich dazu zu einem Konsortium zusammengeschlossen.
Mit von der Partie seien neben den grossen Anbietern UPC Cablecom und Quickline auch kleinere wie zum Beispiel Rii-Seez-Net und GGA Maur. Das gemeinsame Vorgehen werde auch in der Westschweiz mitgetragen.
Swisscom-Chef Schaeppi gibt sich aber gelassen: Der Erfolg von Swisscom im TV-Geschäft hänge nicht allein vom Schweizer Live-Sport-Angebot ab: “Wenn wir die Übertragungsrechte für Fussball und Eishockey nicht bekommen würden, wäre das keine Katastrophe.” Das TV-Angebot der Swisscom sei auch ohne diese sehr gut – gerade auch beim internationalen Sport.
Wegen der Sportrechte gab es in den letzten Jahren ein juristisches Hickhack. Auf dem Tisch liegt ein Verfügungsentwurf des Sekretariats der Wettbewerbskommission (Weko), der eine Busse von 143 Mio. Fr. vorsieht.
Gemäss dem Entwurf hat Swisscom eine marktbeherrschende Stellung bei der Bereitstellung nationaler Fussball- und Eishockeyübertragungen inne und soll diese Marktmacht missbraucht haben. Die Swisscom wies die Vorwürfe stets zurück.